Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
gekleidet, er trägt eine riesige blaue Windjacke, die bis zum Kinn zugezogen ist. Wenn er damit unauffällig aussehen möchte, hat er sich verrechnet. Aiah will hastig hinunterschlucken, aber der Bissen ist noch zu heiß, und sie nickt nur.
    »Ich bin Mr. Martinus. Ich soll Sie abholen.«
    Aiah schluckt hinunter. »In Ordnung«, willigt sie ein.
    »Hier entlang.«
    Hinter ihm zu laufen, das ist, als würde man hinter einer beweglichen Wand gehen. Er führt sie durch den Park und an einem Abschnitt vorbei, der als Trainingsgelände für die Krankenhauspatienten abgeteilt ist. Die Ecke sieht eher aus wie ein Gefängnishof, kahl und alt und dreckig. Zwei junge Rollstuhlfahrer kämpfen dort gegen den Wind an, rollen grimmig entschlossen hierhin und dorthin und drehen sich ewig im Kreis.
    Dahinter liegt ein Landeplatz. Zwei kleine Hubschrauber im Orange der Rettungseinheiten stehen mit hängenden Rotorblättern herum, daneben zwei Luftwagen. Einer ist ebenfalls orange und trägt das Abzeichen des Krankenhauses, der zweite ist glänzend schwarz und hat getönte Scheiben. Die Seriennummer beginnt mit einer dreistelligen Zahl, die den Wagen als Privatfahrzeug ausweist. Martinus führt sie zu diesem Wagen.
    »Ist das Ihr Auto?«, fragt Aiah. Es ist ein Sky Dart, sieht sie jetzt, ein klassischer TX3, wie sie gebaut wurden, bevor die Dart Company den Bach hinunterging.
    »Ich darf ihn benutzen«, sagt Martinus.
    »Dürfen Sie hier landen? Es ist immerhin ein Krankenhaus.«
    »Niemand hat mich davon abgehalten. Es ist außerdem ein öffentlicher Landeplatz, auch wenn er sonst nur vom Krankenhaus benutzt wird.« Er tippt den Code ins Zahlenschloss des Wagens, und die Tür rollt nach oben. Es ist ein Viersitzer mit doppelter Steuerung. Martinus dreht sich zu Aiah um und hilft ihr auf einen Vordersitz, dann setzt er sich neben sie.
    Aiah ist noch nie geflogen und wird nervös. Sie starrt das Sandwich an, das sie noch in der Hand hat und weiß nicht recht, was sie damit tun soll. Der Appetit ist ihr jedenfalls längst vergangen. Sie legt es auf den Schoß und nestelt unbeholfen mit den Sicherheitsgurten herum. Martinus langt hinüber und lässt die Verschlüsse mit raschen, geübten Bewegungen seiner riesigen Hände einschnappen. Aiah sieht dicke Schwielen auf den Knöcheln und überlegt sich, dass er wahrscheinlich intensiv den Faustkampf trainiert hat. Oder, denkt sie dann, oder vielleicht war es überhaupt kein Training.
    Die Angst kriecht auf Spinnenbeinen durch ihren Bauch. Vielleicht wird sie diese Sache nicht überleben. Aber nein – wenn die sie wirklich umbringen wollen, dann hätten sie …
    Martinus zieht sich einen Kopfhörer über die Ohren und geht eine Checkliste durch, die mit Wachsstift auf dünnes, abwaschbares Plastik geschrieben ist. Der Anlasser würgt und spuckt wie ein exotisches Tier, dann heulen die Triebwerke auf. Martinus schaut hinaus und sieht zu, wie die Turbinen auf Touren kommen, dann geht er noch einmal die Instrumente durch. Stirnrunzelnd arbeitet er die Checkliste ab, steckt Kabel in Buchsen und programmiert den Computer des Wagens mit dem neuen Ziel. Als nach einer Weile bernsteinfarbene Lichter anzeigen, dass alles in Ordnung ist, greift er zur Steuerung.
    Plötzlich ist die Luft voller Plasma. Aiah spürt, wie sich die Haare auf den Armen sträuben. Die Turbinen heulen auf, dann ist der Wagen in der Luft und schwebt auf einem Plasmastrahl seinem Ziel entgegen. Aiahs Magen bleibt zurück, vom Geruch des Bratfetts, in dem ihre Fischfrikadelle geschwommen ist, wird ihr auf einmal übel. Bald nach dem Start wird das Heulen der Turbinen leiser. Aiah schaut aus dem Fenster und betrachtet die tief unter ihr liegende Stadt. Endlos weit erstrecken sich die grauen Dächer, bis zum Horizont und noch weiter. Nur hier und dort ragen Hochhauskomplexe etwas höher auf. Die Mage Towers oder Loeno oder die Gegend um die Bursary Street scheinen wie mit Krallen nach dem Luftwagen zu greifen … es ist ein wenig beängstigend, wenn man so weit sehen kann, wenn man den Horizont sehen kann, ohne dass ein düsteres Bürogebäude oder die Ziegelmauer eines Wohnblocks den Blick verstellt …
    Und dann sinken sie wieder und die Gebäude wachsen ihnen entgegen. Direkt unter sich erkennt sie die Betonfläche einer Landeplattform, deren Mittelpunkt mit einem großen Symbol markiert ist. Martinus regelt den letzten Teil des Anflugs mit der Handsteuerung, ein Auge auf die Anzeigen eines Geräts gerichtet, das wie eine

Weitere Kostenlose Bücher