Planlos ins Glueck
„Du versnobte kleine Tussi! Du bist nie auch nur auf den Gedanken gekommen, oder?“
„Ich verstehe nicht, was …“
„Ich bin der Geschäftsführer von Extreme Excavations, Jane. Das Unternehmen gehört mir. Ich spiele die Rolle des respektablen Geschäftsmanns zwar nicht sonderlich gut, aber der Schein kann trügen.“
„Der Laden gehört dir?“
Ihre Fassungslosigkeit machte ihn ein kleines bisschen wütend, doch Chase ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Jepp. Ich habe EE vor sechs Jahren aus dem Nichts hochgezogen.“
„Aber … ich hatte ja keine Ahnung!“
„Vielleicht liegt das daran, dass du viel zu beschäftigt damit warst, mich als Geburtstagsgeschenk zu benutzen, um mir irgendwelche Fragen zu stellen.“
„Oh, also …“
Chase hielt den schuldbewussten Tonfall ihrer Stimme für einen Hinweis auf akute Schwäche. Das musste er ausnutzen. „Also, soll ich dich in einer halben Stunde abholen?“
Dreißig Minuten später kletterte Jane in seinen Truck.
Bis Chase sie gesehen hatte, war er sich ziemlich sicher gewesen, dass er bei diesem Date die Oberhand behalten würde. Aber ihr Aussehen schockierte ihn dermaßen, dass es ihm einfach die Sprache verschlug. Nicht, weil sie umwerfend aussah, sondern weil sie normal aussah. Jane Morgan trug Jeans. Und ein T-Shirt. Und eine Sonnenbrille. Ihr Pferdeschwanz wippte, als sie auf den Beifahrersitz rutschte. Chase hätte sie im Leben nicht erkannt, wenn sie auf der Straße an ihm vorbeispaziert wäre. Was vielleicht Sinn und Zweck des Ganzen war.
„Jetzt sieh sich das einer an“, sagte er verblüfft. „Sieh dich selber an! Warst du beim Frisör?“
„Ja, hab die Matte ein bisschen stutzen lassen.“ Er strich sich über den Kopf. Durch die kurzen Haare konnte man noch mehrvon seinem Tattoo erkennen. Obwohl Chase so tat, als würde er sich voll und ganz auf den Verkehr konzentrieren, sah er aus dem Augenwinkel, dass Janes Blick fast ohne Unterbrechung auf seinem Hinterkopf ruhte. Er hatte an sie gedacht, als der Frisör zum Rasierer gegriffen hatte.
Als er auf den fast leeren Highway aufgefahren war, wagte Chase einen längeren Blick in Janes Richtung. In den dunklen Jeans und dem langärmligen Oberteil sah sie zum ersten Mal aus wie eine Frau Ende zwanzig. Und das enge Shirt verbarg ihre Figur nicht im Geringsten. Zum Glück hatte sie eine Jacke mitgebracht, die sie auf der Baustelle sicher anziehen würde. Das hoffte Chase jedenfalls, denn er war wirklich nicht in der Stimmung, den Anblick von Janes Kurven mit seinen Männern zu teilen.
Sie räusperte sich, was sie offenbar immer tat, wenn sie nervös war. „Dein Dad war echt toll. Jessies Anwältin ist ziemlich beeindruckt von ihm.“
„Er trinkt auch weniger. Das ist gut für deinen Bruder.“ „Und für dich auch“, fügte Jane leise hinzu.
Chase zuckte die Achseln. „Manchmal hat er gute Phasen. Dann trinkt er weniger und arbeitet ein, zwei Wochen lang. Einmal hatte er eine Freundin, für die er ein paar Monate lang trocken war. Aber es hält nie lange an.“
„Das tut mir leid.“
Er spürte, wie er die Zähne zusammenbiss, und zwang sich, seine Kiefermuskeln wieder zu entspannen. „Er ist vom alten Schlag und glaubt nicht daran, dass Entzugskliniken etwas bringen. Ich bezweifle, dass er jemals mit dem Trinken aufhören wird. Glücklich bin ich darüber natürlich nicht, aber seit ich sein Bier nicht mehr bezahle, geht es mir besser damit.“
Er fuhr vom Highway ab und bog in eine holprige, verschlammte Straße ein, an deren Ende die riesige Baustelle zu sehen war. „Ich muss die Baustelle erst begehen. Ehe gesprengt wird, fahren wir wieder ein bisschen weiter weg. Ich will nicht, dass du Steinsplitter abbekommst, und außerdem besteht der Typ von der Versicherung darauf. Der Mann ist vollkommen paranoid.“Er sprang aus dem Wagen und ging zur Beifahrertür. „Willst du, dass ich mitkomme?“
„Absolut!“
Zum Glück zog sie die schwarze Kapuzenjacke über und machte den Reißverschluss zu, wodurch ihre Kurven wenigstens einigermaßen entschärft waren. Chase seufzte erleichtert in sich hinein und unterdrückte den Impuls, sie bei der Hand zu nehmen. Jane würde sicher nicht wollen, dass er sie als seine Freundin präsentierte – auch wenn er sie sehr gerne als sein Eigentum markiert hätte, allein schon, um die anderen Männer von ihr fernzuhalten.
Die Überprüfung der Sprengladungen dauerte eine gute Viertelstunde. Danach ging Chase ein letztes Mal die
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