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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Brücke über den schiefen Gang zur Luftschleuse, wo die Anzüge gelagert waren.
    »Sie wird sich umbringen«, flüsterte Marguerite heiser, als ob sie Selbstgespräche führte. Sie wiederholte es immer wieder, auch als ich ihr in den Anzug half. »Sie wird sich umbringen.«
    »Ich werde das nicht zulassen«, sagte ich mit einer Verwegenheit, die ich gar nicht verspürte. »Ich sorge dafür, dass sie den Anzug anlegt und zur Rettungskapsel kommt – und wenn ich sie dorthin tragen müsste.«
    Das sagte ich nur, um Marguerite zu beruhigen, und ich bin sicher, dass sie das auch wusste. Aber sie ließ es geschehen, dass ich ihr beim Anlegen des Anzugs half und den Rückentornister kontrollierte.
    Dann nahm ich von den übrigen Anzügen denjenigen, der optisch den besten Eindruck machte, und wir wankten den Gang entlang zur Brücke. Das Bocken und Schlingern des Schiffs schien sich etwas zu legen. Vielleicht waren wir in eine Region mit kalter, ruhiger Luft vorgestoßen oder wir befanden uns in einem Gleichgewichtszustand mit dem äußeren Luftdruck.
    Wir erreichten die Brücke, und ich bot dem Captain an, die Steuertriebwerke zu bedienen, während sie den Anzug anlegte.
    Sie lächelte mich mitleidig an. »Wenn ich ein paar Tage Zeit hätte, um Sie einzuweisen ...«
    »Dann soll Rodriguez doch raufkommen«, schlug ich vor.
    »Ich hole ihn«, sagte Marguerite. Duchamp hielt ihre Tochter mit erhobener Hand zurück und sagte: »Das Interkom funktioniert noch, Liebes.«
    »Dann rufen Sie ihn!«, befahl ich.
    Sie schien sich das für einen Sekundenbruchteil durch den Kopf gehen zu lassen und drückte auf die Interkomtaste in der Sitzlehne. Ehe sie etwas zu sagen vermochte, leuchtete die Nachrichtenlampe auf der Kommunikationskonsole auf.
    »Eingehenden Anruf beantworten«, befahl Duchamp dem Computer.
    Lars Fuchs breites Gesicht mit den Hängebacken füllte den Bildschirm aus. Er schaute grimmig.
    »Ich habe euren Notruf aufgefangen«, sagte er sachlich und ohne Begrüßung.
    Der Hauptrechner der Hesperos war darauf programmiert, beim Überschreiten bestimmter Sicherheitsgrenzwerte einen Notruf abzusetzen. In dem Moment, als der Alarm ausgelöst und automatisch Verschlusszustand im Schiff hergestellt wurde, musste der Computer den Notruf abgestrahlt haben. In zehn Minuten, so wurde mir bewusst, würden wir eine Anfrage von der IAA auf der Erde bekommen: Eine Standard-Sicherheitsroutine für alle Raumflüge.
    »Wir bereiten uns auf den Ausstieg aus dem Schiff vor«, sagte Duchamp. »Haben keinen Auf trieb mehr.«
    »Dranbleiben«, sagte Fuchs. Sein Mienenspiel changierte zwischen Verärgerung u d n
    Empörung. »Ich nähere mich euch mit Höchstgeschwindigkeit. Ihr könnt auf die Lucifer überwechseln.«
    Seltsamerweise erweichte Duchamps Gesichtsausdruck sich. »Das musst du nicht tun, Lars.«
    »Den Teufel muss ich nicht«, sagte er gereizt. »Die IAA-Bestimmungen verlangen von jedem Schiff, das ein Notsignal empfängt, jede mögliche Hilfeleistung. Erinnerst du dich?«
    »Aber du kannst...«
    »Wenn ich euch nicht zu Hilfe komme«, sagte er schroff, »dann wird die IAA mich zum Trocknen an die Leine hängen. Sie würde nur zu gern ein Exempel an mir statuieren. Am Hals würden sie mich aber nicht aufhängen.«
    Ich studierte sein Gesicht, das auf dem Hauptbildschirm der Brücke überlebensgroß abgebildet wurde. Ich erkannte Zorn, großen Zorn. Eine tiefere Bitterkeit, als ich sie je gesehen hatte. Lars Fuchs machte den Eindruck eines Manns, der sein Leben lang schwerwiegende Entscheidungen hatte treffen müssen – brutale Entscheidungen, die ihn jeglicher Lebensfreude und Hoffnung beraubt hatten. Freudlos. Das war es. Das war es, wodurch sein Gesicht sich von allen anderen unterschied, die ich bislang gesehen hatte. Da war keine Spur von Freude in ihm. Es schien eine abwegige Annahme zu sein, dass er irgendwann einmal einen Moment des Glücks erleben würde. Diese Hoffnung auf ein bisschen Glück hatte er vor langen Jahren fahren lassen.
    Ich brauchte nur ein paar Sekunden, um zu diesem Schluss zu gelangen. Und in dieser Zeit traf auch Duchamp eine Entscheidung.
    »Wir haben nur noch ein paar Minuten, bis die Gondel auseinanderbricht, Lars.«
    »Legt die Anzüge an. Die Luzifer wird ...« – sein Blick schweifte zu einem Anzeigegerät, das von den Kameras nicht erfasst wurde – »... in zwölf Minuten auf Transferdistanz herankommen.«
    Duchamp atmete tief durch und nickte. »In Ordnung. Wir werden bereit sein.«
    »Und

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