Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
dickwandiges Glas und trank es in einem Zug aus.
„Ich weiß ernsthaft nicht, was ich nun tun soll.“ Er ließ sich in seinen ledernen Sessel fallen, der im Gegensatz zu der übrigen Einrichtung des Raumes einen reichlich ausgedienten Eindruck machte.
„Weiß man denn Genaueres?“, fragte Madeleine, die noch immer unter der Tür stand. Gaston schüttelte den Kopf.
„Es muss in den frühen Morgenstunden passiert sein. Die Caribbean Sky wäre wohl eher als geplant in den Hafen eingelaufen, das heißt, wir hätten unsere Gewürze wahrscheinlich schon übermorgen gehabt“, ließ er sie wissen.
Sie nickte.
„Mathis geht es sehr schlecht, aber ich hoffe, er kann uns bald mehr sagen.“
„Wo ist er?“
„Bei Gilbert, in dessen Unterkunft.“
Gaston goss sich einen weiteren Kognak ein.
„Schlimmer kann es eigentlich nicht mehr werden. Ich bin nicht einmal bis zu Olivier gekommen. Ich wollte eben mit der Kutsche los, da ist Gilbert mit der schrecklichen Nachricht erschienen. Und morgen steht mir auch noch der Besuch von Madame de Fortune ins Haus.“ Stöhnend vergrub er das runde Gesicht in den Händen. „Die Caribbean Sky war mein wertvollstes Schiff. Ganz abgesehen von der Ware.“
Madeleine sah zu Boden. Sosehr ihr Gaston leid tat, allmählich gewann ihr persönlicher Kummer wieder die Oberhand. Ein Schiff und Gewürze waren zu ersetzen. Und finanziell mochte er sicher nicht am Ende sein. Sie kannte Gastons Bücher ebenso wie seine Neigung, tiefschwarz zu sehen.
„Gaston, kann ich irgendetwas für Sie tun?“
Er hob den Kopf. Tiefe Furchen durchzogen seine Wangen.
„Nein, meine Liebe, vielen Dank. Es tut schon gut, mit Ihnen zu reden.“ Er stutzte.
„Ist Ihnen nicht wohl? Ich wollte Sie nicht dermaßen erschrecken, wir werden schon eine Lösung finden. Vielleicht erfahren wir von Mathis ja tatsächlich noch etwas, was uns weiterhilft.“
Madeleine nickte.
Gaston stand auf. Er nahm ein neues Glas aus der Vitrine und gab einen winzigen Schluck der goldbraunen Flüssigkeit hinein. „Trinken Sie bitte. Aber langsam, nicht dass es Ihnen die Füße wegzieht.“
Sie schnupperte. Der Alkohol duftete süß und scharf gleichermaßen. Artig schluckte sie. Heiß rann das hochprozentige Getränk durch ihre Kehle, und plötzlich stiegen ihr Tränen in die Augen.
„Nicht doch.“ Hilflos drehte ihr Gönner das leere Glas in der Hand. „Wissen Sie was? Wir bestellen gleich heute neue Ware. Nötigenfalls muss ich ein paar Schuldpapiere unterzeichnen. Es wird schon irgendwie weitergehen, nicht wahr?“, tröstete er.
Madeleine kämpfte die Tränen hinunter und zwang sich zu einem winzigen Lächeln. „Bestimmt.“
Unbeholfen fuhr ihr Gaston über den Arm. „Legen Sie sich ein wenig nieder. Nach dem Abendessen gehen wir an die Bestellung. Oder wollten Sie heute noch einmal außer Haus gehen?“
„Nein.“ Wozu auch?
„Gut. Und morgen früh, wenn Madame de Fortune uns ihre Aufwartung macht, sieht die Welt schon wieder anders aus.“
„Was ist denn los, Madeleine?“ Verärgert legte Gaston die Papiere mit der neuen Bestellung vor sie. „Die Spalte mit der Aufaddierung stimmt hinten und vorn nicht. Und wo ist der Zimt?! Der fehlt völlig, dafür steht Curry zwei Mal drauf. Von Anis sagte ich, glaube ich, nichts.“
„Es tut mir leid, Monsieur“, murmelte sie. Sie konnte sich einfach nicht konzentrieren. Ständig wanderten ihre Gedanken zu Rodrique. Trotz ihrer Erschöpfung hatte sie keine Minute schlafen können, und beim Abendessen hatte sie keinen Bissen hinuntergebracht, obgleich sie durchaus Hunger hatte. Nun plagten sie Kopf- und Magenschmerzen, und sie fühlte sich schwach. Kostbare Stunden verrannen, und sie saß hier herum.
„Gut. Lassen wir es für heute, es ist ja auch keine Arbeitszeit mehr. Ich dachte nur, angesichts der Umstände … Überarbeiten Sie die Liste morgen früh, bitte. Ich möchte sie sehen, ehe unser Besuch eintrifft. Dann können Sie sie vormittags noch zur Poststelle bringen.“
Es pochte hart gegen die Tür.
„Ja?“ Gaston klang gereizt.
„Monsieur!“ Emmi stand im Rahmen und knickste. Aus ihrem kräftigen schwarzen Haar, welches wie eine dicke Haube um ihren Kopf geschmiegt lag, ringelten sich vorwitzige, flauschige Löckchen. Der dicke Knoten, zu dem sie die Länge des Schopfes geschlungen hatte, lugte seitlich an ihrem schlanken Hals vorbei. Hätte nicht hier und da ein weißes Haar geschimmert, Madeleine hätte nicht sagen können, ob Emmi um die
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