Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
würde noch einmal zu der Stelle gehen, an welcher Rocco gefunden worden war. Vielleicht entdeckte er irgendetwas, einen Hinweis, eine Spur, egal. Und wenn er jedes Blatt umdrehen musste. Alles war besser, als nur herumzusitzen. Er verließ das Büro und machte sich auf den Weg.
Madeleine setzte sich ins Gras. Eine ungeheure Schwäche durchlief sie. Das eigentümliche rußgeschwärzte Knötchen, welches sie in der Hand hielt und aus dem dünne Fäden hingen, war eindeutig die fehlende Quaste aus ihrem Schultertuch.
Sie erkannte sie an der Schlingung des Knotens und an einigen Fasern, die das Feuer nicht versengt hatte. Die lange spitze Nadel schillerte abgründig. Alizée. Sie erinnerte sich, wie diese ihre Hand in ihren Arm gekrallt und ihr später das Tuch aufgehoben hatte. Hatte sie dabei die Quaste abgerissen? Absichtlich? Doch Alizée war gestern nicht bei der Zeremonie gewesen. Zumindest hatte sie sie nicht bemerkt. Aber vielleicht war sie die Handlangerin für jemanden, der sie loswerden wollte? Wer wollte ihr Böses? Und warum? Sie hatte doch niemandem etwas getan! Sie schloss die Faust um ihren Fund und spürte einen Stich. Erschrocken löste sie die Finger. Ein feiner Blutstropfen quoll aus dem Ballen ihrer Hand. Madeleine stand auf. Nichts wie weg! Sie war nicht sicher, ob sie an Kult und Magie glaubte, doch für den Moment war ihr, als würde die Stätte hier Unheil bergen. Unheil, von dem auch Inés gesprochen hatte. Unheil, welches Chantal brachte. War sie diejenige, die sie loswerden wollte? Rodrique gegenüber hatte sie sich zumindest in dieser Richtung geäußert.
Sie wandte sich um und suchte den ersten der hellen Stämme. Hier, das musste er sein. War er nicht vorhin noch dicker gewesen? Nein, sie war schon völlig wirr im Kopf. Madeleine ging einige Schritte. Wo war der nächste Baum, der ihr den Weg zeigte? Dort vorn? Gereizt blieb sie stehen. Noch hatte sie sich nicht verlaufen, aber den Rückweg fand sie auch nicht. Sie lauschte und hörte Wasser plätschern. Befand sie sich etwa in der Nähe des kleinen Sees, an welchem sie Rodrique und Chantal beim Liebesspiel beobachtet hatte? Sie folgte dem Geräusch.
Zwischen den Bäumen tauchten Felsen auf, der See glitzerte durch die Stämme, und sie erkannte, dass sie diesmal von der anderen Seite zur Lichtung kam. Neben den Felsen duckte sich eine gedrungene Hütte mit weiß gekalkten Mauern und einem roten Dach. Die Hütte war dicht umwachsen von dornigen Sträuchern, nur die niedrige Holztür war sorgsam freigeschnitten. Madeleine erinnerte sich, dass Rodrique von einem Haus gesprochen hatte, in welches er gehen wollte. Dies musste es sein. Von ihrem Versteck aus hatte sie es gestern nicht sehen können. Sie wollte sich eben umwenden, um weiter nach dem Rückweg zu suchen, als sie eine Bewegung wahrnahm. Mit kurzem, energischem Quietschen wurde eines der kleinen Fenster geöffnet.
„Er fährt nicht?!“, hörte sie die aufgebrachte Stimme Chantals, und im Rahmen der Luke erschien ihr Gesicht. Sie warf einen Blick nach draußen, als wollte sie sich vergewissern, dass niemand ums Haus strich.
Madeleine lehnte sich lautlos ein Stück zurück, hinter einen Busch.
„Nein!“ Dies war Rodrique. Er klang gereizt.
„Er sagt, das Geschäft sei geplatzt. Er hätte einfach eher dort sein müssen, aber das ging ja nicht. Und nun bleibt er fürs Erste.“
„Wunderbar! Das heißt, er streunt weiter hier herum!“, regte Chantal sich auf.
„Mit Sicherheit. Außerdem will er Roccos Mörder finden. Die Angelegenheit hat ihn ziemlich aus der Fassung gebracht.“
„Fantastisch. Er ist nur noch auf Beaupay und den Plantagen. Man kann ihn an jeder Ecke treffen, und möglicherweise steckt er seine Nase wo rein, wo sie nichts zu suchen hat.“
„Wenn nicht jemand zufällig was mitbekommen hat und ihm zuträgt, kann er lange suchen. Wo will er denn ansetzen? Vielleicht war es eine seiner Liebschaften. Eifersucht oder so. Oder er hat einer ein Kind gemacht. Wir brauchen jemand anderen an seiner Stelle.“
„Zuerst müssen wir unseren Verpflichtungen nachkommen. Was ist mit dieser Madeleine?“
Ihr Herz schlug einen Takt schneller, als sie ihren Namen hörte. Schon einmal hatte sie belauscht, dass Chantal sich an ihrer Anwesenheit störte. Sie sah auf die bläulich schimmernde Nadel, die sie noch immer in der Hand hielt. War Chantal dafür verantwortlich, dass sie sich krank fühlte? Ein Frösteln kroch über Madeleines Nacken.
„Soviel ich
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