Plasma City
Gelassenheit.
»Nein«, sagt Aiah.
Martinus dreht sich zu ihr um. »Haben Sie die Frau getötet?«, fragt er. Es läuft Aiah kalt den Rücken hinunter, als sie seinen nach wie vor gelassenen, geschäftsmäßigen Tonfall hört.
»Nein«, sagt sie noch einmal und fragt sich sofort, ob sie nicht etwas zu hastig geantwortet hat. Sie senkt die Stimme und bemüht sich, langsam zu sprechen. »Sie war die Flammenfrau in der Bursary Street. Als ich sie gefunden habe, war sie schon tot und lag hier, eine Hand an der Strebe.«
»Aha.« Eiskalt. »Wahrscheinlich kann so etwas auch durch einen Unfall passieren, aber wann immer ich es gesehen habe, steckte eine Absicht dahinter.«
Sorya steht neben der Strebe und schaut sie respektvoll an. Sie zieht ein tragbares Messgerät aus der Tasche und setzt die Krokodilklemme auf. Ihre Augen funkeln im Licht der Anzeige. Aiah sieht, wie Soryas Gesichtsausdruck sich verändert, während sie das Messgerät abliest.
Die blonde Frau hebt die andere Hand, beißt in den Zeigefinger eines Handschuhs, streckt die Hand aus und legt sie auf den Träger. Aiah zuckt zusammen und will zu der Frau stürzen, einen Protestschrei im Hals, der ihr nicht über die Lippen kommen will.
Sorya dreht sich lächelnd zu ihr um. In den grünen Augen funkelt ein kaltes Licht, etwas Helles und Unmenschliches, das sie aus dem Eisenträger herausgezogen hat. Sie nimmt die Hand wieder herunter.
»Nun gut, Miss Aiah«, sagt sie. »Ich glaube, wir sind im Geschäft.«
■ ■ ■
Mit dem Elton wird Aiah bis zu den Loeno Towers gebracht. Der Dreck aus den unterirdischen Gängen verschmiert die Sitze, aber Sorya scheint es nicht zu bemerken. Für die Reinigung der Sitze, denkt Aiah, sind sowieso andere Leute zuständig.
Als der Wagen auf die Zufahrt einbiegt, klappt So rya im Regal hinter ihrem Sitz ein Fach auf. Sie muss sich anstrengen, um einen schweren Beutel herauszuheben. Mit verkniffenem Lächeln wirft sie ihn Aiah in den Schoß. Aiah zuckt erschrocken zusammen, wie um sich vor einem Angriff zu schützen, als die klimpernde Last in ihrem Schoß landet.
»Zehntausend«, sagt Sorya.
»So billig verkaufe ich nicht«, antwortet Aiah.
»Das verlangt auch niemand«, sagt Sorya. »Es ist ein Vorschuss. Aber Sie dürfen nicht annehmen, dass Constantine irgendwo ein paar Millionen herumliegen hat.«
»Was Sie nicht sagen«, gibt Aiah zurück. Sie starrt verächtlich das Geld an, dann den Elton und den Chauffeur, der inzwischen unter dem Vordach gehalten und das Auto verlassen hat, um Aiah die Tür zu öffnen.
»Oh, Constantine besitzt sicherlich einige Millionen«, erklärt Sorya, »aber eine große Summe Bargeld zu bekommen, ist eine ganz andere Sache.«
Aiahs Tür öffnet sich, als der Chauffeur sie von außen berührt. Die gegenläufigen Turbinenräder wechseln eine Sekunde die Tonlage.
»Machen Sie keine Dummheiten damit«, warnt Sorya.
»Ich mache niemals Dummheiten mit meinem Geld.«
»Kaufen Sie sich kein neues Auto und keine Diamanten. Und auch nicht zehntausend Lotterielose. Tun Sie nichts, was die Aufmerksamkeit auf Sie lenkt.«
Aiah lächelt sie honigsüß an. »Darf ich mir ein Paar neue Schuhe kaufen?«
Sorya erwidert das Lächeln. »Sogar zwei, wenn Sie wollen.«
Aiahs Lächeln verblasst. »Vergessen Sie nicht, was ich gesagt habe.«
Sorya langt in die Tasche, holt eine dünne Zigarette hervor und hält einen Moment inne, den weißen Stab zwischen die Finger geklemmt. Sie mag solche Posen, denkt Aiah.
»Und ich möchte Ihnen in aller Freundschaft und Offenheit den Rat geben, nicht zu vergessen, was Constantine Ihnen gesagt hat, Miss Aiah«, sagt Sorya. »Wir sind keine kleinen Leute.« Sie zieht eine Augenbraue hoch, nimmt ein Platinfeuerzeug heraus, das vor Diamanten funkelt, und erweckt mit einem winzigen Daumendruck eine zierliche, goldene Flamme zum Leben.
»Geld ist auch kein kleines Ding«, erwidert Aiah. »Guten Tag.«
Der Chauffeur schließt die Tür, sobald sie ausgestiegen ist. Die anderen Mieter im Haus beobachten sie neugierig: eine verdreckte Mitarbeiterin der Behörde in gelbem Overall und Schutzhelm wird mit einem Elton vorgefahren, und ein Chauffeur hält ihr die Tür auf. Aiah findet, dass ihr Ansehen in dieser so sehr auf Status bedachten Welt der Loeno Towers deutlich gestiegen sein sollte.
Freundschaft und Offenheit. Aiah hat einiges bei Sorya entdeckt, aber diese beiden Qualitäten ganz sicher nicht.
Als sie durch den Vorraum des Gebäudes geht, sieht Aiah
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