Planetenwanderer: Roman (German Edition)
vollständig um. Wenn Sie diese Welt heute besuchen, finden Sie einen toten Planeten vor, auf dem nichts wächst außer einem ekelhaften Pilz. Das sind die Früchte von übereilten Aktionen und unzureichenden Studien. Es ist äußerst riskant, wenn jemand ohne Verständnis irgendetwas tut.«
»Und das Verderben ist gewiss, wenn jemand überhaupt nichts tut«, sagte Kefira Qay verstockt. »Nein, Tuf. Sie erzählen Schauergeschichten, aber wir sind ein verzweifeltes Volk. Die Wächter akzeptieren jedes Risiko. Ich habe meine Befehle. Und wenn Sie nicht tun, worum ich Sie gebeten habe, werde ich das hier benutzen.« Sie nickte in Richtung ihres Lasers.
Haviland Tuf verschränkte die Arme. »Wenn Sie das da benutzen, wäre das äußerst dumm von Ihnen. Zweifelsohne könnten Sie lernen, mit der Arche umzugehen. Irgendwann. Es würde Jahre dauern, die Sie nach Ihrer eigenen Aussage nicht mehr haben. Ich werde weiter für Sie arbeiten und Ihre heftigen Äußerungen und Ihre Drohungen vergessen, aber ich werde erst etwas unternehmen, wenn ich dazu bereit bin. Ich bin ein Ökoingenieur. Ich habe meine persönlichen und professionellen Ansprüche. Und ich muss darauf hinweisen, dass Sie ohne meine Dienste gänzlich ohne Hoffnung wären. Gänzlich. Nun, da Sie es wissen und auch ich es weiß, lassen Sie uns auf jede weitere Dramatik verzichten. Sie werden diesen Laser nicht benutzen.«
Einen Moment lang sah Kefira Qay überrascht aus. »Sie …«, sagte sie verwirrt, und der Laser zitterte leicht. Dann festigte sich ihr Blick wieder. »Sie liegen falsch, Tuf«, sagte sie. »Ich werde ihn benutzen.«
Haviland Tuf sagte nichts.
»Nicht gegen Sie«, fuhr sie fort. »Gegen Ihre Katzen. Ich werde jeden Tag eine von ihnen töten, bis Sie etwas unternehmen.« Ihr Handgelenk bewegte sich ein wenig, sodass der Laser nicht mehr auf Tuf gerichtet war, sondern auf Undanks kleine Gestalt, die im Raum hin und her schlich und Schatten jagte. »Ich werde mit dieser hier anfangen«, sagte die Wächterin. »Ich zähle bis drei.«
Tufs Gesicht blieb völlig emotionslos. Er starrte.
»Eins«, sagte Kefira Qay.
Tuf saß bewegungslos da.
»Zwei«, sagte sie.
Tuf runzelte die Stirn, und auf seiner kalkweißen Stirn bildeten sich Falten.
»Drei«, brach es aus Qay heraus.
»Nein«, sagte Tuf schnell. »Schießen Sie nicht. Ich werde tun, was Sie verlangen. Ich werde innerhalb einer Stunde mit dem Klonen beginnen.«
Die Wächterin steckte ihren Laser ins Holster.
Also zog Haviland Tuf widerwillig in den Krieg.
Am ersten Tag saß er still und mit zusammengepressten Lippen in seiner Kommandozentrale vor einer großen Konsole, drehte an Skalen und drückte leuchtende Knöpfe und holografische Regler. An anderer Stelle in der Arche liefen gurgelnd Flüssigkeiten von unterschiedlicher Farbe und Schattierung in die leeren Tanks entlang der abgedunkelten Zentralröhre, während Proben aus der großen Zellbibliothek von winzigen Roboterarmen so vorsichtig wie von der Hand eines Meisterchirurgen entnommen und besprüht und behandelt wurden. Tuf sah nichts davon. Er blieb auf seinem Posten und setzte einen Klon nach dem anderen an.
Am zweiten Tag tat er dasselbe.
Am dritten Tag erhob er sich und ging langsam den kilometerlangen Korridor entlang, wo seine Kreationen zu wachsen begonnen hatten, undeutliche Gestalten, die sich entweder schwach oder gar nicht in den Tanks mit der durchsichtigen Flüssigkeit rührten. Einige Tanks waren so groß wie das Shuttle-Deck der Arche , andere so winzig wie ein Fingernagel. Haviland Tuf hielt bei jedem Tank inne, studierte die Skalen und Anzeigen und leuchtenden Beobachtungsfenster mit stiller Intensität und nahm von Zeit zu Zeit einige kleine Anpassungen vor. Am Ende des Tages hatte er erst die Hälfte der langen, widerhallenden Reihe geschafft.
Am vierten Tag vollendete er seinen Rundgang.
Am fünften Tag schaltete er den Chronowarp ein. »Die Zeit ist sein Sklave«, erzählte er Kefira Qay, als sie ihn danach fragte. »Er kann sie verlangsamen oder beschleunigen. Wir werden sie schneller laufen lassen, damit die Krieger, die ich erschaffe, ihre Reife früher erlangen als in der Natur.«
Am sechsten Tag war er auf dem Shuttledeck damit beschäftigt, zwei seiner Shuttles zu modifizieren, damit sie die Wesen transportieren konnten, die er erschuf, indem er große und kleine Tanks hinzufügte und sie mit Wasser füllte.
Am Morgen des siebten Tages gesellte er sich zum Frühstück zu Kefria Qay und sagte:
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