Planeten 03 - Venus
zurückkehren.«
Er sah mich für einen Moment an und sagte dann: »Satan bringt es auf den Punkt: Es ist nicht alles verloren – der unbeugsame Wille, Und das Sinnen auf Rache, unsterblicher Hass, Und der Mut, niemals zu wanken und zu weichen.«
Er nötigte mir Bewunderung ab. Beinahe. »Und so fühlen Sie sich?«, fragte ich.
»Genauso fühle ich mich«, sagte er mit Nachdruck.
»All diese Jahre haben Sie sich im Hass gegen meinen Vater verzehrt, weil er Sie geschäftlich geschlagen hat.«
»Er hat meine Firma gestohlen! Und die Frau gestohlen, die ich liebte. Sie hat mich auch geliebt.«
»Warum hat sie dann ...«
»Er hat sie getötet, müssen Sie wissen.«
Ich hätte mich eigentlich wundern müssen, doch irgendwie hatte ich das fast von ihm erwartet.
Fuchs sah meinen degoutanten Ausdruck und beugte sich energisch vor. »Das hat er wirklich getan! Sie versuchte ihm eine gute Frau zu sein, aber mich hat sie noch immer geliebt. Die ganze Zeit hat sie immer nur mich geliebt! Als er das schließlich begriff, hat er sie ermordet.«
»Mein Vater ist kein Mörder«, sagte ich.
»Wirklich nicht? Er hat doch auch Ihren Bruder getötet, nicht wahr?«
»Nein. Das glaube ich einfach nicht.«
»Und nun tötet er Sie auch noch.«
Ich sprang auf. »Ich habe vielleicht kein sehr gutes Verhältnis zu meinem Vater, aber ich höre mir nicht solche Beschuldigungen von Ihnen an.«
Fuchs’ Stirnrunzeln verwandelte sich in ein spöttisches, enervierendes Keckem.
»Gehen Sie, Humphries. Ziehen Sie von dannen in heiligem Zorn.« Er wies in die grobe Richtung der Tür. »Sie müssten inzwischen mit der Zerlegung Ihrer Koje fertig sein.
Passen Sie auf, was Sie zu ihnen sagen. Sie sind nämlich davon überzeugt, dass ich Sie als Spion auf sie angesetzt habe.«
Die Atmosphäre in der Besatzungsunterkunft war so dick und vergiftet wie die Venusluft außerhalb des Schiffs. Sie alle starrten mich verdrießlich und stumm an.
Meine Koje war in Fetzen gerissen. Sie hatten die Laken zerfetzt, das Kissen, sogar die Matratze. Die Schubladen unter der Koje waren herausgerissen und ausgeleert worden.
Sogar die Shoji-Trennwand war niedergerissen.
Ich stand für eine Weile neben der Koje. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Es war heiß in der überfüllten Kabine, drückend heiß und stickig. Ich vermochte kaum zu atmen.
Ich drehte mich um und sah mich acht feindselig blickenden Asiaten gegenüber – acht braune Augenpaare waren anklagend auf mich gerichtet.
Ich leckte mir die Lippen und spürte, wie der Schweiß mir ausbrach. Ihre Overalls waren auch verschwitzt. Sie mussten hart gearbeitet haben, um die Wanzen des Kapitäns zu finden.
Ich richtete den Blick auf Bahadur, dessen Kahlkopf alle anderen überragte.
»Bahadur, Sie verstehen Englisch«, sagte ich.
»Wir alle verstehen Englisch«, sagte er zu mir, »aber die meisten von uns sprechen es nicht gut.«
»Ich bin nicht der Spion des Kapitäns«, sagte ich fest.
Sie antworteten nicht.
»Er hat elektronische Wanzen im Luftschacht versteckt. Und eure Gespräche werden vom Computer gedolmetscht.«
»Wir haben den Luftschacht abgesucht«, sagte Bahadur.
»Die Wanzen sind mobil. Er zieht sie ab, wenn ihr nach ihnen sucht.«
Eine der Frauen deutete auf mich und stieß einen kurzen Redeschwall aus.
»Sie sagt, du seist die Wanze«, dolmetschte Bahadur. »Du spionierst uns aus.«
Ich schüttelte den Kopf. »Stimmt nicht.«
»Der Kapitän mag dich. Er lädt dich zum Essen ein. Du gehörst derselben Rasse an wie er.«
»Der Kapitän hasst mich und meinen Vater«, sagte ich. »Er beobachtet diese Szene gerade und lacht sich halb tot.«
»Die Strafe für Spionage ist der Tod«, sagte einer der Männer.
»Na macht schon und tötet mich«, hörte ich mich sagen. »Der Kapitän wird euch gern dabei zusehen.« Ich hatte keine Ahnung, woher ich den Mut nahm, einen solchen Mist zu reden.
Bahadur hob die Hand.
»Wir werden dich nicht töten. Nicht, wenn wir dabei beobachtet werden.«
Das bisschen Mut, das ich aufgebracht hatte, verflog bei diesen Worten. Nur mit einer Willensanstrengung gelang es mir, ihnen weiterhin gegenüberzutreten. Die Knie wurden weich wie Gummi. Verschwinde! Lauf, schrie eine innere Stimme.
Bevor ich jedoch etwas zu sagen vermochte, dröhnte die Stimme des Kapitäns aus dem Lautsprecher: ›NOTFALL! DIE GESAMTE BESATZUNG AUF DIE NOTFALLSTATIONEN! DER HAUPTWÄRMEAUSTAUSCHER IST DEFEKT. DAS SCHIFF DROHT ZU ÜBERHITZEN. DIE GESAMTE BESATZUNG AUF DIE
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