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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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verbrannte sich die Finger an der heißen Kruste. Aber sie verzog keine Miene – es wäre nicht gut gewesen, vor Tuf eine Schwäche zu zeigen. »Gut«, sagte sie während des ersten Bissens. Sie schluckte. »Sie müssen wissen, Tuf, diese Mahlzeit, die wir uns gerade gönnen – die meisten S’uthlamesen essen nicht so gut.«
    »Diese Tatsache ist meiner Aufmerksamkeit nicht entgangen.« Tuf nahm eine weitere Schlange zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt sie Sodom hin, die halb seinen Arm hinaufkletterte, um sie zu erreichen.
    »Tatsächlich«, sagte Tolly Mune, »entspricht der Kaloriengehalt dieser Mahlzeit dem, was der durchschnittliche Bewohner des Planeten in einer Woche zu sich nimmt.«
    »Allein aufgrund der Vorspeisen und des Brotes würde ich vermuten, dass wir bereits mehr Gaumenfreuden genossen haben als der durchschnittliche S’uthlamese während seines ganzen Lebens«, entgegnete Tuf gelassen.
    Der Salat wurde serviert. Tuf probierte ihn und befand ihn für gut. Tolly Mune schob ihr Essen am Tellerrand hin und her und wartete, bis die Kellner zu ihren Plätzen an der Wand zurückgekehrt waren. »Tuf«, sagte sie, »ich denke, Sie haben eine Frage.«
    Haviland Tuf blickte von seinem Teller auf und betrachtete sein Gegenüber. Sein langes weißes Gesicht blieb ausdruckslos. »Richtig«, sagte er. Auch Sodom blickte Tolly aus zusammengekniffenen Augen an, die so grün waren wie das Neogras im Salat.
    »Neununddreißig Milliarden«, sagte Tolly Mune leise.
    Tuf blinzelte. »In der Tat?«
    Sie lächelte. »Ist das alles, was Sie dazu zu sagen haben?«
    Tuf blickte zu dem riesigen Globus von S’uthlam empor. »Da Sie meine Meinung hören wollen, Hafenmeisterin, darf ich mir die Bemerkung erlauben, dass ich mich frage, ob der Planet über uns, obwohl er ziemlich groß zu sein scheint, tatsächlich groß genug ist. Ohne Ihre Sitten, Ihre Kultur und Ihre Zivilisation tadeln zu wollen, kommt mir in den Sinn, dass eine Bevölkerung von neununddreißig Milliarden Menschen insgesamt als ein wenig übertrieben betrachtet werden könnte.«
    Tolly Mune grinste. »Was Sie nicht sagen!« Sie lehnte sich zurück, winkte einen Kellner heran und bestellte ein Getränk. Das Bier war dick und braun, mit einer stark duftenden Blume, und es wurde in riesigen zweihenkeligen Krügen aus geschliffenem Glas serviert. Sie hob ihren etwas schwerfällig an und beobachtete, wie die Flüssigkeit herumschwappte. »An eine Eigenschaft der Schwerkraft werde ich mich nie gewöhnen«, sagte sie. »Flüssigkeiten gehören in Saugblasen, verdammt noch mal. Das hier sieht so verdammt … unordentlich aus, als würde gleich ein Unglück geschehen.« Sie nahm einen Schluck und tauchte mit einem Schaumschnurrbart wieder auf. »Aber es schmeckt.« Sie wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. »Es wird Zeit, dieses verdammte Wortgefecht zu beenden, Tuf«, fuhr sie fort, als sie den Krug mit der übertriebenen Vorsicht eines Menschen, der selbst an diese geringe Schwerkraft nicht gewöhnt war, zurück auf den Tisch stellte. »Sie hatten offensichtlich einen Verdacht hinsichtlich unseres Bevölkerungsproblems, sonst hätten Sie nicht danach gefragt. Und Sie haben alle anderen Informationen geradezu aufgesaugt. Warum?«
    »Neugierde ist eine meiner schlechten Angewohnheiten, Madam, und ich habe hauptsächlich versucht, das Puzzle S’uthlam zu vervollständigen, vielleicht in der schwachen Hoffnung, dass ich durch Beobachtung einige Mittel finden würde, unsere gegenwärtige ausweglose Situation zu beenden.«
    »Und?«
    »Sie haben die Vermutung bestätigt, die ich hinsichtlich Ihrer exzessiven Bevölkerung gezwungenermaßen angestellt habe. Dank dieser Information wird mir alles klar. Ihre sich ausbreitenden Städte streben immer höher hinauf, weil Sie Ihre wachsende Bevölkerung unterbringen müssen, ebenso wie Sie vergeblich darum kämpfen, Ihre landwirtschaftlichen Gebiete vor Übergriffen zu schützen. In Ihrem stolzen Hafen ist beeindruckend viel los, und Ihr riesiger Fahrstuhl bewegt sich unablässig auf und ab, weil Ihnen die Kapazitäten fehlen, Ihre Bevölkerung selbst zu ernähren und Sie deswegen Nahrungsmittel von anderen Planeten importieren müssen. Von Ihren Nachbarn werden Sie gefürchtet und vielleicht sogar gehasst, weil Sie vor Jahrhunderten versucht haben, Ihr Bevölkerungsproblem durch Emigration und Annexion nach außen zu verlagern – bis Sie durch einen grausamen Krieg aufgehalten wurden. Ihre Bürger halten

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