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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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ich Ihnen bereits gesagt habe. Vielleicht könnte ich es wagen, Ihnen eine offensichtlichere Lösung Ihrer Probleme vorzuschlagen. Wenn sie sich als wirkungsvoll erweist, gestatte ich Ihnen gern, eine Stadt oder einen kleinen Asteroiden nach mir zu benennen.«
    Tolly Mune lachte und gönnte sich einen kräftigen Schluck Bier. Sie brauchte ihn. »Also los, Tuf. Spucken Sie’s aus. Sagen Sie mir Ihre einfache, offensichtliche Lösung.«
    »Dazu fällt mir eine Vielzahl von Begriffen ein«, sagte Tuf. »Bevölkerungskontrolle ist das Schlüsselwort, erreichbar durch biochemische oder mechanische Geburtenkontrolle, sexuelle Abstinenz, kulturelle Konditionierung, gesetzliche Verbote. Die Mechanismen können variieren, aber das Endergebnis wird das gleiche sein. Die S’uthlamesen müssen sich mit einer etwas verringerten Fortpflanzungsrate abfinden.«
    »Unmöglich.«
    »Das dürfte wohl kaum der Fall sein. Anderen Planeten, noch dazu wesentlich älteren als S’uthlam, ist das gelungen.«
    »Das spielt überhaupt keine Rolle.« Tolly Mune vollführte eine heftige Bewegung mit ihrem Krug, und Bier ergoss sich über den Tisch, doch sie sah darüber hinweg. »Damit gewinnen Sie keinen Preis für originelle Einfälle, Tuf. Das ist alles andere als eine neue Idee. Tatsächlich haben wir eine politische Fraktion, die das seit, verdammt, Hunderten von Jahren predigt. Die Nuller nennen wir sie. Sie wollen die Bevölkerungskurve auf null bringen. Ich würde sagen, sieben, vielleicht acht Prozent der Bürger unterstützen sie.«
    »Eine Massenhungersnot wird die Anzahl der Anhänger ihrer Sache zweifelsohne ansteigen lassen«, bemerkte Tuf und hob eine schwer beladene Gabel mit Quetschkartoffeln. Sodom miaute zustimmend.
    »Dann wird es viel zu spät sein, und das wissen Sie verdammt genau. Das Problem besteht darin, dass die wimmelnden Massen da unten wirklich nicht glauben, dass es so weit kommen wird – ganz egal, was die Politiker sagen, und egal, wie viele entsetzliche Voraussagen sie in den Nachrichten hören. Das haben wir früher auch schon gehört, sagen sie, und verdammt, das haben sie. Großmutter und Urgroßvater haben die gleichen Voraussagen über eine Hungersnot gehört. Aber bisher ist es S’uthlam immer wieder gelungen, die Katastrophe zu vermeiden. Die Technokraten stehen seit Jahrhunderten an der Spitze, weil sie ununterbrochen daran gearbeitet haben, den Tag des Zusammenbruchs um eine Generation hinauszuschieben. Sie finden immer eine Lösung. Die meisten Bürger sind überzeugt, dass sie auch in Zukunft immer eine Lösung finden werden.«
    »Derartige Lösungen sind, wie Sie andeuten, ihrer Natur nach stets nur Notbehelfe«, gab Haviland Tuf zu bedenken. »Das muss doch offensichtlich sein – die einzige wirkliche Lösung liegt in der Bevölkerungskontrolle.«
    »Sie verstehen uns nicht, Tuf. Geburtenbeschränkungen sind der großen Mehrheit der S’uthlamesen ein Gräuel. Sie bekommen nie eine ausreichende Anzahl von Leuten zusammen, die das akzeptieren – bestimmt nicht genug, um irgendeine verdammt unreale Katastrophe zu vermeiden, an die sowieso keiner glaubt. Ein paar außerordentlich dumme und außerordentlich idealistische Politiker haben es versucht, und sie wurden über Nacht gestürzt, als unmoralische Lebensgegner denunziert.«
    »Aha. Sind Sie eine religiöse Frau, Hafenmeisterin Mune?«
    Sie zog eine Grimasse und trank noch einen Schluck Bier. »Teufel, nein. Wahrscheinlich bin ich Agnostikerin. Ich weiß es nicht, ich denke nicht viel darüber nach. Aber ich bin auch eine Nullerin, obwohl ich das da unten nie zugeben würde. Eine Menge Spinnchen sind Nuller. In einem kleinen, abgeschlossenen System wie dem Hafen werden die Auswirkungen uneingeschränkter Fortpflanzung schnell offensichtlich und verdammt beängstigend. Da unten ist das nicht so verflixt klar. Und die Kirche … kennen Sie die Kirche der Lebensentfaltung?«
    »Ich bin oberflächlich mit ihren Grundsätzen vertraut.«
    »S’uthlam wurde von den Ältesten der Kirche der Lebensentfaltung besiedelt. Sie befanden sich auf der Flucht vor der religiösen Verfolgung auf Tara, und sie wurden verfolgt, weil sie sich so verdammt schnell fortpflanzten und bald den Planeten übernommen hätten, was dem Rest von Tara nicht sehr gefiel.«
    »Ein verständliches Gefühl.«
    »Aus dem gleichen verdammten Grund ist das Kolonialisierungsprogramm gescheitert, das die Expansionisten vor ein paar Jahrhunderten begonnen hatten. Die Kirche … nun,

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