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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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sich angeblich entschieden hatten. Eberly sorgte dafür, dass viele Gebäude und Landmarken mit angloamerikanischen und lateinamerikanischen Namen versehen wurden, um es auch allen recht zu machen.
    Morgenthau fand, dass es eine Meisterleistung war. Und doch spürte sie einen Anflug von Besorgnis. Vielleicht war Eberly zu stark, zu sehr auf seine eigenen Belange bedacht und zu machthungrig. Wir sind im Auftrag des Herrn unterwegs, erinnerte sie sich. Wir streben Macht nicht für uns an, sondern für die Erlösung dieser zehntausend verlorenen Seelen. Sie fragte sich, ob Eberly auch dieser Überzeugung war.
    Eigentlich war sie sich ziemlich sicher, dass das nicht der Fall war. Allerdings hatten höhere Autoritäten als sie Eberly als Anführer dieser Mission auserwählt. Sie hatte die Aufgabe, ihn zu unterstützen ‒ und darauf zu achten, dass er nicht zu weit von dem Pfad abwich, den die Neue Moralität und die Heiligen Jünger ihm vorgeschrieben hatten.
    Also ging Morgenthau neben ihm den Washington-Carver-Weg entlang, der von Athen zum St.-Franciscus-Garten führte und noch weiter über die flache Hügelkette mit dem unstimmigen Namen Andenhügel bis zum Farmland der Region Ohio. Sie hoffte inständig, dass Eberly nicht auf die Idee käme, den ganzen Weg bis nach Kalifornien zu gehen, die offene Region am Abschluss des Habitats. Die Füße taten ihr jetzt schon weh.
    »Sie sind so still heute«, sagte Eberly, während sie den verschlungenen gepflasterten Pfad entlanggingen. Das waren aber auch die ersten Worte, die er seit geraumer Zeit gesprochen hatte.
    Morgenthau spürte Schweißperlen auf der Stirn. »Ich bin nur froh, dass man sich endlich auf die Namen geeinigt hat«, sagte sie. »Sie haben das meisterhaft, geradezu brillant geregelt.«

    Er gestattete sich ein sarkastisches Lächeln. »Aber nur unter der Voraussetzung, dass das wirkliche Wahlergebnis annulliert wurde.«
    »Hundertprozentig«, versicherte sie.
    »Und dass niemand außerhalb unseres inneren Kreises weiß, wie die Namen ausgewählt wurden.«
    »Kein Einziger.«
    »Auch Holly nicht? Sie ist ein helles Köpfchen, müssen Sie wissen.«
    Morgenthau bestätigte mit einem Kopfnicken. »Sie fragte, weshalb die Stimmen annulliert würden. Nachdem ich ihr aber gesagt hatte, dass es Ihre Entscheidung war, hat sie es akzeptiert.«
    Eberly nickte. »Früher oder später werde ich mit ihr wohl ins Bett steigen müssen. Das wird ihre Loyalität festigen.«
    Morgenthau schaute ihn schockiert und mit offenem Mund an. »Sie ist auch so schon loyal genug. Es besteht keine Notwendigkeit…«
    Er fiel ihr ins Wort. »Unsere nächsten Schritte werden ihr immer weniger gefallen. Ich werde eine persönliche Verbundenheit mit ihr herstellen müssen. Sonst wird sie vielleicht noch widerspenstig oder lehnt sich sogar gegen uns auf.«
    »Aber mit ihr ins Bett gehen. Das ist sündig!«
    »Es ist für eine gottgefällige Sache. Wir müssen alle bereit sein, Opfer zu bringen.«
    Sie hörte den Sarkasmus in seiner Stimme. »Wenigstens ist sie recht attraktiv.«
    »Jedoch etwas zu dunkel für meinen Geschmack«, sagte Eberly so beiläufig, als ob er über seine modischen oder kulinarischen Vorlieben spräche. »Ich bevorzuge Blondinen mit einer volleren Figur.«
    Morgenthau spürte, dass sie errötete. Und doch… Ob er nur mit mir spielt, fragte sie sich. Ob er mir auf den Zahn fühlt? Sie hatte jedenfalls keine Lust, dieses Thema zu vertiefen. Sie machte sich keine Illusionen wegen ihrer Reize und hatte auch keine besonderen Vorlieben.
    »Sie haben mich doch nicht zu diesem Spaziergang eingeladen, um mit mir Ihre Liebesdinge zu erörtern, nicht wahr?«
    »Nein«, erwiderte er ernst. »Wohl kaum.«
    »Was dann?«
    Ohne den gemächlichen Schritt zu ändern, schaute Eberly zu den Laternenpfählen und den dort montierten Miniatur-Kameras hoch. Dann ließ er den Blick über das grüne und mit Blumen übersäte Parkland schweifen, das sich um sie herum ausdehnte.
    »Büros können zu leicht verwanzt werden. Es gibt immer neugierige Augen und Ohren.«
    Das leuchtete ihr ein. »Und so sieht es aus, als ob wir uns nur etwas Bewegung verschafften.«
    Er nickte. »Genau.«
    Morgenthau war sich bewusst, dass ihr gemeinsamer Spaziergang womöglich Anlass zu Spekulationen bot ‒
    obwohl kaum jemand annehmen würde, dass sie sich für Eberly interessierte oder in körperlicher Hinsicht anziehend auf ihn wirkte. Sie wirkte auf gar keinen Mann anziehend, davon abgesehen. Morgenthau

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