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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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einer Militärparade.
    Cardenas war am Tag zuvor im Habitat angekommen. Nun schien sie baff. »Ich habe seit so vielen Jahren keinen Baum mehr gesehen…« Sie drehte sich mit erhobenem Kopf um und lachte. »Keinen einzigen Baum, seit ich Selene verlassen habe, und ihr habt hier gleich einen ganzen Wald! Es ist fast wie in Kalifornien!«
    »Es gibt wohl keine Bäume auf Ceres?«, fragte Holly.
    »Keinen einzigen«, erwiderte Cardenas mit einem glücklichen Lächeln auf ihrem jugendlichen Gesicht. »Nur in hydroponischen Tanks.«
    »Wir haben auch hydroponische Farmen«, sagte Holly, »als Rückversicherung für den Fall, dass einmal eine Missernte eintritt.«
    »Und Bienen!«, rief Cardenas. »Das sind doch Bienen?«
    »Na klar. Wir brauchen sie, um die Bäume zu bestäuben. Die Stöcke befinden sich in diesen weißen Kisten dort drüben.«
    Holly deutete auf eine Ansammlung rechteckiger weißer Kästen, die zwischen den Bäumen standen. »Würden Sie es für möglich halten«, fragte sie lachend, »dass eins meiner größten Probleme darin bestand, ein paar Imker zu finden.«
    Cardenas schaute mit diesen strahlend blauen Augen zu ihr auf. »Wissen Sie, man weiß überhaupt nicht, wie sehr man offene Räume und Bäume und… sogar Gras vermisst, um Himmels willen. Nicht, bis man so etwas wie das hier wieder sieht.«
    Sie gingen durch den Obstgarten in Richtung der Farmen jenseits der Bäume. Eberly hatte Holly mit der Aufgabe betraut, Dr. Cardenas im Habitat herumzuführen. Er nannte es Orientierung; Holly nannte es Spaß.
    Während sie die ordentlich ausgerichteten Baumreihen entlanggingen, hörte sie zur Linken eine dünne, zitternde Stimme. Einen Gesang.
    »Wer ist das denn?« fragte Cardenas sich laut.
    Holly schlüpfte unter den tief hängenden Ästen eines jungen Pfirsichbaums hindurch und bahnte sich einen Weg zum Rand des Obstgartens, dicht gefolgt von Cardenas.
    Der Garten endete an einer irdenen Böschung, die zum Bewässerungskanal hinunterführte. Wasser floss gemächlich durch die trichterförmigen Betonwände des Kanals. Vor sich sahen sie einen einzelnen Mann, der einen Arm voll Reisig und Buschwerk schleppte und in einer hohen, kratzigen Stimme sang. Spanisch, sagte Holly sich. Es klingt wie ein spanisches Volkslied.
    »Hallo«, rief Cardenas dem Mann zu.
    Er ließ die Last fallen und schielte sie im Sonnenlicht des späten Nachmittags an. Holly sah, dass er schon älter war.
    Nein, er war wirklich alt. Er hatte einen mageren, vom Alter gebeugten Leib, dürre Arme, schütteres, weißes Haar, das wie ein Heiligenschein vom Kopf abstand, und einen struppigen schlohweißen Bart. Sie hatte noch nie zuvor einen wirklich alten Menschen gesehen. Er trug ein schmutziges Hemd, das ursprünglich einmal weiß gewesen war ‒ die Ärmel hatte er hochgekrempelt ‒, und eine formlose, ausgebeulte Bluejeans.
    »Holal«, rief er zurück.
    Die beiden Frauen gingen auf ihn zu. »Wir haben Sie singen hören«, sagte Holly.
    »Das war ein schönes Lied«, fügte Cardenas hinzu.
    »Danke«, sagte der Mann. »Ich heiße Diego Alejandro Ignacio Romero. Meine Freunde nennen mich Don Diego, wegen meines Alters. Aber ich bin kein Adliger.«
    Die Frauen stellten sich auch vor. »Sie müssen für die Instandhaltungs-Abteilung arbeiten, nicht wahr?«, fragte Holly dann.
    Don Diego lächelte und zeigte perfekte Zähne. »Ich bin in der Kommunikations-Abteilung beschäftigt. Auf der Erde lehrte ich Geschichte. Oder versuchte es zumindest.«
    »Und was machen Sie dann hier?«
    »Der Kirche haben meine Studien der Gegenreformation und der Inquisition nicht gefallen.«
    »Nein, ich meine, wieso Sie hier draußen am Kanal arbeiten.«
    »Ach das? Das ist mein Hobby. Ich versuche, eine kleine Wildnis zu schaffen.«
    Er deutete den Kanal entlang, und Holly sah, dass Büsche und kleine Bäume halsbrecherisch an der Böschung aus festgestampfter Erde angepflanzt worden waren. Und dann hatte jemand hier noch ein paar recht große Felsbrocken verstreut.
    »Eine Wildnis?«
    »Ja«, sagte Don Diego. »Dieses Habitat ist zu künstlich und zu steril. Die Menschen brauchen ein natürlicheres Ambiente als Baumreihen, die exakt in einem Abstand von zweieinhalb Metern voneinander angepflanzt wurden.«
    Cardenas lachte. »Ein Naturlehrpfad.«
    »Si. Ja, ein Naturlehrpfad. Leider von Menschenhand geschaffen, weil die Natur ein Fremder an diesem Ort ist.«
    »Wieso haben Sie sich überhaupt für diese Mission gemeldet?«, fragte Cardenas.
    Don Diego

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