Planeten 03 - Venus
Marguerite blitzschnell. »Was hast du gesagt?«
»Nichts«, blaffte ich. »Ich bin zu beschäftigt, um mich mit dir zu unterhalten.«
»Ja. Ich verstehe. Ich werde auf deiner Frequenz bleiben für den Fall, dass du etwas brauchst.«
Was denn?, fragte ich mich. Gebete? Die letzte Ölung?
Ich trat aufs Schubdüsenpedal, um vom Boden aufzusteigen und zum Wrack zurückzufliegen. Nichts tat sich. Ich trat fester drauf. Das Schiff bewegte sich nicht. Ich hörte zwar das Wimmern der Schubdüsen, aber es rührte sich nichts.
Ich holte tief Luft und fragte mich, welche Optionen ich hatte. Ich drückte auf die Taste für den Ballastabwurf und spürte, wie ein Ruck durchs Schiff ging, als ein Block der Wärme absorbierenden Legierung aus dem Schacht ausgestoßen wurde. Dadurch wurde das Schiff zwar leichter, aber es verkürzte auch die Zeit, die ich an der Oberfläche zu bleiben vermochte, ohne schön kross gebraten zu werden.
Ich versuchte erneut, die Schubdüsen zu betätigen. Das Schiff erzitterte, löste sich aber nicht vom Boden. Ich fragte mich, ob irgendetwas mich festhielt.
Etwas schrammte über die Schiffshülle. Ich hörte ein Schaben und Kratzen auf der metallenen Haut über mir. Bei dem Geräusch schlotterte ich vor Angst.
Dies war nicht die Zeit für halbherzige Maßnahmen. Entweder verschwand ich von hier, oder ich würde in Kürze gegrillt. Also trampelte ich mit beiden Stiefeln zugleich aufs Schubdüsenpedal und trat es durch. Die Schubdüsen heulten auf, und die Hecate erhob sich vom Boden und verharrte in einer Höhe von gut hundert Metern.
Ich versuchte verzweifelt, sie unter Kontrolle zu bringen. Für einen Moment glaubte ich, sie würde sich auf den Rücken drehen und sich senkrecht in den Boden bohren. Aber ich fing sie ab. Die Finger huschten über die Sensorflächen, und sie reagierte, ging in eine waagrechte Position und richtete die Nase wieder aufs Wrack aus.
Als ich auf dem Gestein landete, sah ich, dass die Hecate bedenklich nach links kippte, als ob die Landekufe an dieser Seite verbogen oder abgerissen wäre. Egal, sagte ich mir, solang die Hülle unbeschädigt ist.
Ich hatte sie neben Alex’ Wrack gelandet. Nun musste ich die verbrannten Finger wieder in diese verdammten Waldos stecken und die Greifarme betätigen.
Ich tat es, obwohl der Schmerz mir die Tränen in die Augen trieb. Mit der Metallzange packte ich die Handläufe an der Außenhaut der Rettungskapsel, arretierte sie und zog die Hände aus den Waldos. Für ein paar Momente lag ich einfach nur da, schweißgebadet und mit schmerzenden Fingern.
Ich stellte mir vor, wie ich im Eismeer schwamm und mich zwischen Eisschollen tummelte. Die Hände taten noch immer weh. Ich hätte die Handschuhe wieder anziehen sollen; das wäre wohl das klügste gewesen. Die Vorsicht und das Sicherheitsbewusstsein rieten mir dazu. Aber die Hände schmerzten so sehr, dass ich das nicht einmal in Erwägung zog.
»Ich habe die Kapsel«, meldete ich, »und ich bin bereit zum Aufsteigen.«
Zunächst kam keine Antwort. Mir stockte das Herz. Dann ertönte Marguerites Stimme.
»Der Kapitän schätzt, dass wir in etwa zehn Minuten über dir sein werden.«
Unwillkürlich stieß ich einen Pfiff aus. Sie mussten weit abgetrieben worden sein.
»Ich hebe nun ab«, sagte ich. »Ich werde in einer Höhe von zwei Kilometern schweben, bis ich die Anweisung zum Rendezvous bekomme.«
Diesmal ließ die Antwort noch länger auf sich warten. Ich hatte keine Lust, eine Sekunde länger als nötig auf der Oberfläche zu bleiben.
Fuchs’ Stimme ertönte: »Okay, aber halte dich unter zwei Kilometern. Das letzte, was wir jetzt gebrauchen könnten, wäre ein Zusammenstoß in der Luft.«
»Verstanden«, sagte ich und fügte im Stillen hinzu: Das letzte, das ich will, ist hier in diesem Ofen zu schmoren.
Ich fuhr mit den Fingernägeln über die Sensorfelder, weil ich sie nicht mit den verbrannten Fingern berühren wollte und bereitete den Aufstieg des Schiffs vor.
Dann sah ich etwas Seltsames. Als ob diese ganze Höllenlandschaft nicht seltsam genug gewesen wäre.
Aber ein paar dieser Linien auf dem Wrack hatten sich erneut bewegt. Ich mir
war
absolut sicher. Und dann löste eine der Linien sich vor meinen Augen vom Wrack und schwankte in der Luft wie ein dünner Arm, der hilfesuchend winkte.
Und dann noch einer. Und noch einer.
»Sie leben!«, kreischte ich.
»Was?«
»Schaut«, platzte ich heraus. »Schaut sie euch an! Arme, Tentakel, Fühler – was auch
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