Plasma City
nicht auf die Idee gekommen oder er hatte nicht die programmiertechnischen Fähigkeiten, die man dazu braucht.
Aiah lehnt sich lächelnd zurück. Dann fällt ihr ein, dass sie möglicherweise noch mehr Spuren dieses Programmierers finden kann, wenn er mehrmals mit der gleichen Methode vorgegangen ist.
Sie schreibt die Daten von Kremag heraus und geht langsam die anderen Angaben auf dem Band durch, um die Eintragungen zu finden, deren Reihenfolge auf weitere Manipulationen hinweist. Es gibt eine ganze Reihe solcher Stellen. Meist handelt es sich um nebensächliches Zeug, Bruchstücke von Informationen, die in leere oder gelöschte Kanäle eingefügt wurden, aber einige Abschnitte sind auch komplett neu aufgespielt worden – die Daten für einige Monate oder gar Jahre, die von der üblichen Reihenfolge abweichen. Aiah notiert sich alle wichtigen Stellen.
Die Schicht ist schon beinahe vorbei, als ihr einfällt, dass sie das Mittagessen vergessen hat.
Aiah ruft Rohder an und bittet ihn, nach dem Schichtwechsel auf sie zu warten, weil sie wichtige Informationen gefunden hätte.
»Ich wollte sowieso noch die zweite Schicht im Büro bleiben«, sagt er. Aiah fragt sich, ob der Mann überhaupt jemals nach Hause geht.
Als Nächstes ruft sie Constantines Tarnnummer an und erklärt Dr. Chandras, dass sie spät kommt, aber wichtige Informationen mitbringt.
Sie steigt mitten im Schichtwechsel in den Trackline-Zug. Das Gedränge der Menschen sorgt dafür, dass sie während der ruckelnden Fahrt zur Behörde auf den Beinen bleibt.
In der zweiten Schicht sind nur noch die Disponenten, die Sendeleitung und ein kleiner Reparaturtrupp im Dienst, sonst ist das Gebäude der Behörde fast menschenleer. Sie kann sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal hundert Stockwerke weit allein in einem Aufzug der Behörde gefahren ist.
Als Aiah Rohders Büro betritt, sieht sie ihn vor dem Schreibtisch stehen, die Stirn leicht gerunzelt, als wüsste er nicht mehr genau, was er überhaupt hier will. »Sir«, beginnt sie, »ich habe eine Liste mit verschiedenen Möglichkeiten zusammengestellt und diese hier«, sie deutet auf die Kremag, »scheint mir die verheißungsvollste zu sein.«
Sie erklärt, wie sie auf den Bändern nach Datenbereichen gesucht hat, die von der normalen Reihenfolge abweichen. Rohder nimmt die Informationen kommentarlos zur Kenntnis, die blauen Augen sehen sie unverwandt an. Schließlich nickt er und knetet sich mit gichtiger Hand das Kinn.
»Glauben Sie, wir könnten auf diese Weise auch noch weitere finden?«
»Gewiss. Jedenfalls dann, wenn derjenige, der die falschen Eintragungen vorgenommen hat, überall den gleichen Fehler gemacht hat.«
Er nickt und murmelt etwas Unverständliches. »Vielleicht habe ich noch mehr Arbeit für Sie. Ihr Vorgesetzter hat doch nichts dagegen?«
»Ich bin sicher, dass Mr. Mengene mich gern zu Ihnen versetzen würde. Mein Job ist sowieso ziemlich sinnlos. Ich besetze nur einen Platz in der Beförderungsschlange, bis ich einen echten Job bekomme.«
Rohder überlegt. »Meiner Ansicht nach«, antwortet er, »gibt es in der Behörde sowieso nicht sehr viele echte Jobs.«
Als sie ein paar Minuten später das Büro verlässt, ist sie mit Band Vierzehn der Protokolle ausgerüstet.
■ ■ ■
An der Ecke wartet kein Wagen auf sie, aber das kann ihr Gefühl, etwas Wichtiges erreicht zu haben, nicht schmälern. Zufrieden fährt sie mit dem Taxi zum Terminal und liest unterwegs Rohders Buch.
Deshalb empfehlen wir die grundlegende Umstellung der menschlichen Infrastruktur entsprechend den folgenden Ausführungen …
Aiah zieht die Augenbrauen hoch. Mangelnden Ehrgeiz konnte man Rohder ganz sicher nicht vorwerfen.
Die grundlegende Umstellung der menschlichen Infrastruktur …
Kein Wunder, dass niemand ihn ernst genommen hat. Es kostet ja schon ein Vermögen, eine neue Abwasserleitung zu legen, ganz zu schweigen von größeren Veränderungen der Bebauung.
Sie bezahlt das Taxi, klopft an die Fabriktür, wird erkannt und eingelassen. Die Fabrik ähnelt inzwischen einer militärischen Anlage. Die Fenster sind schwarz gestrichen und innen mit Klebeband gesichert, über den Akkumulatoren wurde mit Eisenstreben ein rostiges Schutzdach errichtet, die Steuerpulte, die den Plasmafluss regeln, sind mit Sandsäcken verkleidet, ein halbes Dutzend Wächter patrouilliert in der Fabrikhalle. Obwohl wegen der Gefahr, die von Rohder ausgeht, im Augenblick außerhalb der Fabrik oder in Caraqui
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