Planlos ins Glueck
Hilfe schaffen. Aber das bedeutete nicht, dass sie das auch musste. Sie hatte Freunde, und diese Freunde boten ihr ihre Hilfe an. Quinn und Lori … und sogar Chase, wenn sie ehrlich war.
Jane atmete tief durch. „Ich habe Terminerinnerungen für Sie eingerichtet, damit Sie in den nächsten Tagen zurechtkommen.“
Mr Jennings lächelte, als würde er gleich platzen vor Stolz auf seine Sekretärin.
„Aber ich werde ab und an mal vorbeischauen.“
„Kommen Sie, Jane, ich bin doch kein Kind mehr.“
Sie bedachte ihn mit einem skeptischen Blick.
„Ich schaffe das. Ich schwöre!“ Als sie ihn weiter wortlos anstarrte, verzog er das Gesicht zu einer Grimasse. „Na gut. Wenn ich es nicht schaffe, rufe ich Sie an.“
„Okay.“ Diesmal war ihr Lächeln echt. „Das klingt schon besser. Versprechen Sie, dass Sie sich wirklich melden, wenn Sie mich brauchen?“
Eine halbe Stunde später hatte sie alles getan, was möglich war. Quinn Jennings hatte sich in seine Arbeit vertieft, wogegen es kein Heilmittel gab, aber sie musste eben darauf vertrauen, dass er sein Handy schon hören würde, wenn es zu aufdringlich bimmelte.
Verhältnismäßig frei von Gewissensbissen machte Jane sich auf den Weg zum Untersuchungsgefängnis. Wenn es Jessie wirklich gut ging, konnte sie vielleicht aufhören, darüber zu grübeln, wie sie die Kaution auftreiben sollte.
Allerdings ging es ihm ganz und gar nicht gut. Genau genommen sah er furchtbar aus. „Jessie, was ist passiert?“, fragte sie erschrocken.
„Meine Anwältin war gerade hier. Die brummen mir vielleicht sechs Jahre für den Diebstahl auf, Jane!“
„Jess …“ Sie seufzte und sank ein wenig in sich zusammen. „Du hast Leute bestohlen. Was hast du denn erwartet?“
„Keine Ahnung.“ In seinen Augen glitzerten Tränen. „Ich hab doch keinem wehgetan. Ich hab niemanden bedroht, und ich hab auch nich mit Waffen rumgefuchtelt. Ich hab einfach nur ’n paar Handtaschen mitgehen lassen, das is alles!“
Die Angst in seinem Blick brach ihr das Herz, aber gleichzeitig machte sie sie auch wütend. „Du bist kein Kind mehr, Jessie. Und nach allem, was Dad erlebt hat, kannst du nicht so tun, als hättest du nicht gewusst, was dich erwartet. Wie oft hat er dich davor gewarnt, dich in so eine Situation zu bringen? Es geht ja nicht nur um den Diebstahl. Du steckst auch ansonsten in riesigen Schwierigkeiten.“
Er schlug mit der Hand auf die Tischplatte. „Ich hab diese Frauen nich angerührt, Jane! Das schwör ich bei Gott! Kannst du nich mal mit deinem Freund bei der Staatsanwaltschaft reden? Dafür sorgen, dass wenigstens der mir glaubt?“
Mist. Sie schüttelte den Kopf. „Er ist nicht mein Freund. Nicht mehr, jedenfalls.“
Er fragte, wie es zu Hause lief, und Jane erzählte ihm von Grandma Olive und dem Margarita-Zwischenfall. Sie versuchte,ihre Tränen hinter Gelächter zu verbergen, aber Jessie ließ sich nicht täuschen.
„Tut mir wirklich leid, Schwesterherz. Ich weiß, dass ich dich echt in Schwierigkeiten gebracht hab.“
Sie schüttelte wortlos den Kopf.
„Wenn ich hier rauskomme, bring ich das alles wieder in Ordnung, versprochen! Ich hör auf, mit den Jungs abzuhängen. Und vielleicht hol ich meinen Abschluss nach.“
Jane hätte gerne geglaubt, dass diese Erfahrung wirklich etwas in ihm auslöste. Aber Jessie wusste einfach zu gut, wie man Leute um den Finger wickelte. Er sah zwar aus wie ein typischer Kiffer, aber auf seinen Hundeblick wäre jeder Welpe neidisch gewesen.
Die Glocke kündigte an, dass sie nur noch eine Minute hatten. Jane beobachtete, wie Jessie zusammenzuckte. Der Hundeblick wich einem wachsamen, erschöpften Ausdruck.
„Sag Dad, dass es mir leidtut. Ich hätte echt auf ihn hören sollen. Wenn sie mich ins Gefängnis stecken, kommt er mich bestimmt nich besuchen.“ Seine Worte endeten in einem Schluchzen. „Also sag ihm einfach, dass es mir leidtut, okay?“
Oh Gott. Jane presste sich die Hand vor den Mund, um ihre eigenen Tränen zu unterdrücken.
„Bitte“, bettelte Jessie.
Sie nickte stumm, weil sie nicht mehr sprechen konnte. Schon die wenigen Tage hier drinnen hatten ausgereicht, um sein Selbstbewusstsein und sein unerschütterliches Vertrauen darauf, dass alles gut werden würde, zu zerstören. Endlich hatte er einen kurzen Blick auf die Wahrheit erhascht: dass er ein Krimineller war. Kein harmloser Kiffer. Kein entspannter Typ. Sondern ein Straftäter, der in großen Schwierigkeiten steckte.
Jessie legte auf
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