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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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davon sehr klein. Hier unten waren Kinder und nur wenige Erwachsene. Auf dem zweiten Treppenabsatz finden sie eine alte Matratze, leere Konservendosen, gebrauchte Brennstoffzellen, die zu einem chemischen Ofen gehören, einen Haufen leerer Plastikflaschen, in denen Schnaps war. Grandshuk versetzt der Matratze einen Tritt und Aiahs Taschenlampe erfasst eine Maus, die eilig davonhuscht.
    »Das Zeug ist ein paar Jahre alt«, sagt er. In der Matratze leben junge Mäuse, wie Aiah jetzt erkennt. Sie schreit innerlich auf, als Grandshuk die Tiere methodisch mit dem Stiefel zerquetscht.
    Auf dem nächsten Treppenabsatz ist ein Teil der Wand zusammengebrochen, weil es hier unten feucht ist. Aiah und Grandshuk spähen in die kleine Höhle, die hinter dem Loch zu sehen ist. Sie sehen Betonbrocken, Ziegelsteine und ein undichtes Wasserrohr, aber keine Plasmaquelle.
    Von hier an sind die Fußabdrücke verwischt, weil das Wasser munter die Treppe hinunterplätschert. Aiah geht auf den glitschigen Fliesen vorsichtig weiter und hält sich mit einer Hand am rostigen Geländer fest. Als sie den See am unteren Ende der Treppe erreichen, schwimmt irgendetwas eilig davon. Das Wasser reicht Aiah hier bis zu den Knöcheln. Es ist kalt, und sie schaudert, als die Kälte durch die Socken dringt.
    Ein paar Meter weit erstreckt sich ein Flur, dann teilt er sich. Oberer Bahnsteig steht auf einem Schild. Der Hinweis für den zweiten Bahnsteig fehlt. Doch das Wasser ergießt sich in jene Richtung, also muss der zweite Bahnsteig tiefer liegen. Aiah sieht Grandshuk fragend an. Im Schein der Taschenlampe ist sein Gesicht fahlgelb.
    »Laut Vorschrift dürfen wir uns nicht trennen«, sagt sie.
    »Blödsinn«, erwidert Grandshuk. »Wir wissen, dass hier unten Leute waren. Hier wird nichts einstürzen.«
    Aiah zögert.
    »Ich spüre vor Kälte meine Füße nicht mehr«, sagt Lastene. »Egal was wir machen, lasst es uns schnell machen.«
    Aiah leuchtet den Wasserlauf hinunter. Das ist der gefährlichere Weg. Wenn sie sich teilen, sollten dort zwei Leute weitergehen, auf dem anderen Weg reicht einer.
    Sie ist die Anführerin, denkt sie sich, also müsste sie eigentlich nach unten gehen.
    Andererseits will sie dringend ihre Socken auswringen.
    »Ihr zwei geht da runter«, sagt sie. »Wenn es mehr als hundert Schritte weit ist, kehrt ihr um und wartet auf mich. Ich überprüfe inzwischen allein den oberen Bahnsteig.«
    Ihre Begleiter haben anscheinend nichts dagegen, dass sie den trockeneren Weg wählt. Grandshuk und Lastene tappen den Gang hinunter. Aiah sieht ihnen nach und beobachtet die tanzenden Schatten, dann geht sie in den zweiten Tunnel.
    Schon nach zehn Schritten steht sie auf dem alten Bahnsteig. Die Schritte hallen laut in der Dunkelheit. Feuchtigkeit quietscht unter den Stiefelsohlen.
    Also gut, es ist eine alte Pneumastation, am ovalen Querschnitt des Tunnels deutlich zu erkennen. Am Boden des Tunnels sind Führungsleisten und keine Schienen angebracht.
    Die Decke wird durch eine Reihe von Eisenträgern gestützt, die sich nach oben verjüngen. Die Füße der Träger weiten sich zu Krallen aus und sind, mit zerfetzten Isoliermatten aus Asbest gepolstert, im Boden verankert. Aufhängungen für Lampen sind noch in der Decke zu sehen, die Leuchten selbst sind schon vor langer Zeit ausgebaut worden.
    Aiah befeuchtet einen Finger und hält ihn hoch. Keine merklichen Luftströme. Offenbar ist die Pneumaröhre weiter vorne versiegelt. Sie geht langsam den Bahnsteig entlang und sieht sich mit der Taschenlampe gründlich um.
    Dann bleibt sie stehen, richtet den Strahl genau aus. Ihr Herz macht einen Sprung.
    Ein Streifen rötlichen Staubes ist an einer Stützsäule auf dem Bahnsteig heruntergelaufen. Sie sieht genauer hin. Der feine, pulvrige Rost hat sich wie eine Flüssigkeit ausgebreitet und unten vor dem Krallenfuß einen kleinen Teich gebildet. Er läuft über die Asbestplatte hinweg und zielt quer über den Bahnsteig.
    Elektrolytische Zersetzung. Manchmal geschieht das, wenn in einer Atmosphäre voller Elektrolyten ein starker Strom fließt, aber das Wasser, das die Treppe herunterfließt, ist Süßwasser und kein Salzwasser. Aiahs Haare sträuben sich.
    Leitende Verbindungen. Womit will der Rost dieses Pfeilers Verbindung aufnehmen?
    Sie lässt den Lichtstrahl über den Bahnsteig wandern und entdeckt einen leeren Türrahmen. Die Tür wurde herausgerissen und im Rahmen, wo das Schloss in die Sperre gegriffen hat, klafft ein Loch. Ihr Herz

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