Plasma City
niemand Plasma benutzt, arbeiten ein paar Magier an den Pulten, um die Fabrik gegen Eindringlinge zu sichern.
Aiah hört laute Stimmen, Constantines Organ übertönt alle anderen. Er ist im Büro der Fabrik, stürmt wütend hin und her und fuchtelt wild mit den Armen in der Luft herum. Sorya, Martinus und Geymard sind bei ihm und außerdem zwei andere, bei deren Anblick es Aiah kalt den Rücken hinunterläuft.
Es sind Verdrehte. Einer ist klein und haarlos, er hat eine feuchte und plastikartige Haut und riesige, beinahe faustgroße Augen, die nur aus Pupillen zu bestehen scheinen. Weiße Augäpfel kann Aiah jedenfalls nicht erkennen. Der Zweite ist klein und stämmig und offenbar recht kräftig. Arme, die an Stahlstreben erinnern, hängen bis zu den Knien herunter. Er sieht aus, als wäre Martinus’ Masse in einen zwei Köpfe kleineren Körper gepresst worden.
Verbündete, denkt Aiah. Aber sie kann das Schaudern nicht unterdrücken. Sie betritt verstohlen das Büro und hält sich unauffällig im Hintergrund, so weit von den Verdrehten entfernt wie nur möglich. Glücklicherweise riechen sie wenigstens nicht so Ekel erregend wie die meisten. Sie wartet ab, ob sie erfahren kann, was der ganze Aufruhr soll.
Das Büro der Fabrik hat sich in eine Art Hauptquartier für den Putsch verwandelt. Es gibt Karten von Caraqui, in die Markierungen gesteckt wurden, Fotos und Pläne von Gebäuden, die für die Kämpfe wichtig sind, Tabellen mit der Organisation der Militäreinheiten und Informationen über die Befehlshaber, lange Listen von Offizieren, neben deren Namen Häkchen und handschriftliche Notizen erläutern, ob man sich an sie gewandt hat und wer es getan hat, wie sie reagiert haben und wie ihre Loyalität gegenüber den Aufständischen einzuschätzen ist. Aber anscheinend ist irgendetwas geschehen, das die ganze sorgfältige Planung über den Haufen wirft. Constantine spricht sich dafür aus, sofort anzugreifen, spätestens innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden, doch Sorya und Geymard haben Einwände.
Constantines dröhnende Stimme lässt die Bürofenster klirren. »Wir können nicht das Risiko eingehen, dass der Geheimdienst unsere Verschwörung auseinander nimmt!«
»Warten Sie«, sagt Geymard. Er sieht stirnrunzelnd auf die Karte.
»Bis jetzt gab es nur zwei Verhaftungen«, erklärt Sorya. »Es waren unwichtige Leute. Junge Offiziere mit niedrigem Rang, die das Gesamtbild nicht kennen.«
»Die Leute, die sie angeworben haben, sind in Sicherheit. Wir haben sie herausgeholt und jetzt verstecken sie sich bei unseren Freunden«, fügt Geymard hinzu. Er deutet mit einem Nicken in die Richtung der Verdrehten. »Deshalb kann der Geheimdienst die Spur nicht bis zu den Leuten verfolgen, die für unsere Pläne wirklich wichtig sind.«
Aiah hält den Atem an, als sie sich vorstellt, wie es sein muss, wenn man bei den Verdrehten Zuflucht sucht, selbst wenn sie freundlich gesonnen sind – in ihren dunklen Bauten leben, ihre Nahrung essen, umgeben von ihrem Geruch.
»Irgendjemand muss unsere Leute verraten ha ben«, beharrt Constantine. »Jemand aus unserer Organisation.«
»Wahrscheinlich haben sie sich selbst verraten«, meint Geymard. »Sie haben getrunken und mit dem Ende der Keremaths geprahlt, und ein Spitzel hat es gehört.«
»Wir müssen sofort zuschlagen!«, ruft Constantine. Er hebt beschwörend die Hände. »Warum eigentlich nicht? Alles ist an Ort und Stelle, alles wartet nur aufs Kommando …«
Geymard schüttelt leicht den Kopf. »Inzwischen sind einige hundert Menschen an der Verschwörung beteiligt«, sagt er. »Es würde eine gewisse Zeit dauern, sie zu alarmieren.«
»Ich kann nicht garantieren, dass es in der angegebenen Zeit möglich sein wird, alle unsere Leute zu aktivieren«, bestätigt der Kleinere der Verdrehten. Seine Stimme ist hoch und leise und klingt ausgesprochen höflich.
»Und wir können uns auch nicht unbedingt auf unsere Plasmaversorgung verlassen«, wendet Sorya ein. Die grünen Augen richten sich auf Aiah, als wäre eine Zieloptik eingeschwenkt. »Wenn ich wie vorgeschlagen einen Unfall hätte arrangieren dürfen, dann wäre die Behörde keine Gefahr mehr für uns.«
Die anderen Verschwörer drehen sich zu ihr um. Auf Constantines Wange zuckt ein Muskel. Aiah richtet sich auf und lächelt.
»Ich habe die Behörde auf Kremag und Partner aufmerksam gemacht«, erklärt sie. »Ich glaube, man wird dort schnell zugreifen. Wenn sie mit Kremag fertig sind, werden sie sich
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