Planetenwanderer: Roman (German Edition)
dann lassen Sie mir bitte etwas Zeit, die Lautstärke an meiner Kommunikationseinheit entsprechend anzupassen.« Er hob einen Finger. »Die beunruhigende Neuigkeit lautet, dass ein bloßer Angriff auf die Schutzschilde der Arche , was ohne Zweifel ein Leichtes für Sie wäre, ein kleines thermonukleares Gerät aktivieren wird, welches ich vor Kurzem in der Zellbibliothek des Schiffes versteckt habe und das auf der Stelle das gesamte Zellmaterial zerstören wird, das die Arche so einzigartig, unschätzbar und äußerst begehrenswert macht.«
Lange blieb es still. Die karmesinrot glühenden Sensoren hinter Wald Obers dunklem Visier schienen zu schmelzen, als er Tufs blasse Gesichtszüge auf dem Schirm anstarrte. »Sie bluffen«, sagte der Kommandant schließlich.
»In der Tat«, sagte Tuf. »Sie haben mich ertappt. Wie naiv von mir zu denken, dass ich einen Mann von Ihrem Scharfsinn mit einer derart dummen und kindischen List täuschen könnte. Und jetzt, so fürchte ich, werden Sie das Feuer auf mich eröffnen, meine armseligen Schutzschilde pulverisieren und meine Lüge offenbaren. Gestatten Sie mir nur einen Moment, mich von meinen Katzen zu verabschieden.« Er faltete die Hände sorgfältig über seinem voluminösen Bauch und wartete auf die Antwort des Kommandanten. Seine Instrumente zeigten ihm, dass die s’uthlamesische Flotte nunmehr in Reichweite war.
»Genau das werde ich tun, Sie verdammte Missgeburt!«, fluchte Wald Ober.
»Ich warte in tiefster Ergebenheit«, sagte Tuf ungerührt.
»Sie haben zwanzig Sekunden«, antwortete Ober.
»Ich fürchte, meine Neuigkeiten haben Sie etwas verwirrt. Wir waren vorhin bei drei angekommen. Trotzdem werde ich schamlos von Ihrem Fehler profitieren und jede mir verbleibende Sekunde nutzen.«
Über die Bildschirme starrten sie sich lange an. Dax schnurrte in Tufs Schoß. Haviland Tuf streichelte sein langes, schwarzes Fell. Dax schnurrte umso lauter und knetete Tufs Knie mit den Krallen.
»Ach, zur Hölle damit«, sagte Wald Ober. Er zeigte auf den Bildschirm. »Für den Moment haben Sie uns vielleicht ausgetrickst, aber ich warne Sie, Tuf. Denken Sie nicht mal daran, fliehen zu wollen. Ob tot oder nicht, Ihre Zellbibliothek wird am Ende uns gehören. Und wenn ich die Wahl hätte, würde ich Sie lieber tot sehen.«
»Ich kann Sie gut verstehen«, sagte Haviland Tuf, »obwohl ich natürlich lieber am Leben bliebe. Außerdem habe ich noch eine Schuld gegenüber dem Hafen von S’uthlam zu begleichen und könnte schon aus diesem Grund nicht einfach verschwinden, wie Sie befürchten. Also akzeptieren Sie bitte meine Versicherung, dass Sie jederzeit die Möglichkeit haben werden, mein Gesicht zu betrachten und ich Ihre furchterregende Maske, während wir in dieser ärgerlichen Sackgasse festsitzen.«
Wald Ober bekam keine Gelegenheit, ihm zu antworten. Seine Kampfmaske verschwand plötzlich vom Bildschirm und wurde durch die hässlichen Gesichtszüge einer Frau ersetzt – ein breiter, schiefer Mund, eine Nase, die mehr als einmal gebrochen war, derbe, ledrige Haut mit dem tiefblauen Schimmer, der von der ständigen harten radioaktiven Strahlung und dem jahrzehntelangen Konsum von Antikarzinogenen herrührte, hell leuchtende Augen in einem Nest aus feinen Falten, all das umrahmt von einer üppigen Korona aus dickem, grauem Haar. »So viel zum Thema stark bleiben«, sagte die Frau. »Sie haben gewonnen, Tuf. Ober, Sie sind jetzt eine Ehrengarde. Formieren Sie sich neu, und eskortieren Sie ihn ins Netz, verdammt noch mal.«
»Wie aufmerksam«, sagte Haviland Tuf. »Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass ich nunmehr in der Lage bin, meine restlichen Schulden gegenüber dem Hafen von S’uthlam für die Instandsetzung der Arche zu begleichen.«
»Ich hoffe, Sie haben auch etwas Katzenfutter dabei«, sagte Tolly Mune trocken. »Die sogenannte Fünf-Jahres-Ration, die Sie mir dagelassen hatten, ist vor fast zwei Jahren zu Ende gegangen.« Sie seufzte. »Ich vermute, dass Sie nicht mit dem Gedanken spielen, sich zur Ruhe zu setzen und uns die Arche zu verkaufen.«
»In der Tat nicht«, sagte Tuf.
»Das habe ich mir gedacht. In Ordnung, Tuf, machen Sie ein Bier auf, ich komme zu Ihnen, sobald Sie das Netz erreicht haben.«
»Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich muss zugeben, dass ich im Moment nicht in der Stimmung bin, einen solch außergewöhnlichen Gast, wie Sie es sind, zu unterhalten. Kommandant Ober hatte mich jüngst darüber in Kenntnis
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