Planeten 05 - Saturn
wenn jemand protestiert…«
»Stecken wir ihm eine neuronale Sonde ins Gehirn«, sagte Morgenthau, »und verwandeln ihn in einen Muster-Bürger.«
»Ein Modell-Zombie«, murmelte Jaansen.
»Oder noch besser«, sagte Kananga grinsend, »wir schmeißen ihn aus der Luftschleuse.«
Drei Tage vor dem Jupiter-Swingby
Eberly beauftragte Jaansen, sein Apartment mindestens einmal die Woche auf Wanzen zu überprüfen.
»Meinen Sie wirklich, dass Wilmot Ihnen nachspioniert?«, fragte der große, blasse Norweger, während er mit einem elektronischen Detektor in der Hand durchs Schlafzimmer ging.
»Ich würde das jedenfalls tun, wenn ich an seiner Stelle wäre«, sagte Eberly.
»Haben Sie sein Büro denn verwanzt?«, fragte Jaansen mit einem Lächeln.
»Natürlich.«
»In drei Tagen fliegen wir am Jupiter vorbei«, sagte Jaansen.
»Das ist ein Meilenstein.«
Eberly pflichtete ihm mit einem knappen Kopfnicken bei.
»Ich interessiere mich aber mehr dafür, was innerhalb als außerhalb des Habitats geschieht.«
»Wir werden neuen Brennstoff bunkern«, sagte Jaansen, ganz der Ingenieur. »Ohne ihn werden wir den Saturn nicht erreichen.«
»Ich habe andere Dinge im Kopf. Wichtigere Dinge.«
»Zum Beispiel?«
»Die bevorstehenden Wahlen.«
»Sie sind sauber«, verkündete Jaansen und schaltete den Detektor aus. »Keine Kameras, keine Mikrofone und kein Spannungsabfall bis hinunter in den Mikrovolt-Bereich. Hier ist nichts, was nicht hierher gehört.«
»Gut.« Eberly begleitete ihn ins Wohnzimmer zurück und bedeutete ihm, auf dem Sofa Platz zu nehmen.
»Früher oder später müssen wir die Leute dazu bringen, über eine neue Verfassung und neue Anführer abzustimmen«, sagte Eberly und setzte sich in den Sessel.
Jaansen nickte, steckte den Detektor in die Tasche und zog den unvermeidlichen Palmtop aus einer anderen.
»Ich mache mir Gedanken über die Wahlen«, sagte Eberly.
»Bis dahin ist es noch eine lange Zeit.«
»Aber nicht einmal mehr ein Jahr. Wir müssen uns schon darauf vorbereiten.«
Jaansen nickte und spielte mit dem Palmtop herum.
»Die Wissenschaftler werden für jemanden aus ihren Reihen stimmen, wahrscheinlich für Urbain.«
Wieder ein Kopfnicken von Jaansen.
»Sie stellen einen großen Stimmenblock dar.«
»Aber keine Mehrheit.«
»An sich nicht«, sagte Eberly. »Aber angenommen, die Ingenieure und Techniker stimmen genauso ab wie sie.«
Erkenntnis dämmerte in Jaansens Gesicht. »Das wäre dann freilich eine Mehrheit. Sogar eine große Mehrheit.«
»Deshalb müssen wir irgendwie einen Keil zwischen die Ingenieure und Techniker auf der einen Seite und die Wissenschaftler auf der anderen Seite treiben«, sagte Eberly.
»Und wie sollen wir das anstellen?«
Eberly lächelte. »Ich werde Ihnen erklären, wie ich mir das vorstelle.«
Edouard Urbain versuchte das Zittern zu unterdrücken, das ihn beim Blick aus dem Beobachtungsfenster befiel. Der riesige Planet Jupiter, der vor ein paar Wochen noch nicht mehr als ein heller Stern gewesen war, zeichnete sich nun auch für das bloße Auge als deutlich sichtbare Scheibe ab. Sie war an den Polen deutlich abgeplattet und wurde von Wolkenbändern in gedeckten Farben umspannt, die sich um den Umfang dieser großen Welt schwangen. Vier kleine Sterne flankierten die Scheibe: die Monde, die Galilei mit seinem ersten Teleskop entdeckt hatte.
Urbain wusste, dass die Forschungsstation Thomas Gold sich in einem engen Orbit dicht oberhalb dieser bunten Wolken bewegte. Ich könnte auch dort sein, sagte er sich zum tausendsten Mal. Ich selbst hätte die Teams leiten können, die die Lebensformen auf Europa und Jupiter studieren.
Stattdessen bin ich hier in dieser glorifizierten Arche eingesperrt, zusammen mit Renegaten und Verrückten wie diesem Gaeta.
Er wusste, dass es Einbildung war, doch Jupiter schien sich vor seinen Augen aufzublähen. Nein, so nah sind wir nun auch wieder noch nicht, sagte Urbain sich. In drei Tagen erst werden wir den Planeten in seiner ganzen Pracht vor uns haben.
Der Stab der Wissenschaftler und ihre Ausrüstung im Habitat Goddard waren viel kleiner, als Urbain gehofft hatte.
Das Universitäts-Konsortium war nämlich nicht bereit, seine besten Leute auf eine jahrelange Reise zum Saturn zu entsenden. Sollten sie etwa Däumchen drehen, während das Habitat in Schleichfahrt zu diesem fernen Planeten unterwegs war? Kommt nicht in Frage. Das Gesicht des Chef-Wissenschaftlers des Konsortiums erschien in voller, schmerzlicher
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