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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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fünfhundert Millionen Jahren beschließt der Planet genau in dem Moment, wo ich hier bin, die Oberfläche wegzusprengen. Ich würde keine Minute überleben; nicht einmal die Lucifer würde der Katastrophe entrinnen.
    Das wird nicht passieren, rief ich mich zur Ordnung. Mach dich nicht selbst verrückt.
    Ich erinnerte mich an den frustrierten Ausdruck in Greenbaums Gesicht, als er die Wahrscheinlichkeit, dass der Kataklysmus sich gerade in dem Moment ereignete, wo wir ihn beobachteten – oder in ihm umkamen –, praktisch auf Null veranschlagte.
    »Bleib im Profil!«, blaffte Fuchs.
    Das versuchte ich auch die ganze Zeit, doch stellte der Erfolg sich nicht schnell genug ein, um mir nicht seinen Zorn zuzuziehen. Ich biss die Zähne zusammen und strich mit den Fingerspitzen über die Sensorfelder, wobei ich mir eher wie ein Kind vorkam, das auf einer Magnettafel herumkritzelte, als ein furchtloser Astronaut, der den ersten kontrollierten Abstieg zur Oberfläche der Venus unternahm.
    »Wo sind die Bilder?«, fragte Fuchs.
    Ich sah auf der Steuerkonsole, dass ich den Kanal nicht eingeschaltet hatte, der die telemetrische Übertragung der Bilder für die Sensoren der Hecate besorgte.
    »Kommen sofort«, sagte ich, wobei ich den knappen Tonfall der Astronauten imitierte, an den ich mich von den alten Videos erinnerte.
    Ich legte das Bild der optischen Kamera auf den Monitor direkt vorm Gesicht. Nun sah ich auch den Grund für Fuchs’ Unzufriedenheit: Die Darstellung zeigte nichts als heißes nacktes Gestein. Sie hätte aber das Wrack abbilden sollen.
    Allmählich stabilisierte ich den Flug der Hecate und brachte das Schiff auf Kurs. Die Schubdüsen benutzte ich nicht, denn die würde ich erst dann brauchen, wenn ich von der Oberfläche wieder aufstieg. Also stellte ich beide gestiefelten Füße aufs Pedal, mit dem die Steuerflächen bedient wurden. Auf diese Art vermochte ich sie leichter zu betätigen. Natürlich bekam ich einen Wadenkrampf, der so stark war, dass ich vor Schmerz fast aufgeschrien hätte. Aber ich hielt durch – wild entschlossen, zum Wrack abzusteigen und die sterblichen Überreste meines Bruders zu suchen.
    In gewisser Weise war es wirklich mit dem Ritt auf einem Pferd zu vergleichen. Die Hecate hatte ihren eigenen Willen, und ich musste lernen, damit zurechtzukommen. Die Steuerung reagierte schrecklich träge und langsam, doch mit der Zeit bekam ich ein Gefühl dafür und richtete die Sensoren auf das unter mir liegende Wrack aus. Ein Flug im eigentlichen Sinn war es nicht; die Atmosphäre der Venus war so dicht, dass der Abstieg eher dem Tauchgang eines Unterseeboots ähnelte.
    Zunächst gab es nicht viel zu sehen. Die Gashülle der Phosphoros war kollabiert und hatte die Gondel des Schiffs fast vollständig unter sich begraben. Ich sah nur ein Ende der Gondel unter dem deformierten und zerrissenen Metall hervorlugen. Große Teile fehlten, schienen abgefressen zu sein. Sie mussten sich noch für einen längeren Zeitraum in den mikrobengeschwängerten Wolken aufgehalten haben als wir in der Hesperos. Und da waren die Konsequenzen schon fatal gewesen.
    Als ich langsam tiefer ging, erkannte ich die typischen ›Schmauchspuren‹ an dem Ausschnitt der Gondel, der unter der zerknüllten Hülle sichtbar war. Die Hülle selbst war mit den dunklen Schlieren und Flecken der Mikroben aus den Wolken übersät. Ich wurde mir bewusst, dass die Phosphoros überhaupt nicht sabotiert worden war. Das war auch gar nicht nötig gewesen. Diese Aerobakterien hatten das Schiff meines Bruders zerstört, genauso wie sie meins zerstört hatten.
    Dann bemerkte ich etwas Seltsames. Gekrümmte Linien zogen sich kreuz und quer über das Wrack, ein Dutzend oder noch mehr dünne Linien, die irgendwie an Schleifen an einer Geschenkpackung oder Paketschnüre erinnerten. Ich fragte mich, was das zu bedeuten hatte. Ich erinnerte mich nicht, dass die Baupläne und Bilder der Phosphoros Bänder oder andere strukturelle Verstärkungen der Gashülle gezeigt hätten. Seltsam.
    »Die Spirale enger ziehen«, befahl Fuchs. »Bleib aufs Wrack ausgerichtet.«
    »Das versuche ich doch«, sagte ich gereizt.
    »Nicht versuchen, sondern tun«, sagte er sarkastisch. »Los!«
    »Komm doch runter und mach’s selbst, wenn du nicht damit zufrieden bist, wie ich es tue«, sagte ich scharf.
    Er schwieg.
    Während ich vorsichtig in der dichten Luft abstieg, sah ich immer mehr Details von dem Wrack. Die Sicht war halbwegs klar, kein Dunst oder Staub in

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