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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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sagte Rodriguez und deutete dann auf mich. »Sie zuerst, Mr. Humphries.«
    Ich musste ein paarmal schlucken, bevor ich imstande war, ihm zu antworten. »In Ordnung. Dann Marguerite.«
    »
Yes, Sir
«, sagte Rodriguez.
    Es war nicht nötig, die Luftschleuse zu evakuieren. Ich öffnete einfach die Innenluke und drückte dann die Taste, mit der die Außenluke geöffnet wurde. Nichts geschah.
    Für einen Moment stand ich wie ein dummer Junge da und hörte das Pfeifen des Winds. Ich fühlte mich in der Falle.
    »Manuelle Öffnung!«, sagte Rodriguez ungeduldig.
    »Okay«, sagte ich und versuchte einen letzten Rest von Würde zu bewahren.
    Ich drehte am Rad, worauf die Außenluke sich quälend langsam öffnete. Rodriguez gab mir die ersten verbundenen Leinen. Er und Marguerite verknüpften eilig die restlichen Seile.
    »Befestigen Sie das Ende an einer Leitersprosse«, sagte er zu mir.
    »Okay«, wiederholte ich. Das war das einzige Wort, das mir noch einfiel.
    Ich beugte mich aus der offenen Luftschleuse, um die Leine zu befestigen – und bei dem, was ich sah, geriet ich schier in Panik.
    Wir drifteten hoch über einer endlosen Decke gelblicher Wolken, die sich blähten und wogten wie Lebewesen. Und dann erschien die weite Krümmung der Lucifer unter uns – so nah, dass ich befürchtete, wir würden zusammenstoßen und alle dabei draufgehen.
    »Lucifer ist in Position«, hörte ich Duchamps Stimme im Lautsprecher.
    Fuchs’ Schiff wirkte riesig, viel größer als unseres. Es kam immer näher und schloss langsam, aber zusehends die Lücke zwischen uns. Atemlos hängte ich das Leinenende in die nächste Sprosse der Leiter ein.
    Dann merkte ich, dass Rodriguez direkt hinter mir war und die Leine aus der Luke nachführte. Sie verschwand unter mir und schlängelte sich der bauchigen Hülle der Lucifer entgegen. Sie fiel wie ein hauchdünner Faden, immer tiefer, und erreichte dennoch nicht den Steg, der über die ganze Gashülle des Schiffs verlief.
    Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich den Enzymvorrat gar nicht dabei hatte. Selbst wenn wir es bis zur Lucifer schafften, würde mir die Medizin fehlen, die ich zum Leben brauchte.
    Dann sackte die Hesperos plötzlich ab, und die Gondel stöhnte wieder wie ein Mensch, der qualvoll starb. Mein Blick schweifte über die Hülle, und ich erkannte, dass das Metall mit hässlichen dunklen Schlieren übersät war, die von der Nase bis zur Luftschleusenluke verliefen und noch weiter. Dann sah ich, dass die dünne Metallhaut entlang dieser Schlieren aufplatzte.
    Marguerite und Rodriguez waren hinter mir, und die vier anderen Besatzungsmitglieder – Waller und die Techniker – drängten sich an der anderen Seite der Luftschleusenluke. Sie alle warteten darauf, dass ich endlich den Abstieg zur Lucifer und damit in die Sicherheit einleitete. Ich stand wie erstarrt an der Kante der offenen Luke. Der Abstieg an dieser baumelnden Leine erschien mir alles andere als sicher.
    Das stöhnende Geräusch wurde immer schriller und hörte sich bald an wie das Kratzen von Fingernägeln auf einer Schiefertafel.
    Ich steckte den Kopf wieder in die Schleusenkammer und keuchte, als ob ich einen Tausend-Meter-Lauf absolviert hätte.
    »Die Gondel zerbricht!«, schrie Rodriguez so laut, dass ich ihn durch den Helm und im Lautsprecher zugleich hörte.
    Vor meinen Augen brach der vordere Abschnitt der Gondel mit einem ohrenbetäubendem Kreischen und dem Geräusch von berstendem Metall ab und riss Waller und die Techniker mit. Ihre Schreie drangen als ein entsetztes, schrilles Wimmern aus dem Helmlautsprecher. Ich verfolgte geschockt, wie das vordere Ende sich ganz ablöste und taumelnd und sich überschlagend an mir vorbei stürzte. Die Gestalten in den Raumanzügen wurden in den freien Raum gewirbelt.
    »Hilfe!«, schrie einer von ihnen so schrill und durchdringend, dass ich nicht zu sagen vermochte, wer den Schrei ausgestoßen hatte.
    Ich sah einen Körper auf die Lucifer tief unter uns aufprallen; er verfehlte den Steg und verschwand auf Nimmerwiedersehen, wobei er die ganze Zeit wie am Spieß schrie.
    Ich vermochte kaum aufzustehen; die Knie waren weich wie Gummi. »Jesus, Maria und Josef«, flüsterte Rodriguez, der sich hinter mir in die Luftschleuse quetschte.
    Die Schreie wollten nicht enden und peinigten die Ohren, als ob man glühende Nägel in sie hineingetrieben hätte. Auch nachdem sie abgebrochen waren, hallten sie noch im Kopf nach.
    »Sie sind tot«, sagte Rodriguez mit

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