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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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nicht getötet werden.«
    »Aber werden sie nicht später zurückkommen und sich wieder an organischen Stoffen gütlich tun?«
    »Nein, wir werden sie alle abwaschen. Und wenn sie erst einmal deaktiviert sind, erwachen sie auch nicht mehr zum Leben. Es ist so, als ob man einen Motor oder ein Spielzeug auseinander nehmen würde. Die Einzelteile setzen sich nicht von selbst wieder zusammen.«
    Gaeta nickte. Aber Holly hatte nicht den Eindruck, dass er wirklich überzeugt war.

Am Morgen danach
    »Was sagst du denn zu seiner Rede von gestern Abend?«
    Ilja Timoschenko schaute von seiner Konsole in der Navigations- und Kontrollkapsel der Goddard auf. Im Moment gab es wenig Arbeit für sie; das Habitat flog auf einem Kurs durchs Sonnensystem, den selbst Isaac Newton mit hinreichender Genauigkeit zu berechnen vermocht hätte. Die Fusionstriebwerke schnurrten wie Nähmaschinen ‒ kleine, von Menschenhand geschaffene Sonnen, die Wasserstoff-Ionen in Helium verwandelten und mit der so erzeugten Energie das Habitat antrieben. Timoschenko, der wie immer von der öden Routine seiner Schicht gelangweilt war, hatte in einem Tagtraum von den Möglichkeiten eines Fusionsantriebs geschwärmt, der Helium in Kohlenstoff und Sauerstoff umwandelte. Das tun nämlich die Sterne, wenn ihnen der Wasserstoff ausgeht; sie verbrennen dann das gesammelte Helium. Der durch die Heliumfusion entstehende Kohlenstoff und Sauerstoff wären ebenfalls wertvolle Ressourcen, wurde er sich bewusst.
    Aber Farabi, der Navigator mit dieser Piepsstimme, will mir unbedingt ein Gespräch über Politik aufzwingen, sagte Timoschenko sich verdrießlich.
    »Welche Rede?«, murmelte er. Die beiden Männer waren allein auf der Brücke. Captain Nicholson hatte befohlen, dass immer jeweils zwei Leute im Kontroll-Zentrum sein sollten ‒ ungeachtet der Tatsache, dass eigentlich der Computer den ganzen Laden in Schwung hielt. Wir Menschen sind hier überflüssig, sagte Timoschenko sich oft. Aber der Captain bestand darauf, und die drei Untergebenen gehorchten.
    »Eberlys Ansprache«, sagte Farabi. »Gestern Abend in der Cafeteria. Ich glaubte, dich dort gesehen zu haben.«
    »Ich war nicht da«, sagte Timoschenko. »Du musst mich mit jemandem verwechselt haben.«
    »Du warst es aber. Ich habe dich doch gesehen.«
    Timoschenko schaute den Mann grimmig an. Farabi gab sich als Araber aus, als jemand aus dieser Wüstenei, die die Welt einstmals mit Öl versorgt hatte. Er war klein und drahtig, hatte haselnussbraune Haut und eine formidable Hakennase.
    Timoschenko mutete er eher wie einer der Juden aus den Ruinen Israels an, die sich vor den echten Arabern versteckten.
    Timoschenko selbst war ein waschechter Russe ‒ kaum größer als Farabi, aber mit einem stämmigen, muskulösen Körper und einem Schopf aus widerspenstigem kastanienfarbenem Haar.
    Es war die Politik, die ihn ins Exil ins neuerdings unabhängige Sibirien verschlagen hatte. Seine Ingenieurskarriere, die bevorstehende Hochzeit, die Sippe, in der sich sogar noch Helden der Sowjetunion fanden ‒ alles passe, weil er nicht den Mund zu halten vermochte, wenn er einmal mit dem Trinken angefangen hatte. Also hatten sie ihm eine Frau untergejubelt, die ihn anschließend der Vergewaltigung bezichtigte, und so war er nun zum Saturn unterwegs ‒ dank der Regierung und dieser Bande von bigotten Halleluja-Sängern, aus denen die Regierung bestand.
    »Ich war nicht da«, dementierte er, obwohl es eine Lüge war.
    »Ich interessiere mich überhaupt nicht für Politik.«

    Farabi schaute ihn ungläubig an. »Wie du meinst«, sagte er leise.
    Timoschenko richtete die Aufmerksamkeit auf die leuchtenden Symbole, die über seine Konsole verteilt waren.
    Wieso können Menschen sich nicht so vorhersehbar verhalten wie Maschinen?, fragte er sich. Wieso machen die Leute nicht einfach ihre Arbeit und lassen mich in Ruhe?
    »Ich glaube schon«, sagte Farabi, der an der nächsten Konsole saß, »dass Eberly ein paar interessante Fragen gestellt hat. Wir sollten an der Verwaltung des Habitats beteiligt werden. Es ist schließlich unsere Heimat, nicht wahr?«
    Timoschenko wischte sich den Schweiß von der Stirn und unterdrückte die Antwort, die ihm auf der Zunge lag. Das ist keine Heimat, wollte er sagen, sondern ein Gefängnis. Egal, wie bequem es ist, es ist ein Gefängnis, und ich werde für den Rest meines Lebens darin eingesperrt sein, während du die Freiheit hast, zur Erde zurückzukehren, nachdem wir den Saturn erreicht

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