Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
zwanzig oder um die vierzig Jahre zählte. Ihre helle Haut war glatt, und ihre Züge waren seltsam alterslos.
„Ich bitte um Verzeihung, aber Gilbert ist hier. Er sagt, sein Bruder hätte ihm etwas erzählt über den Verbleib des gekaperten Schiffes.“
„Ja, dann soll er hereinkommen! Sofort!“ Aufgeregt wedelte Gaston mit der Hand. Madeleine wünschte, Emmi hätte sich nur eine Minute später gemeldet. Dann hätte sie zumindest schon das Büro verlassen gehabt. Nun musste sie wohl abwarten, bis Gaston sein Gespräch mit Gilbert beendet hatte. Niedergeschlagen blieb sie an ihrem Schreibtisch sitzen. Gestern um diese Zeit hatte Rodrique ihre Hand geküsst.
„Gilbert, endlich. Was haben Sie in Erfahrung bringen können?“
Der Stallbursche hatte rote Flecken auf den Wangen und drehte wieder seine speckige Mütze.
„Es ist ja nicht so, dass Mathis … Also, er hat Fieber, wissen Sie, Monsieur? Aber ich dachte, ich sage es Ihnen trotzdem, man weiß ja nicht. Jedenfalls meint er, es war die Piratenbande Black Ocean. Er hat den Schriftzug ‚Black Ocean‘ am Bug des Schiffes deutlich gesehen!“
Die Black Ocean-Piraten. Madeleine lief wider Willen ein Schauer über den Rücken. Diesen Piraten sagte man die übelsten Gräueltaten nach. Sie sollten äußerst schnell und geschickt vorgehen, aber auch mit aller Brutalität, indem sie jeden niedermetzelten, der sich ihnen in den Weg stellte. Nur wenige der Schiffe, die sie überfallen hatten, waren je wieder aufgetaucht. Und wenn, dann waren sie leergefegt gewesen bis in die letzte Kajüte, gestrandet an den einsamsten Küstenstreifen des karibischen Meeres. Die Männer der Besatzungen, die eine Kaperei überlebt hatten, schleppten das Entsetzen unüberwindbar mit sich herum und betäubten die Folgen ohne Ausnahme dauerhaft mit Rum und anderem Schnaps.
„Black Ocean“, murmelte Gaston und jede Farbe wich aus seinem Gesicht. „Damit ist endgültig alles verloren. An die kommen wir niemals heran!“
„Sagen Sie das nicht, Monsieur“, fiel ihm Gilbert aufgeregt ins Wort. „Mathis hat gehört, wie der Anführer Kommando gegeben hat, das Schiff solle abdrehen Richtung Guadeloupe und Kurs auf Grande-Terre nehmen! Ich meine, sie dachten wohl, Mathis ist tot und kriegt nix mehr mit. Aber er sagt, er hat sich nur ganz still verhalten, und als die Banditen unter Deck waren und die abgestellte Wache eingedöst war …“
Grande-Terre! Augenblicklich war Madeleine hellwach.
„Grande-Terre?“ Gaston runzelte die Stirn. „Das ist gar nicht so weit von hier.“
„Ja, eben! Deswegen dachte ich …“
„Hat Mathis sonst noch etwas gesagt?“, unterbrach Gaston ihn.
„Nein. Nur …“ Gilbert senkte den Kopf.
„Was?!“
„Der Anführer … er war so unheimlich.“ Gilbert hatte die Stimme zum Flüstern gesenkt.
„Nun, das mögen Piraten so an sich haben“, erwiderte Gaston trocken. Madeleine sah die Furcht in der Miene des Stallburschen. Blitzartig dachte sie, er würde gut zu Emmi passen. Wo war sie überhaupt? Die Tür zum Flur stand offen, vermutlich drückte sie sich dahinter herum und lauschte.
„Nein, Monsieur, das meine ich nicht. Ich meine, er hatte kein Gesicht!“
„Unsinn, Gilbert. Es war dunkel und dein Bruder verletzt.“
„Monsieur, der Anführer trug einen riesigen schwarzen Hut mit breiter Krempe und einen Mantel bis zum Boden. Das Zeug soll geglänzt haben als sei es aus Lack. Dazwischen, also zwischen Krempe und Kragen, war kein Gesicht! Und …“ Er brach ab und erzitterte.
„Was?“ Gaston schien an der Grenze seiner Geduld.
„Er ist nicht gelaufen. Er ist geschwebt“, hauchte Gilbert angsterfüllt.
„Gilbert, ich danke Ihnen.“ Gaston nestelte aus der Hemdtasche einen Schein und drückte ihn dem Mann in die schwielige Hand. „Sie haben mir wirklich sehr geholfen. Sollte Mathis noch etwas einfallen, ich bin für jede Information dankbar. War der Arzt schon da?“
„Ja, Monsieur. Vielen Dank.“
„Gut. Lassen Sie sich von Emmi eine kräftige Brotzeit zusätzlich geben. Und für Mathis soll sie eine stärkende Suppe kochen.“
„Jawohl.“
Gilbert verbeugte sich und hielt wieder seine Mütze vor den Bauch gepresst, während er den Raum verließ. Von draußen hörte Madeleine das leise Rascheln gestärkter Röcke. Also doch, Emmi hatte gelauscht. Die Tür wurde geschlossen.
„Grande-Terre!“ Gaston kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. „Ich werde ein Schiff hinterher schicken, sofort! Mit den besten und
Weitere Kostenlose Bücher