Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
sich schrecklich verloren. Was jetzt? Es würde rasch dunkel werden, und sie hatte kein Quartier für die Nacht. Sollte sie hierbleiben ohne zu fragen? Wer würde es unter diesen Umständen schon überprüfen? Es war, als hinge sie an Beaupay fest und war doch nicht willkommen. Chantal fiel ihr ein. Diese wünschte sie am meisten fort, mehr noch als Dupont, und sie wartete auf Rodrique.
„Wir sehen uns heute Abend, ehe es dunkel wird.“
Sie würde vergeblich warten.
Dupont, Inés und der Doktor waren im Haus verschwunden. Hinter einigen Fenstern brannte Licht. Bestimmt lag Rodrique noch oben, in seinem Zimmer oder im Flur. Etwas zog sie zu ihm. Sie wollte ihn noch einmal sehen, ganz gleich, wie schlimm sein Anblick sein mochte. Ihr Puls ging furchtsam in die Höhe. Zögernd stieg sie die Haustreppe hinauf. Die Eingangshalle lag völlig verlassen, eine flackernde kleine Lampe verbreitete trübes Licht. Aus Duponts Büro drangen gedämpft dessen Stimme und die des Arztes. Von Inés war nichts zu sehen.
Entschlossen raffte Madeleine ihren Rock und eilte mit schnellen sachten Schritten die Treppe hoch. Einsam erstreckte sich der Flur vor ihr, die beiden Leuchter, die links und rechts an den Wänden befestigt waren, erhellten den Gang nur mäßig. Madeleine war es, als würden ihre Beine mit jeder Bewegung schwerer. Es war so still hier. Totenstill. Sie legte die Hand auf die Türklinke, spürte die feuchte Kälte ihrer Finger und drückte vorsichtig den Griff nach unten.
Rodrique lag lang hingestreckt mitten im Raum, auf dem Rücken und halb verschluckt von der hereinbrechenden Dunkelheit. Durchs Zimmer waberte der süßliche Geruch von Blut und Vergänglichkeit. Madeleine würgte, presste die Hand vor Mund und Nase und bewegte sich achtsam vorwärts. Rodriques Augen standen offen. Blicklos starrte er zur Decke. Madeleines Arme begannen zu zittern. Sie wollte nicht, dass er so ins Leere stierte. Sie wollte gehen und ihn vergessen. So wie er dalag, würde sie ihn nie vergessen. Es bohrte in ihren Eingeweiden. Ein langgezogenes, knarzendes Geräusch ließ sie zusammenfahren. Langsam öffnete sich die Tür des Kleiderschrankes.
Wilde Panik durchjagte Madeleine. Sie wollte schreien und fliehen und konnte sich doch nicht rühren. Ein Kreischen tobte in ihrer Kehle, als sich eine zarte helle Hand aus dem Schrank schob. Die Tür ging ganz auf, und am Boden kauerte Margaret. Eine Fülle schwarzer Locken fiel ihr wirr und aufgelöst bis weit über die Schultern. Ihr Kleid hatte einen langen Riss von der Brust bis zur Taille, und ihr Blick schien Madeleine der einer Irrsinnigen zu sein.
“Margaret.“ Madeleine flüsterte und nahm dabei unwillkürlich die Hand vom Gesicht. Sofort schwappte der unerträgliche Geruch in ihre Nase.
„Ist er tot?“ Völlig entrückt betrachtete die junge Frau den am Boden liegenden Mann.
„Ja, ich glaube schon.“
Margaret schüttelte den Kopf.
„Ich hab das nicht gewollt. Ich war so wütend, verstehen Sie?“ Noch immer hing ihr Blick an Rodrique. Madeleine gab keine Antwort.
„Es war wegen der anderen, wissen Sie?“ Ihre Stimme wurde kräftiger. „Er hat gesagt, es ist, weil ich mich so anstelle. Ich dachte, er will wieder zu ihr gehen. Ich wollte nicht, dass er geht. Ich habe versucht, ihn aufzuhalten, aber er wollte nicht bleiben. Dann habe ich …“ Sie brach ab. „Ist er wirklich tot?“
„Ja.“ Sie konnte kaum sprechen.
Margaret hockte noch immer zusammengekrümmt im Schrank. Durch den Riss im Stoff hatte sich der Ausschnitt ihres Kleides weit geöffnet. Madeleine sah eine kleine feste Brust mit einer dunklen Knospe.
„Er hatte seine Waffe aufs Bett gelegt. Plötzlich hat es geknallt. Ich bin so erschrocken. Ich dachte, wir werden überfallen. Ich musste mich doch verstecken, nicht wahr?“ Mit weitaufgerissenen Augen starrte sie Madeleine an.
„Sicher“, krächzte sie. Himmel, die Frau musste durchgedreht sein. Und sie hatte bestimmt noch die Waffe.
„Wenn ich nur wüsste, wer die andere ist.“ In ihrem Blick flackerte es.
„Ich muss hier raus“, dachte Madeleine entsetzt.
„Sind Sie es?“ Langsam stand Margaret auf. Mit geneigtem Kopf musterte sie Madeleine. In der rechten Hand hielt sie die Pistole, der Lauf zeigte zu Boden. Ihre Hand war blutverschmiert.
„Nein!“
„Nein? Warum sind Sie dann hier?“
„Weil … ich habe die Schüsse gehört.“
„Ach so. Ja.“ Ratlos und mit hängenden Schultern stand Margaret nur wenige Schritte von ihr
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