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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Skalen. Sein Gesicht war trocken, die Augen und Pupillen geweitet. Ich fragte mich, welches Medikament Marguerite ihm wohl verabreicht hatte.
    »Sanja«, sagte Fuchs, »wir gehen wieder runter. Der Notfall ist vorbei. Melde dich auf der Krankenstation.«
    »Ich werde die Pumpen überwachen, Captain«, sagte er störrisch.
    »Melde dich im Krankenrevier. Ich möchte diesen Befehl nicht wiederholen müssen.«
    Die Augen des Manns wurden noch größer. »Ja, Captain. Ich werde gehen.«
    Es dauerte eine Weile, bis die Brücke sich wieder auf eine halbwegs angenehme Temperatur abgekühlt hatte. Fuchs rief das Ende des Notfalls aus. Weil nun meine normale Schicht anfing, blieb ich gleich an der Kommmunikationskonsole sitzen. Fuchs gab mir zehn Minuten Pause, um etwas zu essen und zu verschnaufen.
    Nach neuneinhalb Minuten war ich wieder auf dem Posten.
    »Haben Sie schon von Murphys Gesetz gehört, Humphries?«, fragte er vom Kommandantensessel.
    »Wenn etwas schiefgehen kann, dann wird es auch schiefgehen«, erwiderte ich und schickte hastig ein ›
Sir
‹ nach.
    »Kennen Sie auch den Hintergrund von Murphys Gesetz?«
    »Den Hintergrund, Sir?«
    Er schnaufte geringschätzig. »Sie halten sich doch für einen Wissenschaftler, nicht wahr? Dann sollten Sie sich auch für die Hintergründe von Phänomenen interessieren. Primärursachen.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wieso macht die Klimaanlage in der wärmsten Jahreszeit schlapp? Wieso fällt der Wärmeaustauscher aus, wenn wir ihn am dringendsten brauchen?«
    Ich erkannte, worauf er hinauswollte. »Weil er gerade dann der höchsten Belastung unterliegt.«
    »Genau«, sagte er und lehnte sich im Sessel zurück. »Und nun sagen Sie mir, was als nächstes ausfallen wird. Wo wird Murphy das nächste Mal zuschlagen?«
    Darüber musste ich erst einmal nachdenken. Wir brauchten den Wärmeaustauscher, damit wir beim Abstieg in die Venusatmosphäre nicht bei lebendigem Leib gegart wurden. Wir brauchten auch die Lebenserhaltungssysteme – aber nicht dringender als an dem Tag, als die Besatzung im Erdorbit an Bord gegangen war.
    »Nun?«, fragte Fuchs.
    »Die Pumpen«, riet ich. »Die Pumpen füllen die Gashülle mit Außenluft, damit wir absteigen können.«
    »Und sie besorgen die Trimmung«, ergänzte er.
    »Und wenn wir wieder aufsteigen«, dachte ich laut, »sind wir darauf angewiesen, dass die Pumpen die Luft aus der Hülle drücken und uns leichter machen.«
    »Sehr gut, Humphries«, applaudierte Fuchs spöttisch. »Sehr scharfsinnig. Wenn Ihre Schicht vorbei ist, will ich, dass Sie zu Sanja gehen und sich in die Bedienung der Pumpen einweisen lassen.«
    »Ich?«
    »Sie, Mr. Humphries. Hier an der Kommunikationskonsole ist Ihr Talent vergeudet.
    Das ist eine viel zu einfache Aufgabe für einen so brillanten Kopf wie Sie.«
    Er hatte mich auf dem Kieker; nur dass ich nicht wusste, wieso. Die beiden anderen Techniker auf der Brücke wirkten so unbeteiligt wie immer, obwohl ich den Eindruck hatte, dass sie einen kurzen Blick wechselten.
    »Ja, Humphries«, fuhr Fuchs fort, »es wird Zeit, dass Sie sich Ihre Aristokratenhände mal ein wenig schmutzig machen. Ehrliche Arbeit wird einen Mann aus Ihnen machen, glauben Sie mir.«
    Ich erkannte definitiv den Anflug eines Lächelns auf den Lippen der Navigationstechnikerin, bevor sie es zu kaschieren vermochte. Ich war die Zielscheibe für Fuchs’ gehässigen Humor. Aber wieso?
    Fuchs verließ kurz darauf die Brücke, und Amarjagal, der Este Maat, übernahm das Kommando. Sie sah mich säuerlich an, sagte aber nichts.
    Nachdem ich die Schicht beendet hatte, verließ ich die Brücke, um Baidansanja aufzusuchen und mich in der Bedienung der Pumpen unterweisen zu lassen. Aber ich kam nur bis zur offenen Tür des Kapitänsquartiers.
    »Schauen Sie sich das an, Humphries«, rief er mir zu.
    Ich wusste, das war ein Befehl, keine unverbindliche Option. Ich trat durch die Tür und sah, dass der große Wandbildschirm den Boden unter uns zeigte, der dunkelrot in der Finsternis der venusischen Nacht glühte.
    »Wie Miltons Feuersee«, sagte er mit einem grimmigen Blick auf das öde Gestein.
    Er berührte ein Steuerelement am Schreibtisch, und die Deckenlampen erloschen. Es gab nun keine Beleuchtung mehr in der Kabine außer der unheimlichen Höllenglut dieser heißen Felsen mehr als dreißig Kilometer unter uns. In diesem Licht erschien sein Gesicht böse, satanisch – und überschwänglich zugleich.
    »Ein schrecklicher Kerker«, zitierte er, »auf

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