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Planet im Aufbruch

Planet im Aufbruch

Titel: Planet im Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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die Wirbel, mit denen er sich ins Meer ergoß, warfen den Einbaum hin und her. Sie lenkten ihn mit den Paddeln zum Ufer hin.
    »Licht«, sagte Ashton.
    Der Dschungel hatte sich gelichtet. Sie konnten das ganze Riesengebäude am Ende der Landzunge übersehen. Tief unten gab es Öffnungen, aus denen Licht schimmerte. Stark bemerkte, daß ein Teil des Tempels abgesunken und geborsten war und sich zum Meer zu neigte.
    Er blickte in die weißen Wogenkämme hinaus und sah, daß sich dort Wesen bewegten, dunkle Leiber, die sich aus dem Wasser schnellten, durch die Wellen pflügten. Und er wußte, warum die Flußmündung so verlassen und einsam war.
    Ashton suchte das Ufer ab. »Ich sehe eine Landestelle, Eric, und Boote, zwei Boote.«
    »Nichts wie zum Ufer«, sagte Stark. Er tauchte sein Paddel tief ein und trieb den Einbaum weiter.
    Der Einbaum kenterte plötzlich, als sei er gegen ein Riff gestoßen.
    Unter der Wasseroberfläche war es stockdunkel. Kräftige Körper wirbelten das Wasser auf. Stark kämpfte sich an die Oberfläche und sah Ashtons Gesicht ganz in der Nähe. Er schwamm auf den Freund zu und zog das Messer aus dem Gürtel.
    Ashton verschwand mit einem erstickten Schrei.
    Andere Köpfe tauchten auf. Sie hatten keine Ohren und waren glatt wie Seehundschädel, hatten verkümmerte Nasen und Raubtiermäuler. Sie sahen Stark aus Augen wie Perlen an und lachten, die Kinder des mütterlichen Meeres, grausam und kaum noch menschlich zu nennen.
    Stark tauchte und schwamm wie wild blind darauf los, suchte Ashton und wußte, daß er ihn nicht finden würde. Die Geschöpfe spielten mit ihm. Sie ließen ihn dreimal auftauchen und nach Luft schnappen, ließen ihn Ashton sehen. Dann sah er nichts mehr. Hände mit Klauen und Schwimmhäuten zogen ihn herab. Er verlor das Messer.
    Er hatte einst ein Kind des Meeres mit den bloßen Händen getötet. Er versuchte es jetzt wieder, aber die glatten Körper entwanden sich ihm, bis ihm die Lungen fast platzten und es ihm rot vor Augen wurde. Diesmal ließen sie ihn nicht auftauchen.
    Als er zu sich kam, lag er auf hartem Stein und erbrach Wasser. Als er genug nach Luft geschnappt hatte und wieder denken konnte, sah er, daß er sich an der Landungsstelle des Tempels befand, und daß Ashton nicht weit von ihm nach Atem rang, während ihm ein Mann in einem blauen Gewand auf den Rücken klopfte.
    Aus dem Tempel kam eine Anzahl Blaugewandeter mit Fackeln. Ashton atmete wieder, und der Mann hörte auf, ihm den Rücken zu klopfen, und wandte sich Stark zu. Seine Augen waren die der Kinder des Meeres, und die Hände hatten Schwimmhäute zwischen den Klauen.
    »Ihr seid Außerirdische«, sagte er. »Ihr habt unseren Tempel beraubt.«
    »Wir nicht«, antwortete Stark. »Es waren andere Männer.« Er richtete sich auf und warf einen Blick auf Ashton. »Warum haben uns die Kinder nicht getötet?«
    »Wer hierher kommt, gehört der Mutter und muß mit ihr geteilt werden. Auch ihr werdet mit ihr geteilt werden.«
    Er sprach schwerfällig. Als er lächelte, sah Stark die großen Reißzähne in seinem Maul. »Du willst gern fliehen, Fremder? Versuche es. Du hast die Wahl. Wasser oder Land, wofür wirst du dich entscheiden?«
    Einige der Mönche hatten lange dünne Rohre aus Elfenbein unter ihren Kutten hervorgezogen, und die Rohre waren auf Stark gerichtet. Blasrohre, die sicher vergiftete Pfeile verschossen.
    »Ein verläßliches Gift«, sagte der Blaurock. »Du bleibst am Leben und behältst das Bewußtsein, wenn die Kinder dich untereinander aufteilen.«
    Stark blieb, wo er war, und widersetzte sich nicht, als der Mönch mit menschlichem Gesicht, an dem jedoch die Ohren fehlten, kam und ihm die Hände fesselte.
    »Seid ihr Mischwesen?« fragte er den Blaurock. »Habt ihr euch zurückentwickelt? In euren Adern fließt das Blut der Kinder.«
    Stolz und demütig zugleich antwortete der Mann: »Wir gehören zu den wenigen, die die Mutter sich zu besonderen Dienern erwählt. Wir sind die Seegeborenen, die auf dem Land leben müssen, um sich um den Tempel der Mutter zu kümmern.«
    Er blickte dann zum Himmel, überschlug die Zeit, die bis zum Morgen blieb, und sagte zu seinen Brüdern: »Wir müssen jetzt mit den Vorbereitungen anfangen. Die Feier findet in der Dämmerung statt.«
    Der Weg zum Tempel war breit und stieg leicht an. Selbst Gefesselte hatten keine Mühe, ihn zurückzulegen. Die Größe des Gebäudes wurde so recht sichtbar. Seine gewaltige Masse lag im Licht der Sternhaufen und lief in

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