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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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entsprechende Aufzeichnungen gesehen.«
    »Zweifellos haben Sie das«, sagte Tuf. »Ein Film über eine Katze und eine Katze sind allerdings zwei völlig unterschiedliche Dinge und müssen unterschiedlich behandelt werden. Aufzeichnungen kann man in einem Regal lagern. Katzen dagegen nicht.« Er zeigte auf den Manager. »Darüber wollte ich mich jedoch nicht beschweren. Die Krux dieser Angelegenheit, wie ich eingangs erwähnte, liegt mehr in der Anzahl der S’uthlamesen als in ihrem Verhalten. Es sind zu viele, Sir. Ich bin ständig von ihnen angerempelt worden. In Restaurationen stehen die Tische zu dicht beieinander, die Stühle sind für meine Größe unzureichend, und manchmal setzen sich Fremde neben mich und stoßen mich mit den Ellbogen an. Die Sitze in Theatern und Sensorien sind eng und schmal. Die Bürgersteige sind überlaufen, die Foyers sind überlaufen, die Röhrenzüge sind überlaufen – überall gibt es Menschen, die mich ohne meine Erlaubnis oder Zustimmung berühren.«
    Der Manager setzte ein professionelles Lächeln auf. »Ach, die Menschheit!«, rief er mit wachsender Begeisterung. »Der Ruhm von S’uthlam! Die von Menschen wimmelnden Straßen, das Meer von Gesichtern, das endlose Schauspiel des Lebens! Gibt es etwas Belebenderes, als sich an den Schultern seiner Mitmenschen zu reiben?«
    »Möglicherweise nicht«, sagte Haviland Tuf ausdruckslos. »Allerdings habe ich den Eindruck, dass ich ausreichend belebt wurde. Weiterhin erlaube ich mir die Bemerkung, dass der durchschnittliche S’uthlamese zu klein ist, um sich an meiner Schulter zu reiben, und daher gezwungen war, sich ständig an meinen Armen, meinen Beinen und meinem Bauch zu reiben.«
    Das Lächeln des Managers verschwand. »Sie haben die falsche Einstellung, Sir. Um unsere Welt voll und ganz genießen zu können, müssen Sie lernen, sie mit s’uthlamesischen Augen zu sehen.«
    »Ich bin nicht gewillt, mich auf Knien fortzubewegen«, entgegnete Haviland Tuf.
    »Sie sind doch nicht lebensfeindlich, oder?«
    »Natürlich nicht. Das Leben ist seinen Alternativen unbedingt vorzuziehen. Meiner Erfahrung nach gibt es allerdings auch des Guten zu viel. Dies scheint auf S’uthlam zuzutreffen.« Er hob eine Hand, um den Hotelbesitzer an einer Erwiderung zu hindern. »Im Besonderen«, fuhr Tuf fort, »habe ich – zweifelsohne vorschnell und ungerechtfertigt – eine Antipathie gegenüber einigen ausgewählten Exemplaren des Lebens entwickelt, auf die ich rein zufällig während meiner Ausflüge gestoßen bin. Ein paar haben mir gegenüber sogar offene Feindseligkeit zum Ausdruck gebracht oder gaben mir Schimpfnamen, die sich eindeutig abschätzig auf meinen Leibesumfang bezogen.«
    »Nun ja«, sagte der Manager und wurde rot. »Entschuldigen Sie, aber Sie sind, ähm, recht stattlich, und auf S’uthlam ist es, ähm, gesellschaftlich inakzeptabel, ähm, übergewichtig zu sein.«
    »Gewicht, Sir, ist allein eine Frage der Schwerkraft und entsprechend großen Schwankungen unterworfen. Außerdem bin ich nicht willens, Ihnen die Autorität zuzubilligen, unter diesen äußerst subjektiven Kriterien über mein Gewicht zu urteilen. Die Ästhetik variiert von Planet zu Planet, genauso wie Genotypen und Erbanlagen. Ich bin mit meinem gegenwärtigen Gewicht äußerst zufrieden. Um nun auf das eigentliche Thema zurückzukommen – ich wünsche meinen Aufenthalt unverzüglich zu beenden.«
    »Wie Sie meinen. Ich werde im ersten Röhrenzug morgen früh einen Platz für Sie reservieren lassen.«
    »Das genügt mir nicht. Ich würde es vorziehen, auf der Stelle abzureisen. Ich habe den Fahrplan studiert und festgestellt, dass in drei Standardstunden ein Zug geht.«
    »Der ist voll«, erwiderte der Manager. »Außer Sitzen in der zweiten und dritten Klasse ist da nichts mehr frei.«
    »Ich werde es ertragen, so gut es geht«, sagte Haviland Tuf. »Zweifelsohne wird mich die Nähe so vieler Menschen äußerst belebt haben, wenn ich den Zug verlasse.«
    Tolly Mune schwebte im Lotussitz in der Mitte ihres Büros und blickte auf Haviland Tuf hinunter.
    Für Fliegen und Erdwürmer, die die Schwerelosigkeit nicht gewohnt waren, hatte sie einen speziellen Stuhl. Alles in allem war es ein eher unbequemer Stuhl, aber er war fest angeschraubt und mit einem Netzgeschirr versehen, um den Sitzenden an Ort und Stelle zu halten. Tuf hatte sich mit unbeholfener Würde hinübermanövriert und darauf festgeschnallt, während sie es sich ungefähr auf Höhe seines Kopfes

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