Planetenkrieg - Das letzte Tor
stellen nicht die Mehrzahl der Akademiker, der Politiker oder der Medienleute. Und das sind die Leute, auf die wir bisher geachtet haben! Jacksonians stellen die Mehrheit in nur einer einzigen Gruppe: im Militär und in gewissen Landesteilen in ihrer Produktionsbasis. Wir haben den einzigen Stamm ignoriert, der in der derzeitigen Situation wichtig ist!«
»Nicht die Politiker?«, wunderte sich Beor.
»Ich nehme das zurück«, sagte Avama. »Nicht die Politiker, die uns meist negativ auffallen . Ihre Präsidentin, beispielsweise, kommt aus jener Gruppierung, und sie ist nicht nur eine Politikerin, sondern war, ehe sie ihr Amt antrat, als Akademikerin in der Politik und den Interstellaren Angelegenheiten tätig. Aber sie ist ein ungewöhnlicher Fall. Die Mehrzahl des Typus von Politikern und Bürokraten, der uns auffällt und mit dem wir interagieren, stammt aus einem Stamm, dem man in Kriegszeiten auf sehr aggressive Weise klarmacht, dass er sich gefälligst im Hintergrund halten soll.
Während der jüngsten Kriege, besonders zu Anfang des Krieges mit den Horvath, war das unmöglich. Die USA sind eine echte Demokratie, und jene anderen Stämme verfügten über genügend Macht, harte wie weiche Macht, um sich ständig in etwas einzumischen, wofür sie weder Erfahrung noch Verständnis hatten. Im Augenblick ist ihr Einfluss hinreichend gering – ihre Basis befand sich überwiegend in den Städten –, um funktionell unbedeutend zu sein, und das ist der Schlüsselfaktor, der mir entgangen war. Ich hatte mich in meiner ursprünglichen Analyse der Menschen geirrt, weil ich die Wichtigkeit – militärisch, substanziell und politisch – des Jacksonians-Stammes ignoriert hatte. Es ist so, als hätte ich in Ihrer Familie ausschließlich mit Ihrer Schwester gesprochen und alles, was sie sagte, für bare Münze genommen.«
»Das sind die Amerikaner«, wandte Beor ein. »Was ist mit den anderen Staatswesen?«
»In vielen von ihnen sind die Zustände ähnlich«, sagte Avama. »In manchen Fällen ist das nur schwieriger zu erkennen. Die meisten von ihnen sind traditionelle Feinde der Jacksonians. Aber nehmen Sie zum Beispiel die indische Kriegspartei – deren Mitglieder gehören in der Mehrheit kriegerisch eingestellten Stämmen an. Und doch kommen viele Gefolgsleute der Partei aus Stämmen, die eher wirtschaftlich oder akademisch orientiert sind, also traditionell friedliebende Gruppen. Trotzdem unterstützen sie die Kriegspartei und wählen Leute, mit denen sie sich normalerweise nicht einlassen würden, weil man traditionell der Ansicht ist, ›im Krieg soll man die Kriegstreiber an die Macht lassen‹. Darf ich ein historisches Beispiel gebrauchen?«
»Bitte«, sagte To’Jopeviq.
»Im letzten großen Krieg, dem Krieg, den die Menschen den Zweiten Weltkrieg nennen, obwohl man ihn eigentlich als Hauptabschnitt Drei des Fünfundsiebzigjährigen Krieges bezeichnen sollte, haben die Briten einen Premierminister gewählt, der jahrelang so etwas wie eine Witzfigur war. Hauptsächlich weil er einen großen Krieg vorhergesagt hatte, Geld für die Verteidigung ausgeben wollte und ständig wegen seiner kriegstreiberischen Ansichten beleidigt wurde. Er gilt immer noch als einer ihrer größten Premierminister. Aber als der Krieg zu Ende war, hat man ihm die Macht entzogen.«
»Wenn Krieg kommt, sollen die Krieger ihn führen«, sagte To’Jopeviq. »Und wenn Frieden kommt, verstößt man die Krieger wieder zurück in die Dunkelheit? Warum ergreifen die Krieger nicht einfach die Macht?«
»Die Amerikaner sind in dem Punkt flexibler«, sagte Avama. »Viele ihrer großen Generale sind später Präsidenten geworden. Der erste Präsident ihres Landes war während ihres Unabhängigkeitskrieges der Befehlshaber der aufständischen Streitkräfte. Aber er hat sich mit Erfolg dafür stark gemacht, die Macht freiwillig abzugeben. Er hätte bis zu seinem Tode Präsident bleiben können, aber er diente seinem Land nur acht Jahre als Staatsoberhaupt und ist dann in den Ruhestand getreten. Und während des Krieges, von dem ich gerade gesprochen habe, war der Präsident der Amerikaner ein Krüppel.«
»Unmöglich«, sagte To’Jopeviq und versuchte, unauffällig seine Prothese zu verbergen.
»Er litt in seiner Kindheit an einer Krankheit, bei der seine Beine gelähmt wurden«, sagte Avama. »Das steht historisch außer Zweifel. Zu der Zeit hat er sich sehr darum bemüht, dass man das nicht bemerkte, was bei den primitiven
Weitere Kostenlose Bücher