Plasma City
Egal wie der Putsch verläuft, ich kann es nicht wagen, noch einmal nach Jaspeer zurückzukehren, denn früher oder später werden die Behörden herausfinden, dass unser Geheimnis am Terminal mit den Ereignissen in Caraqui zusammenhängt.«
Ein hoffnungsloser Protest erstirbt auf Aiahs Lippen. Constantine sieht sie traurig an. »Dies ist das letzte Mal, dass wir zusammen sein können, Miss Aiah. Ich hoffe, du wirst diesen Ort ohne Reue verlassen.«
Die Trauer schnürt Aiah die Kehle zusammen, sie kann einen Augenblick lang nicht sprechen. Tränen brennen auf einmal in ihren Augen. »Ich habe gehofft«, quetscht sie schließlich heraus, »wir würden etwas mehr Zeit haben.«
»Wenn der Putsch gut verläuft«, sagt er, »kannst du nach Caraqui kommen und dann haben wir vielleicht wieder etwas Zeit.«
Aiah legt sich flach auf die blauen Seidenlaken. »Aber höchstwahrscheinlich haben wir überhaupt keine Zeit. Du machst keine falschen Versprechungen.«
»Nein, das kann ich nicht und das will ich nicht tun. Meine Versprechungen richten sich … hoffentlich klingt es nicht zu unbescheiden … aber sie richten sich an die ganze Welt.« Er legt den Kopf schief und sieht sie an, legt eine große Hand sanft auf ihre Hand. »Du hast ein erfülltes Leben. Du hast deinen jungen Freund – er scheint wirklich ein anständiger Kerl zu sein – und finanzielle Sicherheit, du hast sogar einen Spezialauftrag von der Behörde.« Seine Augen funkeln. »Du musst die bösen Buben wie mich ausrotten. Und was noch wichtiger ist, du weißt jetzt, wie man fliegt.« Er küsst sie auf die Wange.
Aiah will nur noch weinen. Sie schlingt ihm die Arme um den Hals und drückt das Gesicht in die Halsbeuge.
Sie hätte nicht vermutet, denkt sie erstaunt, dass er ihr einmal so viel bedeuten würde.
Er streichelt sanft ihren Rücken. Falls ihr Ausbruch ihn überrascht hat, so ist dies seiner Stimme nicht anzumerken. »Es tut mir Leid, dass es so plötzlich kommt«, sagt er. »Aber du wusstest ja schon, dass wir selbst im günstigsten Fall nur einige Tage gehabt hätten.«
»Natürlich wusste ich das«, sagt sie. Ihre Stimme klingt gedämpft, weil sie die Lippen an sein Schüsselbein presst, während sie innerlich ihre Dummheit verflucht. Das ist nicht der richtige Augenblick, das heulende Elend zu spielen. Nicht wenn ein perfektes Chonah zu seinem Abschluss kommt, nachdem das Geld auf einer ausländischen Bank sicher und ohne verdächtige Spuren verstaut und auch sonst alles in bester Ordnung ist. Jeder andere Barkazil hätte Freudensprünge gemacht.
Aiah löst sich von ihm und wischt sich die Augen mit dem Handrücken trocken. »Wie dumm von mir«, sagt sie. »Du hast Recht, ich wusste es ja schon.«
»Es tut mir Leid, dass es dich so trifft.«
»Es ist schon vorbei. Ich … ich glaube, es war nur die Überraschung.«
Wieder legt er den Kopf schief und sieht sie aus dieser Perspektive an. »Du hast eine große Zukunft vor dir. Du bist intelligent und hast ein großes Talent und viel Einfühlungsvermögen. Du hast jetzt genug Geld, um einen richtigen Abschluss zu machen, wenn du das willst. Oder du könntest ein eigenes Geschäft aufmachen.«
»Wie soll ich erklären, woher ich das Geld habe?«
Constantine zuckt die Achseln. »Ein zweckbestimmtes Vermächtnis eines reichen Großvaters. Ein Stipendium aus Barkazi. Wahrscheinlich wird sowieso niemand fragen, und falls dir wirklich jemand zu nahe kommt, kannst du jederzeit zu einer Universität in einer anderen Metropolis wechseln.«
Das würde bedeuten, dass sie Gil verlassen muss, denkt sie.
Aber andererseits hat sie das vielleicht sogar schon längst getan.
»Es braucht eine Weile, bis man sich an diese Art Leben gewöhnt«, sagt sie. »Es gibt so viele Dinge, die man verbergen muss.«
Constantine lächelt. »Soll ich dir ein Geheimnis verraten? Soll ich dir verraten, wie man überlebt, obwohl man so viel zu verbergen hat?«
»Ja, das wäre schön.«
Er beugt sich zu ihr und flüstert es ihr ins Ohr. »Verrate niemandem auch nur ein Wort.« Er lehnt sich lächelnd zurück. »So einfach ist das.«
»Ja.«
»Verbrechen werden aufgeklärt, wenn die Leute die Behörden informieren. Das hast du selbst gesagt.«
Aiah nickt lächelnd. Constantine glaubt anscheinend, sie würde ihn nicht ernst nehmen und fährt etwas ernster fort.
»Du erzählst es deinem Geliebten oder deiner besten Freundin. Und dann streitest du dich mit ihnen, und sie zeigen dich an. Oder sie erzählen es jemand
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