Plasma City
und spiegelt sich auf den Kachelwänden, die im Blau der Pneuma Authority gehalten sind.
Zeit an die Arbeit zu gehen.
Von der Pneumastation aus muss sie vier Blocks weit bis zur Trackline laufen, dann lässt sie sich im Schienenfahrzeug die Nieren durchschütteln, bis sie die Rocketman Station erreicht. Nach dreiviertelstündiger Suche im Archiv findet sie endlich ein altes Stück Papier, das an den Falten zerreißt, als sie es aufklappt. Es ist die Beschreibung einer alten Plastikfabrik auf einem Gelände, das als ›Terminal‹ bezeichnet wird. Das Grundstück ist für einen lächerlich niedrigen Preis verkauft worden, damit ein ›gemischtes Wohnviertel‹ entstehen konnte.
Ein triumphierendes Prickeln läuft ihr über die Haut.
Vielleicht ist sie da wirklich auf etwas gestoßen.
Gargelius Enchuk singt die
Musik Ihrer Seele
Zwei Haltestellen östlich von Rocketman gibt es eine Station, die ›Terminal‹ heißt. Ursprünglich war es wohl eine Bezeichnung für die Endhaltestelle einer Nahverkehrslinie, aber auch dieser Name hat im Laufe der Zeit seine Bedeutung verloren.
Die Umgebung des Terminals erinnert stark an die Gegend, in der sie aufgewachsen ist. Schiefe alte Ziegelbauten, Gerüste, wummernde Musik, kreischende Kinder und Kochgerüche.
Aber das Essen ist hier anders gewürzt, die Musik swingt in einem anderen Takt, die Gesichter gehören bleichen, misstrauischen Jaspeeri. In manchen Geschäften sieht sie sogar Aufkleber der Jaspeeri Nation. Ein eisiger Schauer läuft ihr über den Rücken, als ihr bewusst wird, welche Bedeutung diese Unterschiede wirklich haben.
Sie ringt sich zu der Ansicht durch, dass ihr amtlicher gelber Overall sie schützen wird. Aber als sie die alten Fundamente der Fabrik absucht, ist sie froh, Lastene und Grandshuk bei sich zu haben.
Sie hat gleich am Anfang Erfolg. Sie überprüft hintereinander drei Gebäude und findet in allen dreien manipulierte Zähler. Hier war ein Plasmataucher am Werk.
Von unten kommt eindeutig Konterbande hoch. Nicht viel und nicht unbedingt die Energiequelle der Flammenfrau, aber immerhin etwas.
Das dritte Gebäude besteht aus alten Büros, die man zu Wohnungen umgebaut hat. Der Hausmeister des Gebäudes, ein vierschrötiger Mann in grüner Gabardinehose, willigt ein, sie in den Keller zu lassen – nicht, dass er überhaupt eine Wahl hätte. Eine Etage unter Straßenniveau findet sie zu ihrer Überraschung eine blau gekachelte Treppe, die noch weiter nach unten führt. Das Blau der Pneuma Authority und nicht das Gelb der Trackline Authority. Eine mit Eisenriegeln, Kette und faustgroßem Vorhängeschloss gesicherte Tür versperrt den Durchgang. Auf einem verbeulten Blechschild kann man noch die Aufschrift Terminal und einen nach unten gerichteten Pfeil erkennen.
»Was ist das?«, fragt Aiah. Sie ist dem Plasma so nahe, dass sie es fast durch die Adern rauschen spürt.
Der Hausmeister zupft an seinen Hosenträgern. »Der Eingang zu einer alten Pneumastation.«
In ihrem Kopf dreht sich alles, als sie sich fragt, ob dieser Zugang auf den alten Karten eingezeichnet ist. »Wann ist die Station gesperrt worden?«
Ein Achselzucken. »Die war schon zu, als ich hier angefangen habe.«
»Haben Sie einen Schlüssel?«
Der Hausmeister lacht nur.
»Haben Sie einen Bolzenschneider?«
»Nein.«
»In dieser Gegend müsste man aber leicht einen auftreiben können«, meint Lastene. Der Hausmeister starrt ihn finster an.
Grandshuk geht zur Tür und rüttelt am Vorhängeschloss. Die Kette rasselt und das Schloss öffnet sich. Lastene stößt ein überraschtes, bellendes Lachen aus.
Grandshuk wickelt die Kette ab und stößt die Tür auf. Er sieht den Hausmeister fragend an.
»Da unten war jemand«, sagt er.
Der Hausmeister setzt eine Unschuldsmiene auf. »Niemand, den ich kenne. Vielleicht einer der Mieter oder ein paar Kinder.«
Aiah schaltet Helmlampe und Taschenlampe ein. »Lasst uns gehen«, sagt sie.
Schwere Stiefel poltern die Treppe hinunter. Aiahs Erinnerungen werden geweckt. Die Plasmabehörde sorgt im Ausbildungsprogramm dafür, dass die jungen Angestellten ihren Job von Grund auf lernen. Nach dem College hat sie zwei Jahre unter Tage verbracht und genau das getan, was Lastene und Grandshuk jetzt noch jeden Tag machen. Sie hat es damals gehasst, aber sie hat dabei mehr über die Verteilung des Plasmas gelernt als während des ganzen Studiums an der Universität.
Auf den schmutzigen Kacheln der Treppe sind Fußspuren, die meisten
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