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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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umgebaut hatte, war gemütlich und bequem. Sein Quartier war angefüllt mit zerschlissenen Polstermöbeln und einer erstaunlichen Auswahl an Kitsch, den er auf seinen Reisen gesammelt hatte. Der Geruch von Essen und Bier schwängerte die Luft, die Schritte hallten hier nicht so, und hier waren Licht und Geräusche und Leben. Und Katzen.
    Tufs Katzen konnten sich fast überall im Schiff frei bewegen, aber die meisten schienen lieber in seiner Nähe bleiben zu wollen. Er besaß jetzt insgesamt sieben. Gomorrha, ein langhaariger grauer Kater mit durchdringenden Augen und einem gleichgültigen, dominierenden Charakter, war der Herr über sie alle. Meistens saß er auf Tufs Kommandokonsole im Kontrollraum, wo sein buschiger Schweif wie ein Metronom hin und her schlug. Sodom hatte mit den Jahren an Energie verloren und an Gewicht zugelegt. Sie schien sich anfangs nicht an die Hafenmeisterin zu erinnern, aber nach ein paar Tagen kehrte die alte Vertrautheit zurück, und Sodom machte da weiter, wo sie damals aufgehört hatte. Manchmal begleitete sie Tolly sogar auf ihren Streifzügen.
    Außerdem gab es noch Undank, Zweifel, Feindseligkeit und Argwohn. »Die Kätzchen«, nannte Tuf sie, obwohl sie eigentlich schon junge Katzen waren. »Die Nachkommen von Gomorrha und Sodom, Madam. Ursprünglich waren es fünf. Ich habe Torheit auf Namor zurückgelassen.«
    »Es ist immer gut, die Torheit zurückzulassen«, sagte sie. »Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass Sie sich von einer Katze trennen.«
    »Torheit entwickelte eine unerklärliche Anhänglichkeit an eine aufbrausende und unberechenbare junge Frau namorianischer Herkunft. Da ich so viele Katzen hatte und sie gar keine, schien es mir unter diesen Umständen eine angemessene Geste zu sein. Obwohl die Katze eine herrliche und bewundernswerte Kreatur ist, bleibt sie in dieser traurigen modernen Galaxis relativ selten. Daher veranlassen mich meine angeborene Großzügigkeit und ein gewisses Pflichtbewusstsein gegenüber meinen Mitmenschen, Planeten wie Namor Katzen anzubieten. Eine Kultur mit Katzen ist reicher und humaner als eine, die auf ihre einzigartige Gesellschaft verzichten muss.«
    »Das stimmt«, sagte Tolly Mune lächelnd. Feindseligkeit war in ihrer Nähe. Sie nahm ihn vorsichtig hoch und streichelte ihn. Sein Fell war sehr weich. »Seltsame Namen haben Sie ihnen gegeben.«
    »Vielleicht passen sie mehr zur menschlichen Natur als zu der der Katzen«, räumte Tuf ein. »Ich habe sie ihnen aus einer Laune heraus verliehen.«
    Undank, Zweifel und Argwohn waren grau wie ihr Vater; Feindseligkeit war schwarz-weiß wie Sodom. Zweifel war fett und tobte gern, Feindseligkeit war aggressiv und lärmend, Argwohn war scheu und versteckte sich gern unter Tufs Sitz. Sie spielten miteinander, ein ausgelassenes Katzenvolk, und schienen Tolly Mune unendlich faszinierend zu finden, kletterten überall auf ihr herum, wann immer sie Tuf einen Besuch abstattete. Manchmal tauchten sie an den unmöglichsten Orten auf. Einmal landete Feindseligkeit auf ihrem Rücken, als sie eine Rolltreppe hinauffuhr; vor Überraschung blieb ihr die Luft weg. Sie gewöhnte sich daran, Zweifel während der Mahlzeiten auf ihrem Schoß zu haben, wo er um Essensstückchen bettelte.
    Und dann gab es da noch eine siebte Katze: Dax.
    Dax mit dem nachtfarbenen Fell und Augen wie kleine goldene Lampen. Dax, der lethargischste Schädling, den sie je gesehen hatte, der es vorzog, getragen zu werden, statt zu laufen. Dax, der aus Tufs Tasche oder unter seiner Kappe hervorlugte, der auf seinem Schoß oder seiner Schulter saß. Dax, der nie mit den älteren Katzenkindern spielte, der selten ein Geräusch von sich gab, dessen goldener Blick irgendwie sogar den riesigen, herrschaftlichen Gomorrha von einem Sitzplatz vertreiben konnte, den beide begehrten. Die schwarze Katze war ständig bei Tuf. »Ihr Vertrauter«, sagte Tolly Mune einmal während des Essens zu ihm, nachdem sie schon fast zwanzig Tage lang an Bord war. Sie deutete mit dem Messer auf ihn. »Das macht Sie zu einem … wie war noch gleich der Name dafür?«
    »Es gab mehrere Bezeichnungen«, sagte Tuf. »Hexer, Zauberer, Magier. Die Nomenklatur bezieht sich auf Mythen von der Alten Erde, glaube ich.«
    »Es passt«, sagte Tolly Mune. »Manchmal spüre ich, dass es in diesem Schiff spukt.«
    »Das ist wohl der Grund, warum es weiser ist, auf seinen Intellekt zu vertrauen als auf sein Gespür, Hafenmeisterin. Lassen Sie mich Ihnen versichern, wenn

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