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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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obwohl dieser Versuch, sich zu verstecken, ein wenig durch den unschönen Buckel der Plasmakanone auf seinem Rücken zunichtegemacht wurde. Er horchte. Ja, eindeutig, ein Geräusch. Direkt vor ihm. Schritte. Laute Schritte, zwar noch etwas entfernt, aber sie kamen genau auf ihn zu – auf Kaj Nevis in seinem Kampfanzug.
    Jefri Löw nahm die Plasmakanone ab, lächelte zufrieden und stellte sie auf dem Stativ auf.
    Der Tyrannosaurus brüllte.
    Es war, so dachte Haviland Tuf, ein durch und durch beängstigender Laut. Verärgert presste er die Lippen fest zusammen und drückte sich noch einen halben Meter tiefer in die Nische hinein. Er fühlte sich äußerst unbehaglich. Tuf war ein großer Mann, und hier unten war nur wenig Platz. Er hockte mit unbequem untergeschlagenen Beinen da, den Rücken schmerzhaft gekrümmt, und sein Kopf drückte gegen den Arbeitsplatz über ihm. Aber er wollte nicht undankbar sein. Es war eine kleine Nische, das stimmte schon, aber sie hatte ihm die Möglichkeit verschafft, sich zu verstecken. Glücklicherweise war er flink genug gewesen, dieses Versteck zu finden. Er hatte ebenfalls Glück, dass dieser Arbeitsplatz mit den Greifarmen und Mikroscannern und dem Computerterminal auf einem schweren, dicken Metalltisch angebracht war, der aus dem Boden und der Wand hervorragte, und nicht einfach auf einem zerbrechlichen Möbelstück, das man leicht zur Seite stoßen konnte.
    Trotzdem war Haviland Tuf nicht gänzlich zufrieden mit sich. Er kam sich töricht vor; seine Würde war aufs Entschiedendste in Mitleidenschaft gezogen. Ohne Zweifel war seine Fähigkeit, sich ganz auf eine Sache zu konzentrieren, auf ihre Art bemerkenswert. Allerdings könnte man diesen Grad der Konzentration als sträflich bezeichnen, wenn sie es einem sieben Meter großen fleischfressenden Reptil erlaubte, sich an einen heranzuschleichen.
    Der Tyrannosaurus brüllte wieder. Tuf konnte spüren, wie die Arbeitsstation über ihm vibrierte. Der massige Kopf des Dinosauriers erschien ungefähr zwei Meter vor seinem Gesicht, als sich das Tier, von seinem großen Schwanz im Gleichgewicht gehalten, vorbeugte und versuchte, an ihn heranzukommen. Glücklicherweise war der Kopf zu groß und die Nische zu klein. Das Reptil zog sich zurück und brüllte frustriert; Echos hallten überall in der Hauptklonkammer wider. Sein Schwanz schlug umher und knallte in die Arbeitsstation, der schützende Tisch erbebte durch den Aufschlag, irgendetwas zerbrach da oben, und Tuf zuckte zusammen.
    »Geh weg«, sagte er, so ruhig er konnte. Er legte die Hände über dem Bauch zusammen und bemühte sich um einen strengen Ausdruck.
    Der Tyrannosaurus schenkte ihm keine Beachtung.
    »Diese unüberlegten Versuche werden dir nichts nützen«, führte Tuf aus. »Du bist zu groß, und der Tisch ist zu stabil gebaut, was dir schon längst klar wäre, wenn du ein Gehirn hättest, das größer als ein Pilz ist. Darüber hinaus bist du zweifelsohne ein Klon aus den genetischen Informationen, die in einem Fossil enthalten waren. Daher könnte man anführen, dass ich ein übergeordnetes Recht auf Leben habe, wenn man zugrunde legt, dass du ausgestorben bist und es eigentlich auch bleiben solltest. Scher dich fort!«
    Die Antwort des Tyrannosauriers war ein wilder Satz nach vorn und ein feuchter Brüller, der Tuf mit feinen Tröpfchen Dinosaurierspucke besprühte. Der Schwanz ging erneut auf ihn nieder.
    Als sie das erste Mal die flüchtige Bewegung aus dem Augenwinkel bemerkte, quiekte Celise Waan panisch auf.
    Sie wich zurück, drehte sich um und sah – was sah sie eigentlich? Da war nichts. Aber sie war sich ganz sicher, dass sie etwas gesehen hatte, da oben an dieser offenen Tür. Was also? Nervös löste sie die Pfeilpistole aus dem Holster. Das Lasergewehr hatte sie schon vor einer Weile zurückgelassen. Es war sperrig und schwer, und die Schlepperei hatte sie ermüdet. Nebenbei bezweifelte sie, dass sie irgendetwas damit treffen würde. Die Pistole war in ihren Augen viel praktischer. Wie Jefri Löw ihr erklärt hatte, verschoss sie explosive Plastikpfeile, also musste sie nicht einmal genau treffen, sondern einfach nur in die Nähe des Ziels kommen.
    Vorsichtig ging sie zu der offenen Tür. Sie hielt daneben inne, hob die Pistole, entsicherte sie mit dem Daumen und blickte dann schnell in den Raum.
    Nichts.
    Es war eine Art Vorratsraum, wie sie sah, voll mit verpackten Ausrüstungsgegenständen, die sich hoch auf Schwebeschlitten stapelten. Sie sah sich

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