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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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hielt.
    Bald hatte Eberly sie so weit, dass sie ihm fast bei jedem Satz, den er sprach, tosenden Applaus spendeten. Die Menge verschmolz zu einem einzigen Lebewesen: Zu einem Tier mit vielen Köpfen und Händen und Leibern, aber nur mit einem Bewusstsein ‒ und dieses Bewusstsein war ausschließlich auf Eberlys Botschaft fokussiert.
    »Es liegt nur an euch, diese neue Welt zu erschaffen«, sagte er ihnen. »Ihr werdet die Führer von morgen sein.«
    Sie applaudierten, stampften mit den Füßen auf und pfiffen.
    Holly glaubte schon, dass sie die Plattform stürmen und Eberly auf den Schultern davontragen würden.
    Der Neuankömmling drehte sich zu ihr um. »Er weiß, wie er sie zu nehmen hat, nicht wahr?«, schrie er durch den stürmischen Beifall.
    »Er ist einfach wundervoll«, schrie Holly zurück und klatschte aus Leibeskräften in die Hände.
    Eberly lächelte strahlend und bedankte sich beim Publikum.
    Schließlich trat er von der Plattform herunter und wurde sofort von begeisterten Leuten umringt. Der Rest der Menge löste sich langsam auf und verließ das Gebäude.
    »Bin ich schon zu spät dran, oder gibt es noch etwas zu essen?«, fragte der Neuankömmling Holly.
    »Die Cafeteria macht erst morgen wieder auf«, sagte Holly.
    »Aber Sie können sich etwas aus den Automaten holen«, fügte sie hinzu und zeigte auf die Verkaufsautomaten.
    Er rümpfte die Stupsnase. »Labbrige Sandwiches und Rülps-Cola.«
    Holly kicherte. »Oder sie gehen in ein Restaurant. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie bis Mitternacht geöffnet haben.«
    »Ja«, sagte er, »dann werde ich das wohl tun.«
    Die letzten Leute gingen ‒ in Grüppchen von zwei oder drei Leuten, die sich über Eberlys Ansprache unterhielten.
    Kris Cardenas blieb neben Holly stehen. »Ich gehe auf einen Imbiss ins Bistro 'rüber. Wollt ihr beiden mich nicht begleiten?«
    »Wieso begleitet ihr beiden mich nicht?«, fragte der Neuankömmling.
    Holly schaute auf Cardenas. Sie kannte den Mann vom Sehen, aber sie erinnerte sich weder an seinen Namen noch an seinen Beruf.
    Er spürte ihre Irritation und sagte: »Mein Name ist Manuel Gaeta. Ich gehöre nicht zur regulären Besatzung, sondern ich bin…«

    »Sie sind der Stuntman«, platzte Holly heraus. Nun erinnerte sie sich wieder.
    Gaeta lächelte fast scheu. »Meine PR-Berater sagen, ich sei ein Abenteuer-Spezialist.«
    »Sie sind doch derjenige, der auf die Oberfläche von Titan hinabsteigen will.«
    Er nickte. »Falls Professor Wilmot mich überhaupt gehen lässt.«
    »Wieso, um alles in der Welt, sollte jemand die Oberfläche von Titan betreten wollen?«, fragte Cardenas.
    Gaeta grinste sie an. »Weil sie nun einmal da ist. Und weil noch niemand es getan hat.«
    Sprach's, nahm die beiden Frauen am Arm ‒ je eine an einer Seite ‒ und brach zum Bistro auf, das mitten im Dorf gelegen war.

Professor Wilmots Labor
    James Coleraine Wilmot folgte fast jeden Abend einer lieb gewonnenen Routine. Der eingefleischte Junggeselle aß normalerweise früh mit Freunden und Kollegen zu Abend und zog sich dann in sein Quartier zurück, wo er sich für ein paar Stunden bei einem guten Glas Whisky Geschichts-Videos anschaute.
    Er hatte gewusst, dass Eberly an diesem Abend irgendeine Rede halten wollte, aber er hatte sich durch dieses Wissen nicht von seiner allabendlichen Routine abbringen lassen.
    Eberly führte die Human-Resources-Abteilung ordentlich, sagte Wilmot sich ‒ das folgerte er zumindest daraus, dass niemand ihm Beschwerden über die Abteilung zur Kenntnis brachte. Er hatte zwar seine Befugnisse überschritten, indem er es dieser Nanotech-Frau erlaubte, sich ohne Wilmots Genehmigung der Gemeinschaft anzuschließen, aber das war kein besonderes Problem. Wenn der Mann eine Rede halten will, was soll's?
    Deshalb war er leicht vergrätzt, als mitten in einem seiner Lieblings-Videos, Geheimnisse der Sternenkammer, das Telefon klingelte. Beim Blick aufs Display des Telefons sah er, dass ein kleiner Assistent anrief. Mit einem echauffierten Schnaufen blendete Wilmot die holografische Abbildung aus und öffnete den Telefon-Kanal.
    Bernard Isaacs' Gesicht erschien in der Luft: Das runde, pausbäckige und von dichtem Lockenhaar gekrönte Gesicht schien gerötet ‒ entweder vor Aufregung oder vielleicht auch vor Sorge.
    »Haben Sie seine Rede gehört?«, fragte Isaacs dringlich.
    »Wessen Rede? Meinen Sie Eberly und seine blöden Wettbewerbe?«
    »Es geht um mehr als nur um Wettbewerbe. Er will die Protokolle

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