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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Leiden, die für eine zerfallende Kultur symptomatisch sind, bereits in Erscheinung getreten sind.«
    »Es ist alles so … verdammt noch mal, wo soll ich anfangen?«
    »Am besten vielleicht am Anfang«, sagte Tuf.
    »Es ist mein Volk, Tuf. Es ist mein Planet, der sich da unten dreht. Es ist ein guter Planet. Aber seit einiger Zeit … wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, dass Irrsinn ansteckend ist. Die Kriminalitätsrate ist seit Ihrem letzten Besuch auf zweihundert Prozent gestiegen. Mord auf fünfhundert Prozent, Selbstmord auf mehr als zweitausend Prozent. Die Dienstleistungssysteme brechen fast jeden Tag zusammen – Stromausfälle, Systemfehler, spontane Streiks, Vandalismus. Wir haben Berichte von Kannibalismus tief unten in den Unterstädten – keine Einzeltäter, sondern ganze verflixte Kannibalengruppen, die eigene Gesellschaften bilden. Eine Gruppe besetzte eine Nahrungsmittelfabrik, hielt sie zwei Wochen lang und lieferte sich einen verbissenen Kampf mit der Planetenpolizei. Ein paar andere Verrückte haben schwangere Frauen entführt und …«
    Tolly Mune runzelte die Stirn, Blackjack fauchte. »Es ist schwer, darüber zu reden. Eine schwangere Frau war schon immer etwas Besonderes in der s’uthlamesischen Gesellschaft, aber diese … Man kann sie kaum noch Menschen nennen, Tuf. Diese Kreaturen haben eine Vorliebe für …«
    Haviland Tuf hob eine Hand. »Sagen Sie nichts mehr«, entgegnete er. »Ich habe verstanden. Fahren Sie fort.«
    »Es gibt auch eine Menge Einzeltäter«, sagte sie. »Vor achtzehn Monaten hat einer hochgiftigen Abfall in den Speichertank einer Nahrungsmittelfabrik gekippt. Es gab mehr als zwölfhundert Tote. Die Kultur der Bevölkerungsmassen … S’uthlam ist schon immer tolerant gewesen, aber seit einiger Zeit muss man schon ziemlich tolerant sein, wenn Sie verstehen, was ich meine. Es gibt zum Beispiel eine wachsende Begeisterung für Verstümmelungen, Tod, Gewalt. Es gab massiven Widerstand gegen unsere Versuche, das Ökosystem Ihren Vorschlägen entsprechend umzubilden. Fleischtiere wurden vergiftet oder in die Luft gesprengt und Kapselfelder in Brand gesteckt. Organisierte Banden jagen die gottverdammten Windreiter mit Harpunen und Hochgeschwindigkeitsgleitern. Das ergibt doch alles keinen Sinn. Der religiöse Konsens … alle möglichen Arten von total abwegigen Kulten sind entstanden. Und dieser Krieg! Das Leben allein weiß, wie viele Menschen sterben werden, aber dieser Krieg ist so populär wie … Gott, ich weiß nicht, ich glaube fast, er ist noch populärer als Sex.«
    »In der Tat«, sagte Tuf, »bin ich nicht im Geringsten überrascht. Ich nehme an, das unmittelbare Bevorstehen der Katastrophe bleibt, wie in den vergangenen Jahren auch, ein wohlgehütetes Geheimnis des s’uthlamesischen Hohen Rates.«
    »Unglücklicherweise nicht«, entgegnete Tolly Mune. »Eine der Ministerinnen konnte nicht länger an sich halten, rief die verflixten Journalisten an und verbreitete die Nachricht über das gesamte Videonetz. Ich glaube, sie wollte ein paar Millionen Stimmen für sich gewinnen. Das Schlimme daran ist, dass es funktioniert hat. Außerdem wurde dadurch ein gottverdammter Skandal losgetreten, der einen weiteren Ersten Ratsherrn das Amt gekostet hat. Damals konnte man nirgendwo anders nach einem neuen Menschenopfer suchen als oben. Raten Sie mal, wen es erwischt hat? Unsere beliebteste Videoshow-Heldin, umstrittene Bürokratin und Ma Spider, die war’s.«
    »Anscheinend spielen Sie damit auf sich selbst an«, sagte Tuf.
    »Zu jenem Zeitpunkt hatte man mich gar nicht mehr so sehr gehasst. Ich hatte einen gewissen Ruf, was Effizienz anbelangte, die Reste eines populären romantischen Images, und für die meisten der großen Ratsfraktionen war ich zumindest halbwegs akzeptabel. Das war vor drei Monaten. Und das Regieren war seitdem die reinste Hölle.« Sie lächelte grimmig. »Auch die Vandeeni hören unsere Nachrichten. Zeitgleich mit meiner gottverdammten Beförderung beschlossen sie, dass S’uthlam, ich zitiere, eine Gefahr für den Frieden und die Stabilität in diesem Sektor darstellt, Zitat Ende, und riefen ihre gottverdammten Alliierten zusammen, um zu überlegen, was man gegen uns unternehmen könnte. Schließlich stellten sie uns ein Ultimatum: Wir sollten umgehend eine zwangsweise Geburtenkontrolle einführen, oder die Allianz würde S’uthlam besetzen und das für uns erledigen.«
    »Eine praktikable Lösung, aber nicht besonders

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