Planet im Aufbruch
Nur ganz am Ende, wenn man sie ins Meer geworfen hatte und die Kinder sich an ihnen gütlich taten, wurde inmitten des Blutes und der Kränze geschrien. Blut und Schreie waren der Mutter angenehm. Die Mönche sangen und bemerkten nicht, daß Stark zu lächeln aufgehört hatte.
Er wußte, daß der Tod durchs glatte Wasser geeilt kam, um sich auf ihn zu werfen. Der Lebenswille regte sich in ihm.
Ashton war zu seiner Rechten. Links von ihm war ein Mönch, ein zweiter, und dann der ungeschützte Rand der Stufen.
Stark schwang seinen linken Arm mit heimtückischer Kraft. Der Schlag traf den ersten Mönch am Hals und warf ihn auf die, die hinter ihm die Treppe heraufkamen. Er klammerte sich an den zweiten und stürzte mit ihm nach hinten. Blaue Kutten kamen ins Taumeln und fielen in das flache Wasser. Stark stürmte los, warf weitere Mönche ins Wasser, schlug sich eine Bresche frei. Hände griffen nach, rissen die Kränze ab, konnten aber auf seiner geölten Haut keinen Halt finden. Manche Finger hatten Krallen, die blutige Spuren rissen, doch aufhalten konnten sie ihn nicht.
Der Blaurock mit dem Horn drehte sich verblüfft um. Er hatte ein viehisches Gesicht. Stark nahm ihm das Horn. Er schlug es ihm ins Gesicht, und der Mönch wirbelte ins Wasser. Stark schlug mit dem Horn wie mit einer Riesenkeule um sich und räumte die obersten Stufen ab.
Er schrie: »Simon!«
Dann hörte er, wie eine schwache Stimme seinen Namen rief. N’Chaka, Mann ohne Stamm. Plötzlich begriff er, die Stimme war in seinem Geist, und er erkannte sie und rief: »Gerd!«
Er hatte es laut gesagt, und Simon Ashton blickte mit leeren Augen zu ihm auf und lächelte.
Gerd, töten!
Zu weit, N’Chaka. Kämpfen.
Stark kämpfte, schwang seine Keule, bis sie sich verbogen hatte. Er warf sie beiseite. Er packte Ashton und sprang mit ihm ins Wasser, dort, wo es auf der meerzugewandten Seite des Podestes tief war, wo sich die Kinder dem Tempel näherten, um das Opfer mit der Göttin zu teilen. Das Wasser war überraschend tief.
Er zog Ashton hinter sich her, schwamm um die geborstene Wand herum und strebte zum nahen Ufer. Hinter ihm rissen sich die Mönche die Kutten von den Leibern und setzten ihm nach.
Kaum hatte Stark den Tempel verlassen, als er das Schiff sah. Es schoß parallel zur Küste auf ihn zu.
Die Mönche schwammen fast so behend wie ihre gänzlich mutierten Brüder. Die Kinder riefen mit ihren unmenschlichen Stimmen, und die Mönche antworteten ihnen.
Ashton widersetzte sich Stark wie einer, der eben unsanft geweckt worden ist. Er verlangsamte Starks Tempo beträchtlich. Als sie auf das schlammige Ufer krochen, waren ihnen die Mönche so dicht auf den Fersen, daß einer die Krallen in Ashtons Bein schlug und ihn zurückzerrte.
Ashton erwachte aus seinem stillen Traum.
Er schrie auf und setzte sich zur Wehr. Stark brachte beide Hände unter das Kinn des Mönches, riß es hoch und brach ihm das Genick. Ashton kroch auf allen vieren blutend von ihm fort.
Stark wollte ihm nach, aber überall wanden sich tierische Leiber auf das Ufer. Hände faßten nach seinen Knöcheln. Er beugte sich nieder, um sich zu befreien, und wurde von weiteren Händen gepackt. Man sprang ihn an, und er stürzte hin, rollte mit einer Last fischiger Körper durchs flache Wasser. Ashton nahm einen Stein und kam, um Schädel zu spalten.
Stark kämpfte sich frei. Aber sie rissen ihn und Ashton mit dem schieren Gewicht ihrer Körper wieder nieder. Und plötzlich schrien alle Mönche auf. Die Schläge hörten auf. Das Gewicht der Leiber nahm ab. Die auf ihm blieben, erschlafften.
Stark wälzte sie von sich und stemmte sich hoch. Die Mönche lagen im Schlamm und hatten vor Entsetzen verzerrte Gesichter. Das Schiff trieb jetzt im flachen Wasser vor der Küste. Er konnte die weißen Köpfe der Hunde über der Reling sehen.
Wir töten, N’Chaka. Komm her.
Die Kinder des Meeres kamen nicht näher. Einige trieben mit dem Gesicht nach unten im Wasser. Die noch am Leben waren entfernten sich mit wilden Schlägen.
Stark stand auf und half Ashton auf die Füße. Er zeigte auf das Schiff. Die beiden wußten nicht, wie es hierher gekommen war. Sie gingen ins Wasser und schwammen zu ihm. Man ließ Seile herab und half ihnen mit starken Armen an Bord.
Stark sah Gesichter, hörte laute Stimmen, erkannte die Hunde, die sich um ihn scharten, doch das einzige, das er wirklich klar sah, war das Gesicht Gerriths. Sie trat zu ihm, und er umarmte sie trotz Blut und
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