Planlos ins Glueck
Pläne durch. Alles war in Ordnung.
„Chase!“, rief einer seiner Techniker und joggte zu ihm herüber. Er wedelte mit einem gelben Papier herum, das Chase als Genehmigung erkannte.
„Nur eine Sekunde, Jane. Ich bin gleich wieder da.“
Jane sah Chase hinterher, wie er mit großen, selbstsicheren Schritten davonlief. Sein Selbstbewusstsein war ihr ja vorher schon positiv aufgefallen, aber hier … hier war er ganz in seinem Element. Er war der Chef.
Seine Männer nickten ihm grüßend zu, als er an ihnen vorbeikam, und sein Stellvertreter ließ ihm den Vortritt, obwohl er gut zehn Jahre älter war als Chase.
Warum war sie nie darauf gekommen?
Ja, sie war ein Snob. Sie ließ sich von Vorurteilen leiten. Dabei besaß auch Mac sein eigenes Unternehmen, und auch er trug niemals Anzug und Krawatte.
Verborgen hinter ihrer dunklen Sonnenbrille beobachtete sie Chase bei der Arbeit. Vielleicht hatte sie ihn nur deswegen für einen Bauarbeiter gehalten, weil sie sich gewünscht hatte, dass er einer war. Denn wenn Chase zusätzlich zu seinen Tattoos und seinen rauen Händen auch noch ehrgeizig und erfolgreich war, dann …
Sie sah zu, wie er die Arme verschränkte und mit zur Seite geneigtem Kopf das Dokument las, das ihm sein Vorarbeiter hinhielt. Dann nickte er und schlug dem Mann auf die Schulter, ehe er sich zu Jane umdrehte. Als er aufblickte und sie ansah, verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln.
Tief in Janes Brust zog sich etwas zusammen. Es war nicht ihr Herz. Unmöglich. Es musste etwas anderes sein, ihr Magen vielleicht. Trotz seiner Muskeln hatte Chase das Lächeln eines frechen kleinen Jungen.
Er war einfach unfassbar süß. Und das war der Grund, warum es besser gewesen wäre, wenn er nur ein perspektivloser Bauarbeiter gewesen wäre.
Das hier war nicht gut. Überhaupt nicht gut.
Sie hätte niemals mitkommen dürfen. Sie hätte zu Hause bleiben und darüber nachdenken sollen, was Chases Enthüllung für sie bedeutete.
Aber sein Angebot war einfach unwiderstehlich gewesen. Als er angerufen hatte, war sie schon seit einer Stunde ruhelos in ihrer Wohnung auf und ab getigert und hatte verzweifelt nach etwas gesucht, mit dem sie sich bis zu Jessies Anhörung ablenken konnte, die auf drei Uhr festgesetzt war. Als sie von der Explosion gehört hatte, war sie kurz davor gewesen, vor Erleichterung loszuheulen. Aber jetzt war ihr ganz und gar nicht mehr nach Weinen zumute. Denn jetzt hatte sie Schmetterlinge im Bauch.
„Können wir?“, fragte Chase so plötzlich, dass Jane vor Schreck einen kleinen Satz zur Seite machte.
„Äh, ja“, stammelte sie. „Na klar.“
„Na, dann komm.“ Für einen kurzen Moment ruhte seine Hand auf ihrem Rücken, dann ließ er sie sinken. Der leichte Druck seiner Finger prickelte noch lange nach, während sie über die große Baustelle zu seinem Wagen gingen. Jane zwang sich, ruhig zu atmen. Ehe sie in den Truck stieg, drehte sie sich noch einmal zu der riesigen, zerklüfteten Felswand um, die von perfekten kleinen Löchern durchsetzt war, die durch rote Drähte miteinander verbunden waren. „Und das bisschen Dynamit reicht aus?“
Chase zwinkerte ihr zu. „Ziemlich sicher.“ Als er ihr in den Wagen half, legte er ihr die Hände um die Taille und ließ sie dann langsam über ihre Hüften gleiten. Die Lust schoss durch sie hindurch wie ein Vorgeschmack auf die Explosion, die sie gleich sehen würde, und ließ Janes Gedanken in winzige, gleißende Splitter zerbersten.
„Wohin fahren wir?“
„Nur bis zu den Bäumen da drüben.“ Er zog einen Schutzhelm hinter ihrem Sitz hervor. „Den wirst du brauchen.“
„Oh, wie hübsch!“ Sie setzte sich den Helm auf den Kopf.
„Sieht gar nicht übel aus. Wenn du den mit sexy Unterwäsche kombinierst, wirst du schon sehen, was ich davon halte.“
„Hm, wahrscheinlich dasselbe wie von einer Kombination aus einer Narrenkappe und sexy Unterwäsche.“
„Möglich.“ Oh Gott, schon wieder dieses Lächeln.
Jane krallte die Finger in ihre Oberschenkel. „Und jetzt erzähl mal: Wie bist du dazu gekommen, beruflich Sachen in die Luft zu jagen?“
„Ich mache viel mehr als das!“, protestierte er.
„Ja, ja, ich habe schon verstanden. Es ist dein Laden. Aber Sachen in die Luft zu jagen ist das, was du liebst, oder? Deine Augen funkeln nämlich gerade wie Diskokugeln.“
„Ha! Okay, ja, ich liebe es. Ich habe mit sechzehn angefangen, auf dem Bau zu arbeiten. Und als ich zum ersten Mal eine Sprengung miterlebt
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