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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Kommunikationsanlage. Es gelingt ihr nur mit Mühe, sich auf die Anzeige zu konzentrieren. Drei Nachrichten sind eingegangen. Sie drückt auf einen Knopf und hört ein Surren und Knirschen, als das Band anläuft und sich auf die Abspielposition einstellt.
    Sie sollte gelegentlich mal die Mechanik hinter dem Tonkopf ölen.
    Eine Nachricht ist von Tella. Morgen gegen Ende der Schicht soll wieder eine Sitzung stattfinden. Die zweite Nachricht ist von ihrer Mutter, die sich beklagt, dass Aiah in Old Shorings war und nicht bei ihr vorbeigeschaut hat. Die Nachricht ist wie üblich ziemlich lang und bricht mitten im Wort ab, weil das Wandgerät ihrer Mutter versagt oder weil sie vergessen hat, den Daumen auf dem Sendeknopf zu halten.
    Die dritte Nachricht ist von Gil. Als sie seine Stimme hört, schließt Aiah die Augen und lehnt den Kopf an die graue Plastikverkleidung der Anlage. Sie schnauft leise, sie ist müde und macht sich Sorgen.
    Es tut ihm Leid, dass sie nicht daheim ist, sagt er. Er würde gern ihre Stimme hören, er vermisst sie. Seine Arbeit scheint mit jedem Tag komplizierter zu werden, aber er macht jetzt Doppelschichten und ist hoffentlich bald wieder zu Hause. Er hatte eine unerwartete Ausgabe, irgendetwas mit seiner Miete. Ein Zuschlag, eine Art ›Bettgeld‹ oder so etwas. Eigentlich müsste ihm die Firma die Auslagen erstatten, aber das kann noch dauern, und deshalb fällt die Überweisung diesen Monat etwas kleiner aus.
    Er wünscht sich, er hätte sie selbst sprechen können. Er liebt sie. Vielleicht kann sie ihn morgen früh zurückrufen, vielleicht eine Stunde vor der ersten Schicht. Und in einem Monat oder so kann er möglicherweise ein paar Tage freibekommen und sie besuchen. Mach’s gut.
    Aiah öffnet die Augen und sieht sich unsicher im Zimmer um. Eine Plasmakugel mit dem Abzeichen von Gulman Shoes fliegt rotierend am Fenster vorbei. Sie betrachtet ihre Füße, den unförmigen Einkaufsbeutel. Dann fällt ihr wieder ein, was sie darin transportiert hat.
    Sie hebt den Beutel auf, schleppt ihn zum Küchentisch und öffnet ihn. Drinnen stecken drei Plasmabatterien, Kupfer- und Messingfolien in dicken Isolierungen aus Keramik, mit weißem Plastik überzogen. Schwer sind diese Dinger, miniaturisierte Ausgaben der großen Batterien, die sie im Keller der Rocketman-Verteilerstation gesehen hat.
    Aiah will nach und nach etwas Plasma aus ihrer Goldgrube abzapfen und es irgendwo verkaufen. Sie weiß noch nicht genau wo, aber sie muss ständig an Old Shorings denken. Sobald sie etwas Geld bei sammen hat, muss sie sich etwas Neues einfallen lassen, weil sie nicht ewig die Batterien herumschleppen kann.
    Sie steckt noch eine Decke, eine Feile, etwas leichtes Maschinenöl und ein paar Putzlumpen in den Beutel, und nach kurzem Überlegen auch ihr altes Lehrbuch über den Umgang mit Plasma. Sie duscht und fragt sich, ob sie sich noch die Haare trocken soll, entscheidet sich aber dagegen. Das Schildlicht bricht oben durch die Regenwolken, deshalb nimmt sie die zusammengeklappte Kurbel von der Wand und verstellt die Polarisation der Fenster, bis es im Zimmer dunkel ist. Sie fällt ins Bett und langt nach dem Wecker, um ihn etwas früher einzustellen, damit sie noch Zeit hat, um Gil anzurufen. Mitten in der Bewegung hält sie inne.
    Was will sie ihm eigentlich sagen? Dass sie eine Plasmaquelle gefunden hat, die Millionen wert ist? Dass sie die Quelle vorsichtig anzapfen und mit etwas Glück ein Vermögen verdienen wird, auch wenn sie am Ende höchstwahrscheinlich doch im Gefängnis landet? Sie könnte ihm natürlich auch erzählen, dass diese verdammte Plasmaquelle derart stark ist, dass sie von selbst explodieren und eine Katastrophe auslösen könnte, für die man sie, Aiah, verantwortlich machen wird.
    Sie kann sich nicht einmal vorstellen, wie er reagieren würde, aber es würde auf jeden Fall eine sehr vernünftige Reaktion werden. Er würde die Problematik in eine Reihe logischer Schritte zerlegen. Ist es zu spät, um noch umzukehren?, würde er fragen. Vielleicht würde er sie bitten, sich einen Anwalt zu suchen und sich an dessen Vorschläge zu halten. Oder er würde ihr einfach sagen, sie solle zum Psychiater gehen.
    Aiah nimmt den Wecker und stellt ihn fünfzehn Minuten früher ein.
    Sie wird ihm sagen, dass sie an einer angemessenen Visualisierung ihrer erfolgreichen Gedanken arbeitet.
     
    ■ ■ ■
     
    Aiah träumt von der Flammenfrau, von ihrem entsetzlichen Gang durch die Bursary Street, von der

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