Planeten 05 - Saturn
kontrollieren«, sagte Morgenthau.
»Den Leuten Sonden ins Gehirn einpflanzen, um ihr Verhalten zu kontrollieren?« Jaansen schauderte.
»Das könnte funktionieren«, sagte Morgenthau.
»Sie würden der Operation aber zustimmen müssen«, gab Vyborg zu bedenken.
»Nicht, wenn sie einer Straftat überführt wären«, wandte Kananga ein.
»Auf jeden Fall wäre es eine Möglichkeit, die Leute zu kontrollieren«, sagte Morgenthau.
»Die Bevölkerung würde dem nie zustimmen«, erwiderte Jaansen und schüttelte den Kopf. »Die Leute sind schließlich nicht blöd. Sie würden der Regierung nie eine solche Macht über sich einräumen.«
»Wir müssten es ihnen doch nicht sagen«, wandte Kananga ein. »Sondern es einfach tun.«
Es entspann sich eine Diskussion, die zunehmend hitzig wurde. Eberly schaute nur zu, hörte zu und süffelte Tee, während sie sich beinahe in die Haare gerieten.
»Dürfte ich wohl einen Vorschlag machen?«, fragte er dann.
Er sprach nur leise, aber aller Blicke richteten sich sofort auf ihn.
»Selbst in so genannten Demokratien auf der Erde haben die desolaten Zustände, die durch den Klimakollaps verursacht wurden, zu autoritären Regierungen geführt. Selbst in den Vereinigten Staaten herrscht die Neue Moralität mit eiserner Faust über die meisten Großstädte.«
»Genau aus diesem Grund haben die meisten dieser Leute sich auch diesem Habitat angeschlossen«, legte Jaansen dar.
»Weil sie in Freiheit leben wollen.«
»Mit der Illusion von Freiheit«, murmelte Kananga.
»Säkularisten«, grummelte Morgenthau. »Renitente und Ungläubige. Agnostiker und ausgesprochene Atheisten.«
»Im Grunde stimme ich mit Ihnen überein«, sagte Jaansen und ließ den Palmtop zwischen den Händen hin- und herwandern. »Ich bin auch ein Gläubiger. Ich erkenne durchaus die Notwendigkeit einer straffen Kontrolle der Menschen. Aber diese Säkularisten sind keine Dummköpfe.
Viele von ihnen sind Wissenschaftler. Und noch mehr sind Ingenieure und Techniker. Ich will damit sagen, wenn wir eine Verfassung vorlegen, die die beanspruchten Freiheitsrechte nicht garantiert, werden sie sie ablehnen.«
»Aber nicht, wenn wir die Stimmen auszählen«, sagte Morgenthau mit einem koketten Zwinkern.
»Lassen Sie die Scherze«, entgegnete Jaansen.
»Das ist alles schon vorgekommen«, sagte sie kichernd.
Eberly stieß einen langen Seufzer aus. Wieder richteten sich alle Blicke auf ihn.
»Niemand von Ihnen hat ein Verständnis für historische Zusammenhänge«, sagte er. »Sonst wüssten Sie nämlich, dass dieses Problem früher schon aufgetreten ist und auch pragmatisch gelöst wurde.«
»Gelöst?«, fragte Vyborg. »Wie denn?«
Eberly lächelte im Bewusstsein des größeren Wissens und sagte: »Vor über hundert Jahren war Russland Teil eines staatlichen Gebildes, das als die Union sozialistischer Sowjetrepubliken bezeichnet wurde.«
»Das weiß ich auch«, sagte Vyborg säuerlich.
»Sowjetrussland hatte eine Verfassung, die die liberalste auf der ganzen Welt war. Sie garantierte jedem Bürger Freiheit und Gleichheit. Und doch war die Regierung eine der repressivsten weltweit.«
»Wie haben sie das denn hingekriegt?«, fragte Jaan-sen interessiert.
»Das war ganz einfach«, erwiderte Eberly. »Inmitten all dieser hehren Verfassungsgrundsätze von wegen Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit aller Menschen gab es nämlich eine klitzekleine Klausel, die besagte, dass die Verfassung im Falle eines Notstands zeitweilig außer Kraft gesetzt werden könne.«
»Ein Notstand«, sinnierte Kananga.
»Zeitweilig«, sagte Vyborg.
Eberly nickte. »Es hat auch ganz gut funktioniert. Die Sowjetunion befand sich in einem dauernden Belagerungszustand, und die Regierung herrschte durch Schrecken und Desinformation. Es funktionierte beinahe für ein dreiviertel Jahrhundert, bis die Sowjetregierung unter dem Druck der westlichen Welt, insbesondere der alten Vereinigten Staaten zusammenbrach.«
»Nur dass wir keinen äußeren Feind haben, auf den wir uns berufen könnten«, sagte Vyborg.
Eberly breitete die Hände aus. »Dann geben wir den Leuten eben die beste, gütigste und freiheitlichste Verfassung, die sie je gesehen haben. Aber wir werden dafür sorgen, dass diese Notstands-Klausel eingebaut wird.«
Morgenthau lachte herzhaft. »Und wenn die Verfassung dann in Kraft ist, müssen wir nur noch einen Notstand ausfindig machen.«
»Oder einen konstruieren«, ergänzte Vyborg.
Nun lächelte sogar Jaansen. »Und
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