Planetenwanderer: Roman (German Edition)
etwas Besonderes ist, muss man Dax als außergewöhnlich bezeichnen. Alle Katzen besitzen gewisse Psi-Kräfte, das ist allgemein bekannt. Aufgrund gewisser ungewöhnlicher Umstände, die ich auf einem Planeten namens Namor entdeckte, initiierte ich ein Programm, diese angeborenen felinen Fähigkeiten zu verbessern und zu erweitern. Dax ist das Resultat, Madam. Wir haben ein besonderes Verhältnis zueinander, und Dax ist mit Psi-Kräften gesegnet, die alles andere als nur rudimentär sind.«
»Kurz gesagt«, fasste Tolly Mune zusammen, »Sie haben sich selbst eine Katze geklont, die Gedanken lesen kann.«
»Ihr Scharfsinn ist wie immer äußerst fein, Hafenmeisterin«, entgegnete Tuf und faltete die Hände. »Wir haben vieles zu besprechen. Wären Sie vielleicht so freundlich, mir zu erklären, warum Sie mich gebeten haben, die Arche nach S’uthlam zurückzubringen, warum Sie darauf bestanden haben, mich zu begleiten, und schließlich, warum Sie mich in diese seltsame, wenngleich schillernde Betrügerei verwickelt haben und sogar so weit gegangen sind, meine Person völlig frei zu verändern?«
Tolly Mune seufzte. »Tuf, erinnern Sie sich daran, wie die Dinge standen, als wir uns vor fünf Jahren trennten?«
»Mein Gedächtnis ist unbeeinträchtigt«, sagte Haviland Tuf.
»Gut. Dann werden Sie sich vielleicht auch daran erinnern, dass Sie mich in eine verflixte Bredouille gebracht haben.«
»Ihre zu erwartende unverzügliche Absetzung als Hafenmeisterin, eine Anklage wegen Hochverrats und die Verbannung auf eine Straffarm in der Speisekammer«, sagte Tuf. »Trotzdem haben Sie meine Bemühungen abgelehnt, Sie kostenlos in ein anderes System Ihrer Wahl zu transportieren. Stattdessen zogen Sie es vor zurückzukehren, um sich Ihrer Verhaftung und Entehrung zu stellen.«
»Was zur Hölle ich auch sein mag, ich bin in erster Linie S’uthlamesin«, sagte sie. »Das sind meine Leute, Tuf. Manchmal ganz schön große verflixte Idioten, aber immer noch meine gottverdammten Leute.«
»Ihre Loyalität ist zweifelsohne bemerkenswert. Da Sie immer noch Hafenmeisterin sind, muss ich annehmen, dass sich die Umstände geändert haben.«
»Ich habe sie geändert«, sagte Tolly Mune.
»In der Tat?«
»Ich musste es tun, wenn ich nicht den Rest meines Lebens damit zubringen wollte, mit einem Unkrautrad durch das Neogras zu fahren, während mich die Schwerkraft zerreißt.« Sie zog eine Grimasse. »Sobald ich zurück im Hafen war, griffen mich die Sicherheitsleute auf. Ich hatte mich dem Hohen Rat widersetzt, Gesetze gebrochen, öffentliches Eigentum zerstört und Ihnen bei der Flucht mit einem Schiff geholfen, das man eigentlich beschlagnahmen wollte. Ganz schön dramatisch, finden Sie nicht auch?«
»Meine Meinung ist in diesem Fall nicht von Belang.«
»In der Tat so dramatisch, dass es entweder ein Verbrechen von enormem Ausmaß oder ein Akt von enormem Heldentum sein musste. Josen war deswegen sehr betrübt. Wir waren einen langen Weg zusammen gegangen, er und ich, und er war wirklich kein schlechter Mensch, das sagte ich Ihnen bereits. Aber er war der Erste Ratsherr, und er wusste, was er zu tun hatte. Er musste mich wegen Hochverrats anklagen. Und ich bin auch keine verdammte Närrin, Tuf. Auch ich wusste, was ich zu tun hatte.« Sie beugte sich vor. »Ich war nicht besonders begeistert von meinen Karten, aber ich musste sie ausspielen oder aufgeben. Um meinen knochigen Arsch zu retten, musste ich Josen vernichten – ihn und die meisten anderen des Hohen Rates. Ich musste mich selbst zur Heldin machen und ihn zum Verbrecher, und zwar mit Worten, die jedem gottverdammten Idioten in der Unterstadt begreiflich waren.«
»Ich verstehe«, sagte Tuf. Dax schnurrte; die Hafenmeisterin war völlig ehrlich zu ihm. »Deshalb das überzogene Melodrama, das man Tuf und Mune genannt hat.«
»Ich brauchte Kals für die Prozesskosten«, sagte sie. »Das ist leider wahr, verdammt, aber ich habe es auch als Vorwand benutzt, um meine Version der Ereignisse an eines der großen Videonetze zu verkaufen. Sagen wir, ich habe die Story ein bisschen gewürzt. Sie waren so begeistert, dass sie sich entschieden, auf die Nachrichten exklusiv eine dramatisierte Version folgen zu lassen. Ich war überglücklich, das Drehbuch zu liefern. Ich hatte natürlich einen Koautor, aber ich sagte ihm, was er zu schreiben hatte. Josen hat nie verstanden, was geschah. Er war nie der kluge Politiker, für den er sich immer gehalten hat, und er war nie mit
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