Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
Vom Netzwerk:
weiter zu beinhalten als das abgedroschene, aber nichtsdestotrotz ewig populäre Happy End, aber Dax hat alarmiert gegrollt, als ob Sie unter dieser gelassenen Oberfläche ziemlich verärgert wären. Vielleicht verschweigen Sie einen furchtbaren Teil der Geschichte.«
    »Nur die Fußnote, Tuf«, sagte die Hafenmeisterin.
    »In der Tat? Und die wäre?«
    »Siebenundzwanzig Jahre, Tuf. Klingelt’s da bei Ihnen?«
    »In der Tat. Bevor ich mein ökologisches Entwicklungsprogramm in Angriff nahm, besagten Ihre Prognosen, dass S’uthlam siebenundzwanzig Standardjahre von einer Hungersnot entfernt ist, wenn man das alarmierende Bevölkerungswachstum und die abnehmenden Nahrungsmittelressourcen berücksichtigt.«
    »Das war vor fünf Jahren«, sagte Tolly Mune.
    »In der Tat.«
    »Siebenundzwanzig minus fünf.«
    »Zweiundzwanzig«, sagte Tuf. »Eine einfache arithmetische Aufgabe.«
    »Zweiundzwanzig Jahre, die noch bleiben«, sagte Hafenmeisterin Tolly Mune. »Aber das war vor der Arche , bevor der geniale Ökologe Tuf und das verwegene Spinnchen Mune alles in Ordnung gebracht haben, vor dem Brot-und-Fische-Wunder, bevor der couragierte junge Cregor Blaxon Tufs Blütezeit eingeführt hat.«
    Haviland Tuf drehte den Kopf, um die Katze auf seiner Schulter anzusehen. »Ich stelle einen gewissen Sarkasmus in ihrer Stimme fest«, sagte er zu Dax.
    Tolly Mune seufzte, griff in ihre Tasche und holte ein Etui mit kristallinen Datenchips hervor. »Hier, mein Schatz«, sagte sie und warf es durch die Luft.
    Tuf fing das sich drehende Etui mit seiner großen, weißen Hand auf und schwieg.
    »Alles, was Sie brauchen, ist da drin. Direkt aus den Datenbanken des Rates. Die vertraulichen Daten natürlich. Die ganzen Berichte, die ganzen Prognosen, all die Analysen, und es ist streng geheim. Verstehen Sie? Deshalb war ich so verdammt geheimnisvoll, und deswegen fliegen wir zurück zur Arche . Creg und der Hohe Rat machen aus unserer Romanze ein Ablenkungsmanöver. Lass die Milliarden Nachrichtenzuschauer nur denken, dass wir uns die Seele aus dem Leib vögeln. Solange ihre Köpfe voll sind mit Visionen vom Piraten und der Hafenmeisterin, die neue sexuelle Grenzen überschreiten, machen sie sich keine Gedanken darüber, was wir wirklich tun, und alles kann im Geheimen vonstattengehen. Wir brauchen Brot und Fische, Tuf, aber dieses Mal auf einem abgedeckten Teller, verstehen Sie? Dies sind meine Instruktionen.«
    »Wie lauten die jüngsten Prognosen?«, fragte Haviland Tuf mit gleichmäßiger und ausdrucksloser Stimme.
    Dax erhob sich und fauchte alarmiert und ängstlich.
    Tolly Mune nippte an ihrem Bier und ließ sich tief in ihren Sessel zurückfallen. Sie schloss die Augen. »Achtzehn Jahre.« Sie sah aus wie die hundertjährige Frau, die sie war, nicht mehr wie sechzig, und ihre Stimme war unendlich traurig. »Achtzehn Jahre«, wiederholte sie, »und es werden immer weniger.«
    Tolly Mune war alles andere als naiv. Da sie ihr ganzes Leben auf S’uthlam verbracht hatte, mit den riesigen Städten von kontinentaler Ausdehnung, den wimmelnden Milliarden, den Türmen, die zehn Ka-Emm hoch in den Himmel ragten, den langen Straßen weit unter der Oberfläche und dem großen Orbitalfahrstuhl, war sie keine Frau, die man mit purer Größe beeindrucken konnte. Aber diese Arche hatte was, dachte sie sich.
    Sie spürte es vom Moment ihrer Ankunft an, als die große Kuppel des Landedecks sich unter ihnen öffnete und Tuf die Wilder Brüller der Savanne in die Dunkelheit hinabsenkte und zwischen den Shuttles und alten Raumschiffen auf einem kreisförmigen Landeplatz parkte, der als Willkommensgruß blassblau leuchtete. Die Kuppel schloss sich über ihnen, und Atmosphäre wurde hineingepumpt; einen so großen Raum so schnell zu füllen hieß, sie mit Sturmstärke einschießen zu lassen, sodass alles um sie herum heulte und stöhnte. Schließlich öffnete Tuf die Schleusen und führte Tolly Mune eine verzierte Treppe hinunter, die wie eine vergoldete Zunge aus dem Maul des Löwenschiffs herausglitt. Unten wartete ein kleiner dreirädriger Wagen. Tuf fuhr am Durcheinander aus toten und verlassenen Schiffen vorbei, von denen einige so fremdartig waren, wie sie Tolly Mune noch nie gesehen hatte. Er fuhr schweigend, schaute weder nach rechts noch nach links, und Dax lag wie ein schlaffer, knochenloser schnurrender Fellball auf seinen Knien ausgestreckt.
    Tuf gab ihr ein komplettes Deck ganz für sich allein. Hunderte von Schlafkojen, Computerstationen,

Weitere Kostenlose Bücher