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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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der Luft, aber der Druck war so hoch, dass ich das Gefühl hatte, mich unter Wasser zu befinden. Die Dinge wirkten irgendwie verzerrt.
    Zuerst vermochte ich nicht zu sagen, welches Ende der Gondel hervorragte, doch beim Näherkommen identifizierte ich den vorderen Abschnitt. Er war aufgeplatzt wie ein Würstchen, wobei der Riss durch die Mitte verlief. Ich sah die ›Schmauchspuren‹ der Aerobakterien an der Außenseite der Hülle.
    Mit einem plötzlichen Anflug von Hoffnung sah ich, dass die Abteilung, in der die Rettungskapsel sich befunden hatte, leer war. War Alex aus dem Schiff heraus-gekommen? War er mit der Kapsel in den Orbit gegangen?
    Dann wurde ich mir bewusst, dass es keinen Unterschied machte, ob er es in den Orbit geschafft hätte oder nicht; seit dem Absturz der Phosphoros waren über drei Jahre vergangen. Es war ausgeschlossen, dass er noch am Leben war, selbst wenn die Kapsel in eine Umlaufbahn gegangen wäre. Zumal man keinen Funkspruch von der Rettungskapsel aufgefangen hatte, nicht einmal ein Signal von einer automatischen Boje.
    Und dann wurde die Frage ohnehin geklärt, denn ich sah die Kapsel. Sie war ein paar Dutzend Meter vom Wrack weg gerollt und von einem wuchtigen glühenden Fels von der Größe eines Einfamilienhauses angehalten worden.
    Und ein paar dieser seltsamen dunklen Linien verliefen auch vom Felsen zur Rettungskapsel. Sie waren zu gerade, um Risse in der Oberfläche darzustellen, zumal sie aus zu vielen verschiedenen Winkeln auf die Spur trafen, die die Kapsel beim Rollen über die steinige Oberfläche gezogen hatte.
    »Was sind das für Linien?«, fragte Fuchs.
    »Das würde ich auch gern wissen«, sagte ich.
    »Sie scheinen von der Rettungskapsel auszustrahlen.«
    »Oder an dem Punkt zusammenzutreffen, wo die Kapsel zur Ruhe gekommen ist«, sagte ich.
    »Aufprallrisse?«, spekulierte er.
    »Sie ziehen sich auch kreuz und quer über die Gashülle«, sagte ich.
    »Dann können es keine Risse sein.«
    »Stimmt«, erwiderte ich. »Aber was sonst?«
    »Finde es heraus.«
    »In Ordnung.«
    »Es kostet uns viel Brennstoff, die Position über dir zu halten«, sagte er. Das war Fuchs’ Art, mir zu sagen, dass ich mich beeilen solle.
    »Ich werde in ein paar Minuten auf der Oberfläche sein«, sagte ich und fragte mich, ob ich die Hecate neben der Kapsel oder neben dem Wrack des Hauptkörpers des Schiffs aufsetzen solle.
    »Untersuche zuerst die Kapsel«, sagte Fuchs, als ob er meine Gedanken gelesen hätte.
    »Dann steigst du auf und fliegst zur Gondel.«
    »In Ordnung«, wiederholte ich. Ich wurde mir bewusst, dass er schon seit einiger Zeit nicht mehr darauf bestand, dass ich ihn mit ›Sir‹ beziehungsweise ›Captain‹ anredete. Respektierte er mich nun als gleichwertig? Oder war es die Vater-Sohn-Beziehung? Schwer zu sagen. Er tat sich genauso schwer mit der Erkenntnis, dass ich sein Sohn war wie ich, dass er mein Vater war. Wir beide waren unvorbereitet mit dieser emotionalen Bürde konfrontiert worden.
    Irgendetwas flackerte im Augenwinkel.
    »Was war das?«, fragte Fuchs schroff.
    »Was?«
    »Das Licht.«
    Ich ließ den Blick über die Steuerkonsole schweifen und schaute durch die Sichtfenster im Boden. Alles schien ordnungsgemäß zu funktionieren.
    »Welches Licht?«
    »Am Horizont«, sagte er unsicher zögernd. »Im Osten.«
    Ich versuchte mich zu erinnern, wo hier überhaupt Osten war und schaute durchs vordere Sichtfenster. Weit entfernt am Horizont drang ein Glühen durch die graugelben Wolken. Es pulsierte und wurde heller.
    »Sonnenaufgang?«, fragte ich.
    »Noch zu früh«, sagte Fuchs. »Außerdem geht die Sonne im Westen auf.«
    Das stimmt, sagte ich mir. Doch woher kam dann das Licht im Osten?
    »Warte«, sagte Fuchs. »Wir erhalten gerade eine Nachricht von der Truax.«
    Welche Nachricht die Truax wohl für uns hatte?, fragte ich mich. Eine Warnung, antwortete eine innere Stimme. Ja, aber eine Warnung wovor?
    Es dauerte nur ein paar Augenblicke, bis ich die Antwort hatte.
    »Ein erneuter Vulkanausbruch«, ertönte Fuchs’ Stimme im Helmlautsprecher.
    »Ein erneuter Ausbruch?«
    »Kein Grund zur Sorge. Er ist vierhundert Kilometer weit entfernt.«
    Ich schluckte schwer und versuchte nicht an Greenbaum zu denken, doch vor dem geistigen Auge sah ich die Freude in seinem Gesicht. Das wäre vielleicht der zweite venusische Vulkanausbruch in einer halben Milliarde Jahren. Und wir würden ihm die Daten aus erster Hand liefern!
    Falls wir nicht vorher

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