Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
wie er im Buche stand, mit schöner Fassade.
Kapitel 13
Wie sie den Weg zurück zu ihrer Unterkunft gefunden hatte, hätte sie im Nachhinein nicht sagen können. Zunächst verlief sie sich wieder und landete erneut in der Nähe der Sklavenhütten. Kurz hielt sie inne. Es war ruhig in den schäbigen Behausungen, und die lehmigen Pfade davor waren verlassen. Sie wollte bereits weitergehen, als sie ein leises Stöhnen innehalten ließ. Sie sah durch die Stämme der Bäume und erkannte einen Schwarzen, der unter dem Strohdach eines niedrigen Verschlages kauerte. Blutige Striemen zogen sich über seine nackten Arme. Madeleine erschauderte. Wie unerträglich grausam. Trotz aller eigener Bürden drängte es sie, jede Vorsicht außer Acht zu lassen und ihm zu helfen. In diesem Moment öffnete sich die Tür einer der Hütten und eine hagere Schwarze kam heraus. Sie trug eine Schüssel und einige Tücher bei sich und ging zu dem Verletzten. Madeleine spürte vage Erleichterung und machte leise, dass sie weiterkam.
Dass sie wie in Trance unterwegs gewesen war, merkte sie erst, als sie vor ihrer Unterkunft stand. Sie öffnete die Tür und setzte sich auf ihr Bett, das angekohlte Stück Stoff mitsamt der Nadel noch immer in der Hand. Auf ihrem Kopfkissen lag ein Umschlag. Sie öffnete ihn und fand einige Goldmünzen. Es lag keine Nachricht dabei, sie vermutete jedoch, dies sei die Abfindung, die ihr Dupont versprochen hatte. Schwer lagen die edlen Metallstücke auf ihrem Rock. Er hatte sich großzügig gezeigt. Trotzdem empfand sie nur noch Schmerz, Bitterkeit und Enttäuschung – und eine große Leere. Es war alles sinnlos geworden. Würde ihr Dupont überhaupt zuhören oder gar Glauben schenken, wenn sie ihm sagte, was sie über Rodrique und Chantal wusste? Gut, sie konnte ihn zu der Felsenhöhle führen. Doch was bewies Gastons Ware, die dort verborgen lag? Jedenfalls nicht, wer die Drahtzieher des Ganzen waren.
Nein, sie würde nicht mit ihm sprechen. Sie musste hier weg. Weg von Beaupay, von Dupont und von Rodrique. Sofort.
Und sie würde nicht zurück zu Gaston gehen, jedenfalls nicht jetzt. Vielleicht konnte sie mit einem Schiff zu einer der umliegenden Inseln kommen und dort arbeiten. Vielleicht wieder als Kindermädchen? Es war nicht die schlechteste Beschäftigung gewesen. Sie konnte von dort aus Gaston schreiben. Sie musste ihm die schlimmste Schmach gar nicht mitteilen. Es genügte, wenn sie von dem Unglück der Flying Devil berichtete, und dass Dupont ihr in dieser Notlage Unterschlupf gewährt hatte. Sie würde ihm schreiben, dass und wie sie das Versteck der Piraten gefunden hatte. Die Piratenbande auffliegen zu lassen und sich um seine Ware zu kümmern, lag bei Gaston. Und Rodrique hatte sie eben nicht gefunden. Sei es drum, dass sie ihn damit deckte. Sie würde versuchen, ein neues Leben anzufangen. Vage gab ihr der Gedanke Halt. Ja, ein neues Leben würde sie anfangen, alles hinter sich lassen, was passiert war. Und sie würde sofort aufbrechen. Sie würde sich von niemandem verabschieden. Nicht von Dupont, nicht von den Kindern, und auch nicht von Inés. Um die letzten drei tat es ihr leid, doch ihr fehlte die Kraft, und sie befürchtete, es würde zu schmerzlich werden.
Madeleine stand auf. Sie steckte die Münzen in die Rocktasche, legte ihr Tuch um die Schultern und nach kurzem Zögern die schillernde Nadel, das Zeugnis des Voodoo-Kults, auf das Kissen. Ein letztes Mal sah sie sich in der kleinen Behausung um, ehe sie die Tür öffnete und nach draußen trat. Sie nahm den breiten Kiesweg, der zu dem schmiedeeisernen Tor von Beaupay führte. Sie kam an dem Gebüsch vorbei, aus welchem vor einigen Tagen Rocco gesprungen war und sie bedrängt hatte. Für einen Moment spürte sie Furcht und schüttelte über sich selbst den Kopf. Der Sklavenaufseher war tot, aber nicht durch ihre Schuld. Sie musste nach vorn sehen.
Mit müden Schritten schleppte sie sich vorwärts. Kopf- und Gliederschmerzen kamen zurück, und in ihrem Hals brannte es stärker als zuvor. Woher nur dieser plötzliche Infekt kam? Sie war selten krank. Sie fröstelte, obwohl der Abend mild war. Madeleine zog ihr Tuch enger um die Schultern, und ihre Finger berührten die beschädigte Stelle. Das Frösteln verstärkte sich. Alizée, die Nadel, die Voodoo-Zeremonie. Lächerlich, der Gedanke, Chantal könnte schuld sein! Oder nicht? Hatte sie für ihren Zustand gesorgt?
Von Beaupay ertönte ein lauter Knall. Erschrocken blieb
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