Planetenkrieg - Lebende Festung: Roman (German Edition)

Lenkwaffen. Aber anscheinend hat der SAPL den größten Teil ihrer Sensoren eliminiert. Wir sind dabei durchzubrechen, aber es dauert.« Der Boden zitterte leicht unter ihren Füßen. »Und wir bekommen selbst auch Treffer ab. Wir brauchen wirklich mehr Verteidigungsanlagen.«
    »’ne Ahnung, welches das Flaggschiff sein könnte?«, wollte der Admiral wissen.
    »Ja, denke schon, den Emissionen nach zu schließen«, antwortete Sharp.
    »Zielwechsel«, meldete der Abwehrtechniker. »Lenkwaffenbeschuss mit Ziel Erde.«
    »Die pinkeln wir nicht an«, entschied Kinyon. »Volle Energie des SAPL auf das Flaggschiff konzentrieren!«
    Qathecuk hatte nicht einmal Zeit zu schreien. Die Salve Tausender Penetratorgeschosse riss die Schilde infolge eines schlimmen Zufalls in exakt dem Augenblick auf, in dem der SAPL das Feuer auf die Zhiphewich konzentrierte. Einhundertzwanzig Petawatt Energie durchstießen die ausfallenden Schirme, das gewaltige Schlachtschiff und jagten wieder in den Weltraum. Da der Strahl auf einen festen Punkt gerichtet war und das Schiff sich bewegte, schlitzte er es sauber von der Mitte ab auf, quer durch den Maschinenraum, die Schadenskontrolle, die Mannschaftsquartiere und schließlich den Antriebsbereich.
    Was übrig blieb, sah ungefähr wie ein rauchendes Ypsilon aus Metall aus. Bis dann die Lenkwaffen auftrafen.
    »Feuer verlegen«, befahl Kinyon. »Schüsse mit voller Energie auf jedes Schlachtschiff. Status ihrer kapitalen Lenkwaffen?«
    »Erreichen gerade Athenas Gärtchen«, sagte der Verteidigungstechniker, während die Kampfstation erneut erbebte. »Paris hat ein paar Abschüsse mit den BDA-Clustern, aber die sind dunkel geworden.«
    »Dann ist jetzt Athena an der Reihe«, erklärte Kinyon resigniert. »Gott möge der Erde beistehen.«
    Dreiundneunzig Geschosse, alle mit kinetischen Energiewaffen von siebzig Tonnen, überstanden unversehrt ihre Antriebsphase, wurden dunkel und rasten mit Kurs auf Terra. Ihr Auftrag war es, Tod und Verderben über diese Spezies zu bringen, die sich einbildete, ihren Rangora-Erbauern trotzen zu können.
    Es waren »brillante« Lenkwaffen, die besten, die die Rangora bauen konnten. Bereits in der Antriebsphase sandten sie falsche gravitische Botschaften aus, störten Radar und Lidar. Und zu allem Überfluss waren sie schwarz wie die Nacht, mit kleinen Lichtern, die den stellaren Hintergrund vortäuschten. Das machte es einem sehr schwer, sie zu finden.
    Unter den Kommandoinstanzen der Menschen herrschte Einigkeit darüber, dass Athena die Verteidigerin des Sonnensystems war. Die Göttin Athena war die Schutzgöttin Athens, die Göttin der Weisheit und, nicht zu vergessen, die Göttin des Kampfes. Aus all diesen Gründen hatte man diesen Namen für die KI von SpaceCom gewählt.
    Außerdem war sie für die Kontrolle des Weltraumverkehrs zuständig.
    In Wahrheit überließ Athena in Situationen wie dieser den größten Teil der Routinearbeit ihrem Kumpel: Argus.
    Argus gehörte nicht den USA und auch nicht der im Entstehen begriffenen terranischen Regierung. Formal betrachtet war Argus die Steuer-KI des SAPL und »gehörte« Apollo Mining. Aber einige dieser Geschosse waren mit Sicherheit auf der Suche nach den Verteidigungs-KIs des Systems. Wenn es um Dinge wie das Überleben ging, neigten KIs dazu, es mit den Zuständigkeiten nicht so eng zu sehen. Und während Athena für die Verteidigung und die Verkehrskontrolle optimiert war, hatte man Argus für Suchoperationen optimiert.
    In der Mythologie war Argus ein Riese mit hundert Augen. Man nannte ihn auch Panoptes: den All-Sehenden. Eine der winzig kleinen Ergänzungen, die man in einem sehr frühen Stadium in den SAPL eingebaut hatte, bestand darin, dass jeder Sekundärspiegel, die Tausende von BDAs, VSAs, VDAs und Ungs mit einer kleinen, aber sehr hoch auflösenden Kamera ausgestattet waren.
    Das Auflösungsvermögen von Optiken wächst mit dem Quadrat der Spiegelfläche. Ein Zehn-Meter-Spiegel ist nicht zehnmal so leistungsfähig wie ein Ein-Meter-Spiegel, er ist achtundsiebzigmal so leistungsfähig.
    Der ganze SAPL war im Grunde jetzt ein Teleskop von sechshundert Quadratkilometern Fläche. Und dieses Teleskop war nicht nur imstande, am Strand von Rio hübsche Mädchen auszumachen. Es konnte sogar die winzigen Härchen auf ihrem Bauch erkennen.
    Viele der Spiegel mussten immer noch dafür eingesetzt werden, Dinge zu bewegen. Der Rest aber wurde zu den tausend Augen von Argus Panoptes, dem All-Sehenden.
    Um diese