Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
Madeleine stehen. Es hatte geklungen wie ein Schuss. Sie hatte auf Grande-Terre noch nie Schüsse gehört. Eine zweite Explosion krachte durch die Stille. Nun war sie sicher. Jemand schoss.
Dupont hatte sich an dornigen Zweigen und spitzen Ästen die Arme zerkratzt, und auch sein Hemd hatte einen Riss davongetragen. Nun war er gereizt und erschöpft. Die Suche nach irgendwelchen Spuren, die auf Roccos Mörder hinwiesen, war ergebnislos geblieben. Kein Wunder. Er befand sich in einer Mischung aus Wildnis und Gestrüpp, nicht völlig unwegsam und doch verwachsen und an vielen Stellen undurchdringlich. Er meinte, jeden fußbreit im näheren Umkreis abgesucht zu haben, sofern es möglich war. Er hatte etwas getrocknetes Blut auf dem Laub gefunden, welches nur noch schwer zu erkennen war. Zeichen eines Kampfes suchte er vergeblich. Doch wie sollte er auch etwas entdecken? Abgerissene Zweige konnten ebenso eine natürliche Ursache haben. Wenn nicht gerade der Täter etwas Eindeutiges verloren hatte, konnte er seine Bemühungen aufgeben.
Dupont hörte seinen Gaul, den er am Weg an einen Baum gebunden hatte, mit den Hufen scharren. Er würde als Nächstes Roccos Hütte auf den Kopf stellen und alle befragen, die ihn kannten. Abschließend sah er sich noch einmal um. Was hatte der Sklavenaufseher hier gewollt? Diese Ecke glich einem Versteck. Hatte er sich mit jemandem getroffen? Wozu? Für ein kurzes Vergnügen? War er jemandem in die Arme gelaufen, der ungestört sein wollte? Doch dies war in den meisten Fällen kein Grund, den anderen gleich umzubringen. Hatte er jemandem nachspioniert? Dupont kratzte sich am Kopf. Mit ein wenig Fantasie meinte er, einen Pfad zu erkennen, der sich in die Höhe wand. Ob es Sinn machte, ein Stück bergauf zu gehen? Er durfte nichts außer Acht lassen, und auf eine Viertelstunde kam es nicht an.
Er sah das Vorhängeschloss durch die Zweige blitzen, noch ehe er die hölzerne Tür als solche wahrnahm. Er stutzte. Von plötzlicher Unruhe befallen, bewegte er sich langsamer und leiser. Das Holz war morsch, hier und da gab es Spalten zwischen den Latten. Dupont strich mit den Fingerspitzen über die Bretter und versuchte, durch die Lücken zu sehen. Er konnte nichts erkennen, es war zu dunkel. Trotzdem sagte ihm sein Gefühl, dass hier etwas verborgen lag. Wozu sonst das Schloss?
Er lauschte in die Ruhe des Waldes. Nichts, nicht einmal ein Vogel war zu hören, nur von Fern rauschten sacht die Wellen des Meeres ans Ufer.
Er zog sein Taschenmesser hervor und klappte es auf. Schneller und leichter als gedacht, hatte er die erste Latte herausgebrochen, für zwei weitere nahm er die bloßen Hände. Nun fiel genügend Tageslicht ins Innere. Dupont beugte sich vor und zog die Augenbrauen zusammen. Unzählige Kisten stapelten sich im Inneren der Höhle, die viel größer war, als er vermutet hatte.
Koriander – G. Poivre, Muskatnuss – G. Poivre, Zimt – G. Poivre …
Hier lagerten Gewürze, in großer, um nicht zu sagen riesiger Menge. Er kniff die Augen zusammen. An manchen Kisten hingen Schilder. Wahrscheinlich stand die genaue Adresse des Empfängers darauf.
…iamant, Martinique
In Duponts Kopf begann es zu hämmern. Le Diamant, Martinique. Madeleine. Sie hatte gesagt, sie käme von dort. Hatte sie etwas mit diesen Kisten zu tun? Und wenn ja, was?
Ein Schuss peitschte durch die Stille. Dupont fuhr zusammen und stieß sich den Kopf an einer der Latten. Im nächsten Moment bekam er einen harten Schlag gegen den Hinterkopf. Er spürte, wie ihm die Beine wegsackten, dann wurde es dunkel.
Madeleine krampfte die Hände um die Rockfalten. Die Schüsse waren eindeutig aus Richtung Beaupay gekommen. Was war passiert? Warum wurde geschossen? Von wem? Rodrique! Er hatte von Chantal den Befehl erhalten, Dupont am Herumschnüffeln zu hindern! War es ihm zuzutrauen, dass er zu einer derart brutalen Methode griff? Es schnürte ihr die Kehle zu. Sie musste zurück! Sie musste sich vergewissern, dass Dupont wohlauf war! Madeleine lief los so rasch sie konnte.
Sie konnte das Herrenhaus bereits von Weitem sehen, als sie Inés bemerkte, die über die breite Treppe hinuntereilte, in einer Geschwindigkeit, die Madeleines Furcht in höchste Höhen trieb.
„Inés!“ Das Kreischen ihrer Stimme klang fremd in ihren Ohren. „Inés! Was ist geschehen?“
„Oh mein Gott, Mademoiselle! Gehen Sie nicht hinein! Es ist so furchtbar!“ Das Hausmädchen war grau im Gesicht, Haarsträhnen hatten sich aus
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