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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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der Countdown bei T minus eins in den Automatikmodus wechseln würde. Die Zeit reichte nicht für den Versuch, die Reaktionszeiten der Steuerung zu verbessern.
    »Nichts, vergiss es. Bereit für Trennungssequenz.«
    Schweigen auf der Brücke, bis die synthetische Stimme des Computers meldete:
    ›T minus eine Minute. Trennungssequenz eingeleitet.‹
    »Gut«, sagte ich.
    ›T minus fünfzig Sekunden. Interne Energieversorgung an.‹
    Ich hörte Pumpen anlaufen. Die Lampen der Instrumentenkonsole flackerten für einen Moment und leuchteten dann stetig. Ich wusste, dass das Kühlsystem des Anzugs funktionierte, und ich hörte auch das Summen des kleinen Helmlüfters, und doch war ich schweißgebadet. Die Nerven. Reine Nervensache.
    ›T minus dreißig Sekunden. Laderaumluke öffnet sich.‹
    Durch die dicke Hülle der Hecate und die Isolierung des Anzugs hörte ich das leise Rumpeln der langsam zurück schwingenden Luke. Von meiner Bauchlagen-Position in der spitzen Nase der Hecate schaute ich durch die dicke Quarzscheibe, die unter der Instrumentenkonsole in den Boden des Cockpits eingelassen war. Aber ich sah nur das Innere des Helms! Ich musste den Kopf drehen und den Hals recken, um das Fenster durchs kleine Helmvisier überhaupt zu sehen.
    Und da war sie, die öde, glühende Oberfläche der Venus. Sie glühte wie ein Meer aus Lava. Ich fühlte diese Hitze förmlich, wie sie zu mir heraufwaberte und nach mir griff. Ich wusste, dass das nur Einbildung war, denn wir standen noch immer ein paar Kilometer über der Oberfläche; und doch spürte ich, wie der heiße Atem des Planeten gegen mich anbrandete.
    Ich starrte auf diese rotglühenden Felsen, während der Countdown sich dem Ende näherte.
    ›Drei ... zwei ... eins ... ausklinken‹, ertönte die seelenlose Stimme des Computers.
    Mit einem Knall, bei dem mir fast das Herz stehengeblieben wäre, lösten die Halterungen sich, die die Hecate fest im Griff gehabt hatten, und ich fiel durch die dichte Luft der Venus der entfernten harten Oberfläche entgegen. Ich war vor Angst wie gelähmt und hatte das Gefühl, der Magen würde sich mir umdrehen. Es war, als ob ich durch den längsten Aufzugsschacht des Universums einem flammenden Hochofen entgegengestürzt wäre. Aber langsam, schön langsam wie in einem Albtraum.
    Fuchs’ Stimme rauschte im Lautsprecher:
    »Kopfüber geschleudert aus luftiger Höh’, wie eine lodernde Fackel, dem Bodenlosen Untergang entgegen ...«
    Und er lachte. Lachte!
    Das riss mich aus der Starre. Ich trat in die Pedale, fuhr mit den Fingern über die Sensorflächen und versuchte, die Hecate in eine horizontale Lage und einen ordentlichen Gleitflug zu bringen.
    »Die Nase hoch«, instruierte Fuchs mich. »Zieh sie nicht runter! Geh auf die richtige Geschwindigkeit, und sie geht automatisch auf den Gleitpfad.«
    »Gut«, sagte ich, trat in die Pedale und betätigte die Steuerung.
    »Du überziehst sie!«, schrie er so laut, dass ich zusammenzuckte.
    Ich versuchte verzweifelt, ein Gefühl für die Steuerung zu bekommen. Sie reagierte nicht wie in der VR-Simulation. Ich erinnerte mich plötzlich daran, wie ich zum ersten Mal ein Pferd zu reiten versucht hatte und wurde mir bewusst, dass dieses ›Pendant‹ des Automobils ein eigenes Bewusstsein hatte und auch nicht mechanisch auf meine Lenkbefehle reagierte.
    »Ich hätte selbst runtergehen sollen«, grummelte Fuchs.
    Langsam bekam ich ein Gefühl für die Steuerung, doch ein Blick auf die Kursprofil-Anzeige in der Konsole zeigte mir, dass ich weit von der richtigen Geschwindigkeit und dem Abstiegswinkel entfernt war. Vor allem die Sinkflug-Steuerung eagierte ausgesprochen träge; ich vermochte das Pedal nicht ganz durchzutreten.
    Der Flugplan sah vor, dass ich mich dem Wrack der Phosphoros auf einer spiralförmigen Bahn näherte, während Fuchs mit der Lucifer in drei Kilometern Höhe kreiste. Ich tastete das Wrack mit jedem Instrument an Bord der Hecate ab, von denen es aber nicht viele gab: Radar, Infrarot- und optische Sensoren. Das Infrarot war praktisch nutzlos angesichts des gewaltigen Wärmeflusses von der Oberfläche.
    Greenbaums Theorie der planetaren Eruption schoss mir durch den Kopf. Was, wenn die Venus beschloss, sich just in diesem Moment umzustülpen? Ein Vulkan war schon weniger als tausend Kilometer entfernt ausgebrochen. Was, wenn die ganze Oberfläche plötzlich schmolz und die tief im Innern gespeicherte Hitze sich plötzlich Bahn brach?
    Nach einer Wartezeit von

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