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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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zerreißen und eine neue Verfassung aufsetzen, eine neue Regierung bilden!«
    Wilmot nickte und fragte sich, wo das Problem lag. »Ja, ich weiß, wenn wir den Saturn erreichen. So sieht unser Plan das…«
    »Nein!«, unterbrach Isaacs ihn. »Jetzt schon! Er sagt ihnen, dass sie es jetzt schon tun sollten.«
    »Wem sagt er das?«
    »Jedem, der ihm zuhört!«
    »Das geht nicht«, sagte Wilmot seelenruhig. »Alle haben die Vereinbarung unterzeichnet, sich an unsere Protokolle zu halten, bis wir mit dem Habitat in einen sicheren Orbit um den Saturn gegangen sind.«
    »Aber er will es jetzt schon tun!«, wiederholte Isaacs, wobei seine Stimme sich um eine halbe Oktave hob.
    Wilmot hob die Hand. »Das ist nicht möglich, und er weiß das auch.«
    »Aber…«
    »Ich werde mich einmal mit ihm unterhalten müssen und sehen, was er eigentlich vorhat. Möglicherweise haben Sie seine Absicht missverstanden.«
    Isaacs schob stur das runde Kinn vor. »Ich werde Ihnen eine Videoaufnahme seiner Rede schickten. Dann sehen Sie selbst, was er vorhat.«
    »Tun Sie das«, sagte Wilmot. »Vielen Dank, dass Sie mich informiert haben.«
    Er unterbrach die Telefonverbindung und sah, wie die rote Aufnahme-Lampe aufleuchtete. Isaacs sendete Eberlys Ansprache. Wilmot runzelte die Stirn. Isaacs ist eigentlich nicht der Typ, der sich grundlos aufregt; zumindest ist er es bisher nicht gewesen. Was ihn wohl so beunruhigt hat?
    Wilmot beschloss, sich Eberlys Ansprache anzuschauen.
    Aber nicht, bevor er das Video zu Ende gesehen hatte, das zeigte, mit welchen Mitteln Heinrich VIII. Geständnisse von seinen Untertanen erzwang.
    Zwei Stunden später‒ nachdem er sich Eberlys Rede ein paarmal angeschaut und sich noch einen ordentlichen Whisky eingeschenkt hatte ‒ lehnte Wilmot sich in seinem Lieblingssessel zurück. Ein eigentümliches Lächeln spielte um die Mundwinkel.
    Nun geht es endlich los, sagte er sich. Das Experiment wird interessant. Anfangs befürchtete ich, dass sie alle Anarchisten und Unruhestifter wären, doch bisher haben sie sich ganz manierlich benommen und keinerlei Anzeichen von Rebellion oder Unbotmäßigkeit an den Tag gelegt. Wahrscheinlich gewöhnen sich schon alle an ihre neue Welt und passen sich ans Leben im Habitat an. Ich vermute, dass die meisten es noch nie so gut gehabt haben. Aber dieser Eberly will sie ein wenig aufstacheln. Sehr gut.
    Faszinierend. Eberly erlässt diese doofe Kleiderordnung, und niemand beschwert sich darüber. Die Leute ignorieren sie entweder oder verzieren ihre Kleidung mit Schals und Schärpen. Sie werden sich nicht an der Nase herumführen lassen, das steht schon mal fest.
    Aber Eberly will sie anscheinend kontrollieren. Ich frage mich, was ihn dazu bewogen hat. Höchstwahrscheinlich war es die kleine Rüge, die ich ihm wegen dieser Cardenas erteilt habe. Anstatt sich der Autorität zu beugen oder zu schmollen, wird er nun zum Agitator. Faszinierend. Stellt sich weiter die Frage, was die Bevölkerung tun wird? Er hat zwar nur eine kleine Zuhörerschaft gehabt, doch morgen früh bei Arbeitsbeginn wird das ganze Habitat über seine Rede Bescheid wissen. Wie werden die Leute wohl reagieren?
    Und noch wichtiger, wie soll ich darauf reagieren, fragte er sich. Seinem Treiben ein Ende bereiten? Oder mich auf sein Spiel einlassen?
    Wilmot schüttelte den Kopf. Weder noch, beschloss er. Ich darf dieses Experiment nicht durch Vorurteile beeinflussen.
    Aber es ist auch nicht leicht, sich herauszuhalten. Ich kann nicht einfach verschwinden; ich muss eine Rolle spielen. Aber ich darf auch nicht zulassen, dass der Alltagsbetrieb dadurch beeinträchtigt wird.
    Natürlich kennt keiner von ihnen den wirklichen Zweck dieser Mission, sagte er sich. Sie ahnen nicht einmal, worum es sich handelt. Und ich muss dafür sorgen, dass es so bleibt.
    Wenn jemand auch nur den geringsten Verdacht schöpft, würde es das Experiment stark verfälschen. Ich muss bei den Formulierungen im Bericht für Atlanta sehr vorsichtig sein. Es hätte gerade noch gefehlt, dass ein Schnüffler in der Kommunikations-Abteilung herausfindet, was hier wirklich vorgeht.
    Er erhob sich aus dem Sessel, wobei er sich darüber wunderte, wie steif er war, und ging ins Schlafzimmer. Ich werde mich streng ans Drehbuch halten, beschloss er. Die vereinbarten Protokolle werden konsequent befolgt. Dies dürfte Eberly einen so großen Widerstand entgegensetzen, dass er zum nächsten Zug gezwungen wird. Ich frage mich, wie er wohl aussehen wird.
    Eberly

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