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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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hielt.
    »Fahren Sie geradeaus weiter«, sagte er und zeigte mit einem langen, bleichen Finger die Richtung an.
    »Es scheint«, sagte Haviland Tuf und legte die Fingerspitzen gegeneinander, während er Tolly Mune aus den Tiefen eines riesigen Lehnstuhls heraus betrachtete, »dass sich die Umstände ein klein wenig verändert haben, seit ich das letzte Mal auf S’uthlam war.«
    Tolly Mune musterte ihn sorgfältig. Sein Bauch war größer geworden, und sein langes Gesicht hatte den Ausdruck purer Trübsal, und ohne Dax in seinem Schoß sah Tuf beinahe nackt aus. Er hatte den großen schwarzen Kater auf einem der unteren Decks eingeschlossen, um ihn von Blackjack fernzuhalten. Da das uralte Saatschiff dreißig Kilometer lang war und mehrere von Tufs Katzen das betreffende Deck bewohnten, würde es Dax an Bewegungsfreiheit oder Gesellschaft kaum mangeln, aber trotzdem musste das Ganze verwirrend und beunruhigend für ihn sein. Die telepathische Katze war seit Jahren Tufs ständiger und unzertrennlicher Gefährte gewesen, hatte als Kätzchen sogar in Tufs geräumiger Hosentasche gesessen. Tolly Mune war deswegen ein klein wenig betrübt.
    Aber nicht allzu betrübt. Dax war Tufs Trumpfkarte, und sie hatte ihn ausgestochen. Sie lächelte und fuhr mit den Fingern durch Blackjacks dickes, rauchfarbenes Fell und löste damit ein weiteres lautes Schnurren aus. »Je mehr die Dinge sich verändern, umso mehr bleiben sie dieselben«, erwiderte sie auf Tufs Kommentar.
    »Wieder eines dieser seltsamen Sprichwörter, die jeglicher logischer Grundlage entbehren, da sie sich selbst widersprechen«, sagte Tuf. »Wenn sich tatsächlich etwas auf S’uthlam verändert hat, so kann es doch nicht gleichzeitig unverändert geblieben sein. Für mich, der von weither kommt, scheinen die Veränderungen höchst bemerkenswert zu sein. Vor allem dieser Krieg und Ihre Wahl zur Ersten Ratsherrin, was doch eine beträchtliche und unvorhersehbare Beförderung darstellt.«
    »Und einen verflixt fürchterlichen Job«, sagte Tolly Mune und schnitt eine Grimasse. »Ich würde sofort wieder Hafenmeisterin werden, wenn ich nur könnte.«
    »Ihre Zufriedenheit mit Ihrer Arbeit steht hier nicht zur Diskussion«, sagte Tuf. »Außerdem muss ich feststellen, dass mein Willkommen auf S’uthlam deutlich weniger herzlich ausgefallen ist als bei meinem letzten Besuch, was ich sehr bedaure, wobei doch die Tatsache nicht zu verachten ist, dass ich mich zweimal zwischen S’uthlam und eine Hungersnot, Seuchen, Kannibalismus, Pestilenz, sozialen Kollaps und andere unangenehme und unbequeme Ereignisse gestellt habe. Mehr sogar noch, selbst die bösartigsten Völker zeigen von Zeit zu Zeit eine gewisse rudimentäre Etikette gegenüber jemandem, der ihnen elf Millionen Standards bringt, was ja die Summe meiner Restschuld gegenüber dem Hafen von S’uthlam darstellt, wenn Sie sich erinnern wollen. Ergo hatte ich wohl jeden Grund, einen etwas anderen Empfang zu erwarten.«
    »Da lagen Sie falsch«, sagte sie.
    »In der Tat«, antwortete Tuf. »Nun, da ich weiß, dass Sie keineswegs eine untergeordnete Position in einer Straffarm, sondern das höchste politische Amt auf S’uthlam bekleiden, erscheint es mir noch mysteriöser, warum es die Planetare Verteidigungsflottille für nötig hielt, mich mit finsteren Drohungen, ernst gemeinten Warnungen und Feindseligkeitserklärungen zu begrüßen.«
    Tolly Mune kraulte Blackjacks Ohr. »Ich hatte meine Befehle, Tuf.«
    Tuf faltete die Hände über dem Bauch. »Ich erwarte Ihre Erklärungen.«
    »Je mehr Dinge sich verändern …«, begann sie.
    »Nachdem Sie mich bereits mit diesem abgedroschenen Spruch bedacht haben, denke ich, dass ich die Spur von Ironie, die darin liegt, inzwischen begriffen habe. Es gibt also keinen Grund für Sie, ihn ständig zu wiederholen, Erste Ratsherrin Mune. Wenn Sie nun zum Kern der Sache kommen würden, wäre ich Ihnen zutiefst verbunden.«
    Sie seufzte. »Sie kennen unsere Situation.«
    »Jedenfalls die groben Umrisse«, räumte Tuf ein. »S’uthlam leidet an einer extremen Bevölkerungszahl und an zu wenig Nahrungsmitteln. Zweimal habe ich wahre Kunststücke an ökologischen Entwicklungen vollbracht, um die S’uthlamesen in die Lage zu versetzen, der furchtbaren Vision einer Hungersnot entgegenzutreten. Die Details Ihrer Nahrungsmittelkrise variieren von Jahr zu Jahr, aber ich denke, dass die Grundzüge der Situation immer noch so sind, wie ich sie beschrieben habe.«
    »Die letzten

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