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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Labors, Zugangswegen, Sanitärstationen, Erholungshallen, Küchen, und keine Bewohner außer ihr. Auf S’uthlam hätte eine Stadt von dieser Größe eintausend Menschen beherbergt, in Wohnungen, die kleiner waren als die Vorratsschränke der Arche . Tuf schaltete das Schwerkraftnetz auf dieser Ebene aus, da er wusste, dass sie Null-G bevorzugte.
    »Wenn Sie mich benötigen, finden Sie meine eigenen Quartiere auf dem Oberdeck, in voller Schwerkraft«, erklärte er ihr. »Ich beabsichtige, meine gesamte Energie auf die Probleme von S’uthlam zu richten. Ich werde Ihren Rat oder Ihre Hilfe nicht benötigen. Es liegt nicht in meiner Absicht, Sie zu beleidigen, Hafenmeisterin, aber ich habe die bittere Erfahrung gemacht, dass derartige Beziehungen mehr Ärger verursachen, als sie es wert sind, und nur dazu geeignet sind, mich abzulenken. Wenn es eine Antwort auf Ihre äußerst beunruhigende und verzwickte Lage gibt, werde ich sie am schnellsten finden, wenn man mich allein und ungestört arbeiten lässt. Ich werde eine langsame Fahrt nach S’uthlam und zum Netz programmieren. Ich habe die Hoffnung, dass ich Ihre Probleme gelöst habe, wenn wir dort ankommen.«
    »Wenn Sie es nicht schaffen«, erinnerte sie ihn scharf, »bekommen wir das Schiff. So lauteten die Bedingungen.«
    »Dessen bin ich mir bewusst«, sagte Haviland Tuf. »Für den Fall, dass Ihnen langweilig wird, bietet die Arche ein umfangreiches Spektrum an Zerstreuung, Unterhaltung und Beschäftigung. Fühlen Sie sich außerdem so frei, sich an den Nahrungsautomaten zu bedienen. Diese entsprechen zwar nicht den Mahlzeiten, die ich mir selbst zubereite, aber wenn man es mit der typischen s’uthlamesischen Verpflegung vergleicht, wird es sich ohne Zweifel als annehmbar erweisen. Ganz gleich, wie viele Mahlzeiten Sie am Tag zu sich nehmen, wäre ich erfreut, wenn Sie mir beim Abendessen um achtzehn Uhr Bordzeit Gesellschaft leisten würden. Bitte seien Sie pünktlich.« Und mit diesen Worten ließ er sie allein.
    Das Computersystem, von dem das große Schiff betrieben wurde, folgte Hell- und Dunkelzyklen, um den Wechsel von Tag und Nacht zu simulieren. Tolly Mune verbrachte ihre Nächte vor einem Holomonitor und sah sich Dramen an, die mehrere Jahrtausende alt waren und von Welten stammten, die schon fast Legenden waren. Tagsüber unternahm sie Erkundungstouren – zuerst auf dem Deck, das Tuf ihr überlassen hatte, und dann im Rest des Schiffs. Je mehr sie sah und lernte, desto ehrfürchtiger und unwohler wurde Tolly Mune.
    Tagelang saß sie im alten Sitz des Kapitäns auf der Brücke im Turm, die Tuf als unbequem abgetan hatte, und schaute sich zufällig ausgewählte Passagen des uralten Logbuchs an, die auf dem großen Bildschirm abrollten. Sie spazierte durch ein Labyrinth aus Decks und Korridoren, fand drei Skelette in weit auseinanderliegenden Bereichen der Arche (von denen nur zwei menschlich waren), wunderte sich über einen Abschnitt eines Korridors, in dem dicke Schotten aus Hartlegierung wie durch große Hitze Blasen geworfen hatten und aufgeplatzt waren.
    Sie verbrachte Stunden in der Bibliothek, die sie entdeckt hatte, berührte die alten Bücher und nahm sie in die Hand. Einige waren auf dünnen Blättern aus Metall oder Plastik gedruckt, andere auf richtigem Papier.
    Sie kehrte zum Landedeck zurück und kletterte auf den uralten Raumschiffen herum, die Tuf dort aufbewahrte. Sie stand in der Waffenkammer und starrte auf eine beängstigende Anzahl von Waffen, einige davon veraltet, einige völlig unbekannt, einige verboten.
    Sie spazierte die dämmrige Weite der Zentralröhre entlang, die den Kern des Schiffs bildete, lief die ganzen dreißig Ka-Emm zu Fuß, hörte das Echo ihrer Schritte, und am Ende ihrer täglichen Touren ging ihr Atem schwer. Um sie herum gab es Bottiche zum Klonen, Wachstumstanks, Einrichtungen für Mikrochirurgie und Computerstationen in unglaublicher Vielzahl. Neunzig Prozent der Bottiche waren leer, aber hier und dort stieß die Hafenmeisterin auf Leben. Sie linste durch verstaubtes Glas und dicke, leuchtende Flüssigkeiten auf undeutliche, lebende Gestalten, so klein wie ihre Hand und so groß wie ein Röhrenzug. Der Anblick bereitete ihr Unbehagen.
    In der Tat kam Tolly Mune das gesamte Schiff kalt und beängstigend vor.
    Die einzige wirkliche Wärme fand sie in jenem winzigen Bereich auf dem Oberdeck, in dem Haviland Tuf seine Tage und Nächte verbrachte. Der lange, schmale Kommunikationsraum, den er zu seiner Zentrale

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