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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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allen Seiten rund wie ein flammender Ofen; doch wird durch diese Flammen kein Licht; sondern die Dunkelheit wird sichtbar durch sie ...«
    Er drehte sich mit diesem teuflischen Grinsen zu mir um. »Haben Sie so etwas jemals schon gesehen?«
    Ich starrte ihn an.
    »Nein, natürlich nicht«, beantwortete er seine eigene Frage. »Wie sollten Sie auch? Wie sollte überhaupt jemand so etwas je erblickt haben? Schauen Sie. Schauen Sie einfach nur hin! Schrecklich und großartig. Schaurig und auf eine gespenstische Art und Weise schön. So muss die Hölle ausgesehen haben, bevor Luzifer und seine gefallenen Engel dorthin verbannt wurden.«
    Ich war sprachlos. Nicht so sehr wegen des Anblicks des Bodens, sondern wegen Fuchs’ offensichtlicher Faszination.
    »Eine ganze Welt zu entdecken«, sagte er, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden.
    »Ein ganzer Planet, so groß wie unser eigener und doch so ganz anders als die Erde.
    Wie war das möglich? Was hat die Erde zum Paradies und die Venus zur Hölle gemacht?«
    Mechanisch trat ich näher an den Bildschirm heran. Es war wirklich ehrfurchtgebietend und auf eine erschreckend groteske Art verlockend, wie die alten Horrorgeschichten von den Vampiren, die ihre Opfer anlockten: Eine riesige Ebene aus trübe glühendem Gestein, das so heiß war, dass es rot glühte. Es wird niemals dunkel auf der Venus, wurde ich mir bewusst. Trotz der Wolken wird es dort unten nie dunkel.
    Und dorthin waren wir unterwegs. Dorthin mussten wir gehen, absteigen in diese infernalische rotglühende Hölle. Alex war dort unten; zumindest das, was von ihm noch übrig war.
    Und Fuchs war fasziniert davon. Richtig hingerissen. Er starrte wortlos auf die sengend heiße Felsenlandschaft unter uns. Dabei hatte er die Lippen in einem Ausdruck geschürzt, der auf jedem anderen menschlichen Gesicht ein Lächeln gewesen wäre. Bei ihm wirkte es eher wie ein Grollen, ein trotziger Blick, wie das Gesicht eines Manns, der auf seinen Erzfeind starrt – seine Nemesis, einen so mächtigen Feind, den überwinden zu wollen hoffnungslos ist.
    Und doch wagte er es, sich diesem Feind zu stellen, ihm vom Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten und ihn mit aller Macht zu bekämpfen.
    Wie lang wir in die Betrachtung dieser Blasen werfenden versengten Landschaft vertieft waren, vermag ich nicht zu sagen, doch schließlich riss Fuchs sich von diesem Anblick los und schaltete die Deckenbeleuchtung ein. Es bedurfte einer richtigen Willensanstrengung, mich vom Bildschirm abzuwenden und ihn anzuschauen.
    Fuchs schwieg, was selten genug vorkam. Mit einem düsteren und nachdenklichen Gesichtsausdruck ließ er sich auf den Bürostuhl fallen.
    »Ich hätte auch das Zeug zum Wissenschaftler gehabt«, sagte er und richtete wieder den Blick auf die glühende Oberfläche der Venus. »Aber meine Schulbildung hat nicht ausgereicht; ich hatte keine Zugangsberechtigung zu einer Universität. Oder die Förderung. Ich ging stattdessen auf die Technikerschule und hatte schon einen Job, ehe ich zwanzig war. Ich habe mir den Lebensunterhalt verdient, anstatt mir einen Doktortitel zu verdienen.«
    Ich sagte nichts. Was hätte ich darauf auch antworten sollen.
    Schließlich schaute er mich an. »Wenn ich erst mal das Geld Ihres Vaters in der Hand habe, dann werde ich eine solide Ausbildung nachholen. Ich werde auf einer richtigen wissenschaftlichen Mission zur Venus zurückkehren und diese Welt erforschen, wie es ihr gebührt.«
    Er ist der Venus verfallen, erkannte ich. Ich markiere nur den Planetenwissenschaftler, aber er ist von dieser höllischen Welt richtig bezaubert. Auf eine seltsame und bizarre Art und Weise ist er in die Venus verliebt.
    Und zugleich war das der Mann, der mich leichtfertig bei der Besatzung in Misskredit gebracht hatte und der mich noch vor weniger als einer halben Stunde auf der Brücke übel gemobbt hatte.
    »Ich verstehe Sie nicht«, murmelte ich.
    Er schaute mich stirnrunzelnd an. »Weil ich von dieser fremden Welt fasziniert bin? Ich, eine Felsenratte, ein Asteroidenmineur erliege dem Reiz der Mysterien und Gefahren, die auf uns lauern? Sie glauben wohl, dass es nur ausgewiesenen Wissenschaftlern mit einem ordentlichen Hochschulabschluss im Lebenslauf zustünde, das Faszinosum des Neuen und Unbekannten zu genießen?«
    »Das nicht«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Es ist der Widerspruch in Ihnen. Sie sind offensichtlich ein Mann von hoher Intelligenz, und doch verhalten Sie sich die meiste Zeit wie ein

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