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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Ja, ich denke, das ist das richtige Wort. Vielleicht sollte ich sogar sagen: rätselhaft. Ich versichere Ihnen jedoch, dass Namors traurige Lage mein volles Mitgefühl hat und dass dieses Problem ebenso meinen Intellekt herausfordert.«
    »Das ist es also für Sie, Tuf, nicht wahr? Ein Problem?«
    Tuf runzelte leicht die Stirn, faltete die Hände und legte sie auf seinen gewölbten Bauch. »Ein Problem, in der Tat«, sagte er.
    »Nein. Das ist nicht einfach nur ein Problem. Wir spielen hier keine Spielchen. Da unten sterben reale Menschen. Sie sterben, weil die Wächter nicht das in sie gesetzte Vertrauen erfüllen, und weil Sie nichts tun. Gar nichts. «
    »Beruhigen Sie sich. Ich versichere Ihnen, dass ich unablässig für Ihre Angelegenheit tätig bin. Sie müssen berücksichtigen, dass meine Aufgabe nicht so simpel ist wie die Ihre. Es ist ja schön und gut, Bomben auf Zerstörer abzuwerfen oder auf einen Feuerballon zu schießen und zuzusehen, wie er brennt. Allerdings haben diese einfachen, antiquierten Methoden Sie nicht sehr weit gebracht, Wächterin. Die ökologische Wissenschaft ist ein weit anspruchsvolleres Geschäft. Ich studiere die Berichte Ihrer Einsatzkräfte, Ihrer Meeresbiologen, Ihrer Historiker. Ich reflektiere und analysiere. Ich überlege mir verschiedene Herangehensweisen und lasse auf den großen Computern der Arche Simulationen laufen. Früher oder später werde ich eine Antwort für Sie finden.«
    »Früher«, sagte Kefira Qay hart. »Namor will Ergebnisse sehen und ich ebenfalls. Der Rat der Wächter ist ungeduldig. Früher, Tuf. Nicht später. Ich warne Sie.« Sie trat zur Seite und ließ ihn passieren.
    Kefira Qay verbrachte die nächsten anderthalb Wochen damit, Tuf so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Sie ließ das Abendessen aus und blickte mürrisch, wann immer sie sich in den Korridoren begegneten. Jeden Tag begab sie sich in den Kommunikationsraum, wo sie lange Diskussionen mit ihren Vorgesetzten unten auf dem Planeten führte und die neuesten Nachrichten erfuhr. Sie waren nicht gut. Alle Nachrichten waren überhaupt nicht gut.
    Schließlich eskalierte das Ganze. Blass und aufgebracht stürmte sie in die abgedunkelte Kammer, die Tuf seine »Kommandozentrale« nannte, wo er vor einer Reihe Computerbildschirmen saß und zusah, wie sich rote und blaue Linien auf einem Gitter verfolgten. »Tuf!«, schrie sie. Er schaltete den Bildschirm aus und drehte sich schwungvoll zu ihr um, wobei er Undank wegscheuchte. Von Schatten umgeben betrachtete er sie teilnahmslos. »Der Rat der Wächter hat mir einen Befehl erteilt«, sagte sie.
    »Wie erfreulich für Sie«, erwiderte Tuf. »Mir ist bewusst, dass Sie seit einiger Zeit durch die Untätigkeit unruhig geworden sind.«
    »Der Rat wünscht unverzüglich Taten, Tuf. Unverzüglich. Heute. Verstehen Sie?«
    Tuf stellte die Hände unter seinem Kinn auf, sodass er fast wie ein Betender aussah. »Muss ich nicht nur Feindseligkeit und Ungeduld ertragen, sondern ebenso die Verleumdung meiner Intelligenz? Ich verstehe alles, was man über Ihre Wächter verstehen muss, das versichere ich Ihnen. Es ist nur die besondere und eigensinnige Ökologie von Namor, die ich nicht verstehe. Solange ich das nicht erreicht habe, kann ich nichts tun.«
    »Sie werden etwas tun«, sagte Kefira Qay. Plötzlich hatte sie eine Laserpistole in der Hand und zielte damit auf Tufs dicken Wanst. »Sie werden jetzt etwas tun.«
    Haviland Tuf zeigte keinerlei Reaktion. »Gewalt«, sagte er mit mildem Tadel. »Vielleicht sollten Sie mir die Möglichkeit geben, es Ihnen zu erklären, bevor Sie ein Loch in mich brennen und damit sich selbst und Ihren Planeten verdammen.«
    »Na los«, sagte sie. »Ich werde zuhören. Aber nicht lange.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Haviland Tuf. »Wächterin, irgendetwas sehr Seltsames geht auf Namor vor sich.«
    »Was Sie nicht sagen«, entgegnete sie trocken. Der Laser bewegte sich nicht.
    »In der Tat. Sie werden durch eine Heimsuchung von Kreaturen vernichtet, die wir, in Ermangelung eines besseren Begriffs, zusammengefasst als Seeungeheuer bezeichnen müssen. In weniger als einem halben Dutzend Standardjahren sind drei Spezies aufgetaucht. Jede dieser Spezies ist offensichtlich neu oder war zumindest bislang unbekannt. So etwas erscheint mir aufs Extremste unwahrscheinlich. Ihr Volk weilt seit einhundert Jahren auf Namor, und erst seit Kurzem haben Sie Kenntnis von diesen Wesen, die Sie Zerstörer, Feuerballons und Läufer nennen. Es

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